Kirchheim
Hitzestress beim Festival

Veranstaltung Das 16. „Rollschuhplatz Open Air“ litt unter der Hitzewelle des Wochenendes: Perfekter Samstag mit „Manfred Mann‘s Earth Band“, tropische Temperaturen am Sonntag. Von Günter Kahlert

Die Bastioniken hatten wieder mal das richtige Händchen. Als „Headliner“ für den Samstagabend beim „Rollschuhplatz Open Air“ 2019 ist Manfred Mann mit seiner „Earth Band“ engagiert - ein Volltreffer. Der Rollschuhplatz proppenvoll, die Stimmung großartig. Obwohl die großen Zeiten der Band schon viele Jahre zurückliegen, spielt das keine Rolle. Man hat das Gefühl, die Fans auf dem Platz kennen das komplette Repertoire der Band, auch wenn es keine Charthits sind. Und es sind nicht nur die „Altvorderen“, die auf den Rollschuhplatz gekommen sind, der Altersmix ist erstaunlich. Viele dürften bei der Gründung der Band 1971 noch nicht mal geboren sein. Wahrscheinlich stießen einige der Jungen über die House-Remixes von „Blinded by the light“ und „I came for you“ zu Manfred Mann. Aber das ist auch nicht entscheidend, die Sache funktioniert.

Der Top-Act am Samstag war ein Volltreffer. Mafred Mann‘s Earth Band zog nicht nur die Altvorderen, sondern auch die vielen jung

Der Top-Act am Samstag war ein Volltreffer. Mafred Mann‘s Earth Band zog nicht nur die Altvorderen, sondern auch die vielen jungen Besucher in ihren Bann. Foto: Johannes Stortz

Die Herren kommen auf die Bühne, und vor dem ersten Ton gibt‘s Jubel. Dann geht es erst mal gelassen los, kein Hammerteil, um die Menge anzuheizen, das brauchen sie gar nicht. Aber natürlich dosieren sie ihr Hits clever. Als zweiten Titel gleich mal „Don‘t kill it Carol“ - das Publikum tobt. Und so geht‘s dosiert weiter: „You angel you“ mit wunderschönem akustischen Intro, „Father of day, father of night“, „I came for you“. Da gehen dann auch die ersten Handylampen hoch. Ok, früher hat man Feuerzeuge genommen, aber das ist lange her.

Die Bastionsband trotze der sonntäglichen Mittagshitze (bild oben). Die Clowns Ferdinand und Beppo brachten die Kinder zum Lache
Die Bastionsband trotze der sonntäglichen Mittagshitze.

In der aktuellen Besetzung stammt neben Manfred Mann nur Gitarrist und Sänger Mick Rogers aus der Ur-Formation. Sänger Robert Heart (seit 2011) war früher die Stimme von „Bad Company“, auch keine schlechte Adresse. Auf der Bühne ist Manfred Mann eher der Mann „mit Hut“ im Hintergrund, umgeben von seinen acht Keyboards. Das Agieren mit dem Publikum überlässt er Mick Rogers und Robert Heart. Nur wenn er sich bei einigen Stücken sein Roland-Gitarren-Keyboard umhängt, ist der inzwischen auch schon 78-jährige Musiker mal der Mittelpunkt auf der Bühne.

Am Schluss dann - logisch - noch das Hit-Feuerwerk. „Blinded by the light“ und „Davy‘s on the road again” - der ganze Rollschuhplatz zeigt sich „refrainsicher”. Als Zugabe eine Rockabilly-Version des 64er-Hits „Do wah diddy” ist ganz schön abgefahren - wieder sangen alle mit. „Mighty Quinn” mit Einsprengseln von James Browns „Sex Machine“ und „Alright Now“ von Free als Finale beschließt einen außergewöhnlichen Abend. Dass es sich am Samstagabend angenehm abgekühlt hat und chillige 22 bis 24 Grad mit einer sanften Brise herrschen, rundet die Sache noch ab.

Die Aufführungen der Musikschule waren von der Hitze gezeichnet.

Am Sonntag ist die Hitze dann doch ein Thema. Ab 11 Uhr spielt die Bastionsband ihre großartige Tour durch 50 Jahre Rock- und Pop-Classics. Die Wetter-App zeigt 30 Grad, gefühlt 35. Na toll, das fängt ja gut an. Alle schattigen Stellen auf dem Rollschuhplatz sind besetzt - nur sind das leider nicht so viele. Das gleiche Bild im Übrigen auch beim benachbarten Stadtfest auf dem Marktplatz. Bastionsband-Frontmann Günther Scheuring zeigt Verständnis: „I woiß ed, ob i freiwillig do her komma wär.“ Und so zieht sich der ganze „Familien“-Nachmittag danach etwas zäh und schweißtreibend, die Temperaturen liegen mittlerweile bei 36 Grad. Wirklich schade für die klasse Aufführungen der Musikschule und des Ludwig-Uhland-Gymnasiums.

Immerhin waren gut 30 Kinder unter den Sonnenschirmen beim Kindertheater „Kakerlaki“ mit den Clowns Ferdinand und Beppo. Immer wieder kam ein Wassersprüher zum Einsatz, um den Kleinen und ihren Begleitern wenigstens ein bisschen Abkühlung zu verschaffen.

Der nächste Musik-Act „Caballo Negro“ wird vorsichtshalber auf 18 Uhr verschoben. Die Salsa-Band macht zwar eigentlich die passende Musik für heiße Temperaturen, aber der normale Kirchheimer ist halt kein Latino, der die Hitze locker wegsteckt. Aber der Platz füllt sich allmählich wieder. Als „Pigeons on the gate“ schließlich um 20 Uhr auf die Bühne kommen, ist alles gut. Die direkte Sonne ist weg, und der irische Folk und Pop macht Laune. Ein schöner Abschluss für das hitzegestresste „Rollschuhplatz Open Air“. Vor allem: Respekt für die Künstler und die Bastions-Mannschaft, die das alles in diesem Brutofen durchgezogen haben.