Kirchheim
Hughes bringt neues Album raus: Liebe kennt keine Grenzen

Musik Mit seinem neuen Mini-Album „Contemporary Love“ will der ehemalige Kirchheimer Daniel Hughes auf den Wandel von Liebe und Partnerschaft in der heutigen Zeit aufmerksam machen. Von Alicia Schaub

Send me a letter from your heart, babe.“ Dies waren die ursprünglichen Zeilen eines Songs von Daniel Hughes. Das Lied thematisiert eine Liebesgeschichte in den 60er-Jahren. Jedoch war ein grundlegender Gedanke des musikalischen Werks veraltet, wie der Musiker erfahren sollte: „Eine Freundin von mir – sie ist eine junge Feministin – fand den Begriff „Babe“ unpassend. Heutzutage empfinden manche das Wort als diskriminierend, es passt nicht mehr zu jeder Lovestory.“ Der Musiker taufte infolgedessen das Wort „Babe“ in „Dave“ um. „Dadurch entstand ein

 

„Unsere zeitgenössische Liebe ist freier
und offener geworden.
Daniel Hughes
über den Wandel, den romantische Beziehungen zurzeit erleben

 

schwules Liebeslied. Ich entwickelte daraufhin die Idee, meine neue EP über die Liebe aus der sich verändernden Perspektive meiner Generation zu machen.“

Der Begriff EP kommt aus dem Englischen und steht für „Extended Play.“ Er umschreibt eine Schallplatte oder CD, bei der es sich weder um eine Single noch um ein vollständiges Album handelt. Daniel Hughes EP „Contemporary Love“ besteht aus sieben Songs. Er selbst bezeichnet den Klang seines „Mini-Albums“ als eine Mischung aus Soul und Alternative R&B. „Das war zuvor nie mein Stil. Früher hab ich mich mehr im Pop und Jazz zu Hause gefühlt. Aber durch „Contemporary Love“ habe ich nun eine neue musikalische Heimat gefunden“, erzählt der gebürtige Kirchheimer lächelnd.

Heute wohnt Hughes in Frankreich, besucht aber regelmäßig seine Familie in Kirchheim. Der Künstler ist mit verschiedenen Musikprojekten oft im süddeutschen Raum zu hören und zu sehen. In seiner Heimstadt gab der Musiker vor seinem Umzug eine Zeitlang Unterricht an Kirchheimer Musikschulen und setzte sich für verschiedene soziale Projekte ein. So engagierte er sich beispielsweise ehrenamtlich bei der Initiative „Foodsharing“ in Kirchheim. 

Seine Texte behandeln Themen wie Homosexualität und Polyamorie. „Liebe entwickelt sich in den jungen Generationen zu etwas, das viel freier gelebt wird als in den Generationen unserer Eltern und Großeltern“, erklärt der Musiker und ergänzt: „Ich finde es spannend, diesen gesellschaftlichen Wandel zu beobachten und dem Thema aufgeschlossen gegenüberzutreten.“ Viel mehr verrät der Künstler über den Inhalt seiner neue EP jedoch nicht: „Ich möchte den Zuhörerinnen und Zuhörern Raum für eigene Interpretationen lassen.“

Projekt mit Startschwierigkeiten

Wie so viele, leidet auch die Musikbranche unter der Covid-19-Pandemie und ihren Folgen. Auch Daniel Hughes blieb von ihr nicht verschont. Zahlreiche seiner Konzerte wurden abgesagt und Spielmöglichkeiten gab es höchstens digital: „Anfang des Jahres konnte ich nur mithilfe der November- und Dezemberhilfe sowie Spenden meiner Familie überleben.“ Für den Musiker war dies eine Belastung, der er dauerhaft nicht standhalten konnte. „Ich kämpfte eine Zeit lang mit kleineren Depressionen durch Geldsorgen und soziale Isolation“, erklärt er. 

Jedoch erkannte der Künstler bald, wie er seine Situation zur musikalischen Weiterbildung nutzen konnte. „Ich packte meine Gefühle in Songs. Dabei entstanden in knapp vier Monaten um die 40 Lieder“, erzählt er stolz. „Contemporary Love“ umfasst einige dieser Werke. 

Als Daniel Hughes schließlich von einem Corona-Stipendienprogramm für Künstler des „Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg“ Wind bekam, nutzte er die Chance: „Mit der Hoffnung das Stipendium zu bekommen, leitete ich alles in die Wege.“ Mit dem Fördergeld in der Tasche stand der Veröffentlichung fast nichts mehr im Wege. „Ohne die Unterstützung verschiedener Kollegen und Kolleginnen, die mir ihre professionellen musikalischen Dienste zu Freundschaftspreisen zur Verfügung gestellt haben, hätte ich diese EP nicht machen können“, erklärt Daniel Hughes von Dankbarkeit ergriffen. Die auf dem „Mini-Album“ zu hörenden Instrumente hat er größtenteils selbst eingespielt. „Unterstützung hatte ich durch zwei Sängerinnen und bei Gitarre und Saxofon durch Mitglieder meiner früheren Bandprojekte“, erzählt er. 

Mittlerweile kann die EP auf allen Online-Plattformen gestreamt und gekauft werden. Daniel Hughes zeigt sich glücklich. „Jetzt muss das Ganze nur noch viral gehen“, erzählt er lachend. Neben Kontakten zu den Kulturradios, plant Daniel Hughes im Frühsommer 2020 eine Tour. Für den aus Kirchheim stammenden Musiker darf seine Heimatstadt dabei natürlich nicht fehlen.