Kirchheim
Hunde hüpfen über Hürden

Haustiere „Agility“ ist echter Sport für Hunde und Herrchen oder Frauchen. Die Vierbeiner müssen beweglich sein und bei hohem Tempo Anweisungen ihrer Führer sofort umsetzen. Von Katharina Daiss

Ein rotes Seil schwirrt durch die Luft. Liv, die schwarz-weiße Border-Collie-Hündin, rast wie ein geölter Blitz hinterher - und schnappt es im Flug. Begleitet von der braun-weißen Xini bringt sie das Spielzeug zurück zu Frauchen Sarah Lipinski. Die hat in der Zwischenzeit schon einen kleinen Hinternis­parcours aufgestellt. Denn sie trainiert ihre Hunde in Agility.

„Das ist eine Sportart für bewegliche Hunde, die keinen schweren Körperbau haben“, erklärt die 27-Jährige. Zweimal pro Woche trainiert sie mit ihren Hündinnen bis zu drei Stunden auf dem Gelände der „Hundesportfreunde Kirchheim“. Vor dem Training denkt sie sich neue Parcours für die Border Collies aus. Dabei achtet sie stets auf die Fähigkeiten der beiden: „Liv ist rasant, da muss ich früh Impulse geben. Xini sieht nicht mehr so gut, deshalb lasse ich sie nicht mehr über Hindernisse springen.“

Nach der Aufwärmübung beginnt Sarah Lipinksi mit dem „Einspringen“. „Itz, Itz, De“, dirigiert die junge Frau ihre Liv. Diese springt zweimal links über die Hürde und einmal rechts. Die Befehle hat sich die Wendlingerin mit einer Freundin ausgedacht. Sie beobachtet ihre Hündin ganz genau und belohnt die gute Leistung mit einem kurzen Seilspiel. Die dreijährige Liv weiß die Kommandos umzusetzen: Sie kann links und rechts unterscheiden, kann auf Befehl außen oder innen an einem Hindernis vorbei und begreift sofort, wie weit sie sich von ihrer Halterin entfernen soll. Nach ein paar Runden ist für die Hündin Pause angesagt. Sie kann sich nun ausruhen und ihren Durst stillen. Das Training ist anstrengend für die Border Collies, und Sarah Lipinski gibt acht, ihre treuen Vierbeiner nicht zu überfordern.

Nun ist Xini an der Reihe. Zunächst steht sie ganz ruhig vor den weißen Stangen. Dann kommt der Befehl, und die betagte Hündin schießt los. Sauber schlängelt sie sich trotz schlechter Augen in einem Affenzahn um die Stangen, doch die letzten beiden lässt sie einfach aus. Ihre Halterin ändert minimal den Tonfall, und die Hündin begreift sofort. Beim zweiten Versuch windet sie sich sauber um alle Stangen. Sarah Lipins­ki freut sich und lobt ihren gebliebten Vierbeiner um so mehr.

Die Mittagshitze setzt langsam ein, das Training wird beendet. Die Hunde spielen, während ihre Halterin die Geräte aufräumt. „Die sind daheim extrem ruhig. Nur auf dem Trainingsgelände drehen sie so auf“, lacht Sarah Lipinski. Sie wirft das rote Seil, und Liv saust hinterher. Xini tollt um das schwarz-weiße Energiebündel herum.

Bald ist ihr Urlaub vorbei. Dann arbeitet die junge Frau wieder in einer stationären Jugendhilfe als Kindheitspädagogin. Liv begleitet sie dabei öfter. „Ich achte immer darauf, dass sie Rückzugsmöglichkeiten hat“, erklärt ihre Halterin. Die Kinder haben die junge Hündin schon lange ins Herz geschlossen. Besonders die Kleineren gehen gerne mit ihr spazieren. Die Pädagogin konnte schon beobachten, dass ihnen manchmal das Erzählen leichter fällt, wenn sie dabei ihre Hände in dem weichen Fell vergraben. „Meistens merken die Kinder gar nicht, dass sie Liv streicheln“, erzählt Sarah Lipinski nachdenklich.

Xini verbringt diese Tage meistens zu Hause in Wendlingen. Manchmal kümmert sich auch Sarah Lipinskis Mutter um die Hunde. Sie hat ihre Tochter damals auf den Hundeplatz mitgenommen und ihre Leidenschaft geweckt.