Jürgen Matuschek ist mit seinem Akkordeon schon weit in der Welt herumgekommen. „Mit verschiedenen Orchestern war ich auf Konzertreisen in Irland, Israel und Ungarn. Und in den USA habe ich auf zwei Tourneen den ‚American Way of Life‘ kennengelernt“, erzählt Matuschek. Auch in Südamerika war er schon zu hören: Er hat in Brasilien und Chile konzertiert. Zentrum der Arbeit ist für den Musiker, der mit seiner Familie in Notzingen wohnt, jedoch Wernau. Dort ist er Dirigent des Akkordeonvereins und seit 27 Jahren musikalischer Leiter der Musikschule.
Als im Jahr 1995 der damalige Musikschulleiter Jochen Volle an die Städtische Musikschule Esslingen gewechselt hatte, bekundete Matuschek Interesse an dessen Nachfolge. „Da sich auf die freie Stelle zahlreiche Bewerber gemeldet hatten, waren meine Erwartungen nicht besonders hoch. Aber ich sagte mir: Probier‘s einfach“, erinnert sich Matuschek, der damals bereits als Akkordeonlehrer an der Wernauer Musikschule gearbeitet hat. Sein Konzept überzeugte die Auswahlkommission: Als neuer Chef konnte er die Aufbauarbeit, die Volle nach einer zuvor schwierigen Phase der Musikschule begonnen hatte, nahtlos fortsetzen. Heute steht die Wernauer Schule, die ihr Domizil im Haus der Musik am Bahnhofsplatz hat, mit einem breiten Unterrichtsangebot und mehr als 400 Schülerinnen und Schülern auf einem guten Fundament. Jürgen Matuschek ist zufrieden: „Wenn ich in einigen Jahren in den Ruhestand gehe, hinterlasse ich der neuen Schulleitung ein bestelltes Feld, das eine fruchtbare Weiterentwicklung ermöglicht“.
Basis hierfür ist die organisatorische Struktur: Axel Egerer führt als Vorsitzender den Verein Musikschule, und die Geschäftsführung liegt in den Händen des Wernauer Stadtkämmerers Michael Bauer. Diese Arbeitsteilung sorgt für Freiräume, in denen der Musikschulleiter inhaltliche Akzente setzt. Neben den musikpädagogischen Aufgaben spielen die Unterrichtsorganisation sowie die Planung von Konzerten und anderen Events eine zentrale Rolle. „Wir sind ein harmonisches Leitungsteam, und die Arbeit im Lehrerkollegium ist getragen von Engagement und kollegialem Miteinander“.
Hundert Bewerber auf sechs Plätze
Geboren wurde der heute 63-Jährige in Lorch-Waldhausen im Remstal. Seine Mutter spielte die diatonische Harmonika und der Vater, ein begeisterter Hobbymusiker, unterrichtete im örtlichen Akkordeonverein den musikalischen Nachwuchs. „Ich bin in die Musik hineingewachsen“, erinnert sich Matuschek. Mit fünf Jahren hat er auf der Melodica begonnen und ein Jahr später im Unterricht bei seinem Vater die ersten Schritte auf dem Akkordeon gemacht. Als 14-Jähriger wechselte er zu einem professionellen Akkordeonlehrer, und zwei Jahre später nahm ihn der bekannte Akkordeonist Georg Renz unter seine Fittiche.
Dieser förderte das außergewöhnliche Talent des jungen Musikers und motivierte ihn, nach dem Abitur ein Musikstudium am Hohner-Konservatorium in Trossingen aufzunehmen. „Damals waren bei 100 Bewerbern nur sechs Studienplätze frei. Ich rechnete mir kaum Chancen aus und spielte bei der Aufnahmeprüfung mein Programm ganz unbeschwert“. Vielleicht war das der Schlüssel zum Erfolg: Der Musiker wurde in die Klasse des renommierten Dirigenten und Akkordeonsolisten Karl Perenthaler aufgenommen. Die Ausbildung in Trossingen war umfassend: Nicht nur der Akkordeon- und Klavierunterricht forderten vollen Einsatz, auch mit der Melodica musste sich Matuschek beschäftigen. Und er erhielt Dirigier- und Theorieunterricht: „Das Studium war hart, bereitete mich jedoch bestens auf das Berufsleben als Lehrer und Dirigent im musikalischen Amateurbereich vor“.
Von diesen Erfahrungen profitierte Jürgen Matuschek, als er 1982 die musikalische Leitung der Harmonikafreunde Plochingen übernahm. Bereits drei Jahre zuvor war er mit dem Akkordeonverein Wernau in Kontakt gekommen. „Das Orchester suchte eine Aushilfe für eine Konzertreise. Daraus entstand eine bis heute währende fruchtbare Zusammenarbeit“. Nicht nur als Dirigent im Verein sind für Jürgen Matuschek Niveau und Vielfalt wichtig - auch an der Musikschule setzt er auf Qualität. Man müsse die Schülerinnen und Schüler mit einem lebendigen Unterricht und inspirierender Literatur für eine lebenslange Beschäftigung mit der Musik begeistern.