Sie ist 40 Jahre alt und seit 15 Jahren Grundschullehrerin. Ihren Namen möchte die Dettingerin nicht in der Zeitung lesen. Für das Schuljahr 2026/27 hat sie ein Sabbatjahr beantragt. Zeit zum Durchatmen in einem immer belastender gewordenen Berufsalltag. „Ich hoffe, einen Weg zu finden, in dem ich nicht mehr das Gefühl habe, ich muss das Schulsystem verlassen. Einen Weg, auf dem ich körperlich und mental gesund bis zur Rente durchkomme“, sagt die 40-jährige, die angesichts der steigenden Belastung im Lehrerberuf mit diesen Sorgen nicht alleine ist.
Personalmangel täglich spürbar
Den Personalmangel an der Schule spüre man täglich, berichtet sie aus ihrem Alltag. Das zeige sich beispielsweise bei den den Vertretungsstunden zum Opfer fallenden Sprachförderstunden. Dazu fehle es aufgrund von Personalmangel an allen Ecken und Enden bei der Schulsozialarbeit. „Es gibt immer mehr Kinder mit Förderbedarf. Das reicht von der Lese- und Rechtschreibschwäche über ADHS bis hin zu Traumata bei Kindern aus den Kriegsgebieten. Sie bräuchten individuell viel mehr Aufmerksamkeit und wir Lehrkräfte dazu die Unterstützung von geschultem Fachpersonal. Das ist aber nicht ausreichend verfügbar.“ Es sei belastend, dem Ganzen nicht mehr gerecht werden zu können.
Jeder meint, er könne mitreden.
Man sperre sich nicht gegen innovative Schulprojekte, aber die Vorgaben dürften nicht immer mehr zu Lasten der Schulen gehen. „Man kann Sätze wie: ‘Es braucht eben Mut, um den Job gut zu machen’ nicht mehr hören. Das ist eine unzumutbare Aussage. Vielmehr geht es darum, dass die Rahmenbedingungen nicht stimmen.“ Es kämen immer mehr Bürokratie und Aufgaben dazu, bei zu wenig Schultern, auf die sie verteilt werden können, so die Lehrerin. „Dazu fehlt es an Wertschätzung für unsere Arbeit. Jeder meint immer, er könne mitreden. Vorurteile wie jene, dass Lehrer faul seien, gibt es immer wieder. Das ist vor allem für die schwer zu ertragen, die eigentlich für ihren Beruf brennen, wozu ich mich zähle.“ Zu unflexibel seien auch die Teilzeitregelungen, bei denen mindestens 75 Prozent Pflicht seien.
Noch sei sie nicht so weit zu kündigen, „ich habe aktuell noch keinen Plan B und den braucht es. Wobei man als Lehrkraft sicher auch andere Optionen hat.“ Der Beruf samt Beamtenstatus biete klar viele Sicherheiten, „trotzdem denke ich darüber nach, ob ich noch die nötige Freude und Energie dafür dauerhaft aufbringen kann.“ Das bevorstehende Sabbatjahr sei nun zumindest ein vorläufiger Strohhalm.