Der Weg zum globalen Klimaschutz beginnt mit kleinen Schritten vor Ort. Auf diesen Gedanken konnten Besucher des Kirchheimer Bürgerforums „Klimaschutz vor Ort beginnen“ kommen, wenngleich die verschieden farbigen Fußabdrücke auf dem Parkett der Stadthalle etwas anderes symbolisieren sollten. Hier konnte jeder seinen individuellen C02-Fußabdruck ausrechnen, indem er auf dem aufgeklebten Fußpfad Aussagen zu Alltagssituationen mit Punkten bewerten musste wie: „Ich setze LED-Lampen ein“, „Ich trockne Wäsche an der Leine“ oder „Ich schalte TV, Drucker und Computer immer über die Steckerleiste aus“ - je weniger Punkte man sich gab, desto geringer war der Fußabdruck.
Es sollte an diesem Abend aber weniger um ein schlechtes Gewissen, sondern vielmehr um Ideen und Lösungsansätze für einen wirksamen Klimaschutz gehen und wie die Bürger ihren persönlichen Alltag im Jahr 2030 klimatechnisch „positiv beeinflussen“ wollen. Klimaschutz geht wirklich alle an, das wollten die Vertreter der Stadtverwaltung in die Tat umsetzen und ihre Bürger zu Wort kommen lassen. Ganz konkret konnten mehr als 80 Kirchheimer an diesem Abend ihre Expertise zu verschiedenen Klima- und Umweltthemen einbringen - je nach Neigung und Wissen. An sieben Arbeitstischen sollte es nach der Begrüßung durch Bürgermeister Günter Riemer und einem Impulsvortrag der neuen Klimaschutzmanagerin von Kirchheim, Dr. Beate Arman, neue Ideen für die verschiedenen Lebensbereiche der Stadt geben. Moderator des Abends war Helmut Bauer vom Tübinger „Fortbildungsnetzwerk Klimawandel & Klimaanpassung“: „Ich hoffe, Sie wissen, dass Sie arbeiten müssen“, entließ er die Besucher des Bürgerforums in die Expertenrunden.
Natürlich durften erneuerbare Energien nicht fehlen, ebenso wenig wie klimabewusster Konsum oder energetische Haussanierungen. Die Unternehmen, die nach Angaben von Beate Arman 70 Prozent des Stroms verbrauchen, müssen auch in die Pflicht genommen werden, ihnen wurde entsprechend ein Arbeitstisch gewidmet. Was alle „bewegt“, ist das Thema umwelt- und menschenfreundliche Mobilität in und um Kirchheim. Es hatte ebenso seinen Tisch wie klimagerechte Stadtplanung und die Anpassung an die Klimafolgen. Letzteres betraf vor allem die Land- und Forstwirtschaft. Neben einigen Gemeinderäten verschiedenster Couleur hatte sich auch der künftige Stadtverantwortliche unter die Bürgerschaft gemischt: Dr. Pascal Bader, ab März Oberbürgermeister der Teckstadt, hörte interessiert zu und nahm vielleicht schon einige Ideen mit.
An jedem Tisch saß ein Experte, und der kam meistens von der Stadt, wie Iris Sommer am „Erneuerbare Energien“-Thinktank. Dort ging es hoch her, neben einigen Wasserstoff-Enthusiasten konnte man sich auch für die Solar- energie begeistern. Was manchen Politiker überraschen dürfte: Die Bürger sind bereit, auch finanzielle Opfer zu bringen, um die Schritte zu einem wirksamen Klimaschutz zu gehen. Als eines der Ergebnisse des runden Tisches wurde eine Verpflichtung für Häuslebauer, bei Neubauten Solaranlagen auf dem Dach anzubringen, anschließend an die Ergebnistafel gepinnt.
Wenig Energie erzeugt
Allerdings sei der Anteil der selbst erzeugten Energie am Verbrauch der Stadt relativ gering: Lediglich 7,15 Prozent werden vor Ort erzeugt. Damit liegt Kirchheim deutlich unter dem Landesschnitt von 18 Prozent. „Da ist noch Luft nach oben“, befindet Beate Arman. Apropos Luft: Die Windkraft sah die Diskussionsrunde am „Energie-Tisch“ eher kritisch. Allerdings gab es auch hier wieder Spezialwissen eines Teilnehmers, das eventuell eine Lösung sein könnte: kleine Windräder mit neuartige Rotoren, die sich in der Horizontale drehen und weniger Lärm verursachen. Außerdem müssten Dachflächen genutzt werden, vor allem bei Industriebauten. Sogar mit Solarzellen „überbaute Äcker“ können sich einige Teilnehmer vorstellen.
Am Ende des Abends waren alle Tafeln voll mit Zetteln geheftet. Das Bild stand symbolisch für das Fazit: Die Bürger haben geliefert, jetzt liegt der Ball bei der Stadt.