Kirchheim
Im Bulkesweg in Kirchheim dürfen Radfahrer nicht überholt werden

Verkehr Die Komplettsanierung des Bulkeswegs zwischen dem Kirchheimer Hochhaus in der Aichelbergstraße und der Tannenbergstraße ist beendet. Entstanden ist dort Kirchheims erste Fahrradstraße. Von Antje Dörr

Im Bulkesweg sind Fahrradfahrer die Taktgeber. Foto: Markus Brändli

„Fahrradstraße“: Dieses Schild sticht jedem ins Auge, der von der Tannenberg- oder Aichelbergstraße in den neu sanierten Bulkesweg abbiegt. Autos dürften das jetzt deutlich weniger sein, denn das Schild, die schmale Fahrbahnbreite und die Tatsache, dass der motorisierte Verkehr sich an den Radverkehr anpassen muss, wirken eher abschreckend auf alle, die nicht zwingend in den Bulkesweg müssen – auch wenn Autofahren weiterhin grundsätzlich erlaubt ist. Statt 6,50 Meter ist die Straße jetzt nur noch 4,50 Meter breit. Dafür wurden die Gehwege auf zwei Meter verbreitert. Radler sind im Bulkesweg künftig die Taktgeber, und um das deutlich zu machen, prangen große Fahrradsymbole mitten auf der Straße – nicht, wie sonst üblich, am Rand. Fahrräder zu überholen, ist hier übrigens verboten.

 

Wenn die Straße offen ist, muss man alle reinlassen.
Bürgermeister Günter Riemer erklärt, warum die Sanierung länger gedauert hat als geplant.

 

Den Schleich- und Durchgangsverkehr auszubremsen war ein Ziel, das die Stadt Kirchheim als Bauherrin mit der Komplettsanierung des Bulkeswegs und der Ausweisung der ersten Fahrradstraße verfolgt hat. Der Einmündungstrichter von der Aichelbergstraße in den Bulkesweg ist stark verkleinert worden – mit der Absicht, die Einfahrt für Lkw praktisch unmöglich zu machen. Eigentlich ist die komplette Straße umgekrempelt worden, was auch zu Teilen die nicht unerhebliche Dauer der Maßnahme erklärt. Kanalisation, Wasser- und andere Leitungen, Bushaltestellen, Straßenbelag, Beleuchtung: alles wurde erneuert und modernisiert.

Radfahren auf der Straße statt am Rand? Ist in Fahrradstraßen wie dem Bulkesweg erlaubt. Autos müssen sich an die Geschwindigkeit der Radler anpassen. Foto: Markus Brändli

Ganz so lange, wie es am Ende gedauert hat, wollte die Stadt den Bulkesweg aber eigentlich nicht sperren lassen. Baubeginn war im August 2022, sagt Bürgermeister Günter Riemer auf Nachfrage. Fertig sein wollte man Ende Juli 2023. Es ist dann März 2024 geworden. Dass sich das Ende der Maßnahme derart nach hinten verschoben hat, liegt laut dem Kirchheimer Bürgermeister unter anderem daran, dass Telekom und Netze BW erst nach Abschluss der Planungen recht umfangreiche Maßnahmen bekannt gegeben haben. Beispielsweise hätten alle Gebäude einen neuen Stromanschluss bekommen. Sich diesem Plan zu verweigern, kam für die Stadt selbstverständlich nicht in Frage. „Wenn die Straße offen ist, muss man alle reinlassen“, sagt Riemer. Probleme mit zu wenigen Fachkräften bei Subunternehmern und Schwierigkeiten bei der Lieferung von Material, unter anderem von Pflastersteinen, hätten zu weiteren Verzögerungen geführt. Die Kosten für die Komplettsanierung werden am Ende bei rund 3,5 Millionen Euro liegen, rund eine halbe Million mehr als geplant. 

Das berühmte Plateau in der Tannenbergstraße, das der Straßenbaufirma zunächst zu hoch geraten war, ist ebenso Teil der Maßnahme gewesen wie der Umbau des Parkplatzes nördlich der Tannenbergstraße. Weil entlang des Bulkeswegs viele Parkplätze weggefallen sind, musste dieser erweitert werden. Dass nicht alle Bewohner mit den weiteren Wegen zwischen Parkplatz und Wohnung glücklich sind, weiß Günter Riemer. „Wir schränken natürlich bei dem einen oder anderen die Bequemlichkeit ein“, sagt er. Die Straße sei jedoch immer „viel zu dicht beparkt“ gewesen.

Die Komplettsanierung des Bulkeswegs zwischen Aichelbergstraße und Tannenbergstraße ist abgeschlossen. Quelle: OpenStreetMap Deutschland

Bei einer einzigen Fahrradstraße soll es in Kirchheim nicht bleiben. Ziel ist laut Günter Riemer eine gute Radverbindung in die Innenstadt. „In der nächsten Gemeinderatssitzung werden wir die Fortschreibung der Radwegekonzeption vorstellen, mit umfassenden Planungen“, sagt er. Einer der Pläne betrifft die Bismarckstraße, die ebenfalls Fahrradstraße werden soll. „Wir sind froh im Sinne der Verkehrswende, dass der Gemeinderat den Mut gehabt hat, diese erste Fahrradstraße zu beschließen“, sagt Günter Riemer. Dort könne man nun Erfahrungen sammeln, „wie Autofahrende und Fahrradfahrende miteinander klarkommen“. Der neu gemachte Bulkesweg soll auch eine Verbesserung des Schulwegs der Kinder in Richtung Teckgrundschule sein. Um zu überprüfen, ob sich alle an die neuen Regeln halten, wird das Ordnungsamt laut Riemer in den kommenden Wochen stärker im Bulkesweg Präsenz zeigen.