Kirchheim
Im Filmriss wird wieder gefeiert

Nachtleben Der Club im Kirchheimer Stadtkino hat wieder geöffnet, doch die Abrisspläne schweben als Damoklesschwert über dem Gebäude. Von Katharina Daiss

Im Stadtkino sind die Türen für das Partyvolk wieder geöffnet. Doch wo die Security normalerweise nur die Volljährigkeit der Feierwilligen überprüft oder potenziell unangenehme Gesellen schon vor der Eingangstür abfängt, müssen sie in Zeiten von Mutationen und Maßnahmen deutlich strenger kontrollieren: Rein kommt nur, wer die 2-G-plus-Regel erfüllt. „Eigentlich haben wir sogar ein doppeltes Plus“, erklärt Alexander Gössl. Denn die Gäste müssen selbst dann einen aktuellen, negativen Corona-Test vorweisen, wenn sie geboostert sind.

Der Filmriss-Chef hatte vorgesorgt: „Mit den Teststationen im Wilden Mann und in der Kornstraße war abgesprochen, dass sie länger offen haben. Wer also ohne Test ankam, konnte das direkt nachholen.“ Auf Social Media kamen die Auflagen allerdings gar nicht gut an. „Ich habe drei Tage vor der Öffnung gepostet, dass alle einen Test brauchen. Da gab es einen richtigen Shitstorm, ich musste die Kommentarfunktion abstellen. Uns wurde unterstellt, dass nur wir diese Regel hätten“, berichtet Alexander Gössl. Umso besser reagierten die Leute vor Ort: Obwohl die Kontrolle ein Vielfaches an Zeit kostete und einige noch eine Runde zur Teststation machen mussten, nahmen die Gäste den Aufwand ohne große Beschwerden hin. 

 

Es war ein perfekter, gelungener Auftakt.
Alexander Gössl
ist zufrieden mit dem ersten Event nach langer Corona-Pause.

 

Wie sehr das Partyvolk den Club mit den roten Kinositzen vermisst hatte, zeigte die lange Schlange, die sich schon eine Stunde vor Einlass gebildet hatte. „Das ist schon cool“, sagt Alexander Gössl. 

Im Club gilt allerdings eine strenge Maskenpflicht: Nur auf der Tanzfläche darf der Mund-Nasen-Schutz abgenommen werden. Doch auch das konnte die Feierlaune nicht dämpfen. Zu den 90er-Hits des DJs sang und tanzte die Partymeute wie in alten Zeiten. „Die 90er-Partys sind hier nach wie vor die beliebtesten, obwohl das Publikum etwa alle fünf Jahre wechselt. Die Gäste sind jetzt Baujahr 2000, singen aber trotzdem bei den Backstreet Boys mit“, meint Alexander Gössl.

Über 300 Gäste gaben sich am ersten Abend nach der langen Filmriss-Pause die Ehre. „Wir hatten kurz einen Einlass-Stopp, weil wir nicht noch mehr Menschen reinlassen wollten. Ins Filmriss passen etwa 400 Menschen, aber wir wollen nicht stopfen“.

Zukunft bleibt ungewiss

Doch wollte nicht die Stadt das Gebäude kaufen? Sollte nicht sogar ein Abriss dem Filmriss den Garaus machen? Wie kommt es also, dass der Club im Kirchheimer Stadtkino zurück ist? „Wir waren nie weg“, erklärt Alexander Gössl. Gemeinsam mit Michael Holz betreibt er das Filmriss seit knapp einem Jahrzehnt.

Holz hat das Stadtkino gepachtet, Gössl führt den Club. Der war allerdings – abgesehen von einer kurzen Pause im November – seit zwei Jahren geschlossen. Die einzigartigen Räume des ehemaligen Kinos wurden zwischendurch für die „3K Gesundbar“ oder die Schenkscheune genutzt.  

Stand der Dinge ist: „Die Stadt hat sich das Gebäude gesichert. Auch auf dieser Seite soll die Lauter renaturiert werden. Das wird noch eine ganze Weile dauern, bis es so weit ist. Und so lange sind wir da.“ Bis es so weit ist, kann im Filmriss fast wie in alten Zeiten gefeiert werden. Am ersten Samstag im Monat gibt es dann wieder die 90er-Partys, gefolgt von Wochenenden mit Après-Ski- und 2000er-Musik. Auch Pächter Michael Holz hat noch viel mit dem Stadtkino vor. Er will beispielsweise ein Kulturprogramm mit Künstlern etablieren.