Gnocchi mit Wolfbarschfilet und Cocktailtomaten, Scaloppine mit Pfifferlingen, hausgemachte Ravioli und Black Tiger Gambas auf Brandy Sauce – das sind nur einzelne raffinierte Gerichte der „Incanto“-Tageskarte vom Montag, die den Gästen das Wasser im Mund zusammen laufen lassen. Die beiden Chefs Alexander Beutelschiess und Alberto Gabos sowie Samer Firas, der die Geschäfte im „Incanto“ führt, knüpfen da an, wo ein Brand im Januar 2020 für ein jähes Ende gesorgt hatte. Eine Pfanne auf dem Gasherd hatte in der Kirchheimer Kornstraße 1 das Feuer ausgelöst, das mehrere 100 000 Euro Schaden verursachte. Zerstört war nicht nur die Küche. Weil die Flammen über einen Dunstabzug nach oben stiegen und eine Ausbreitung über die Zwischendecken des Fachwerkhauses drohte, rissen die Feuerwehrleute die Decken herunter. Im Restaurant hatte sich Ruß in Wände und Decken gefressen. Auch die darüberliegende Wohnung und die Räume einer Steuerkanzlei im ersten Stock waren derart in Mitleidenschaft gezogen, dass sie nicht mehr genutzt werden konnten.
Von alledem ist nichts mehr zu sehen. Zwei Jahre lang wurde in dem Gebäude gewerkelt. Jetzt präsentiert sich das „Incanto“ heller und einladender denn je: Die einst schwarzen Möbel haben einen weißen Anstrich bekommen, die Bänke und Stühle einen freundlichen beige-bräunlichen Überzug. Auch neue Böden wurden verlegt, die Küche vergrößert, ein Kühlraum und ein neuer Dunstabzug eingebaut. Platz ist in den beiden Räumen für 60 Besucher. Wo früher der Steuerberater seine Kanzlei hatte, gibt es jetzt gemütliche Räume mit Bar, in denen bis zu 50 Gäste private Feste feiern können. Im Sommer wird selbstverständlich auch wieder draußen bewirtet.
Mit dem „Incanto“ – auf deutsch die Verzauberung – betreiben Alexander Beutelschiess und Alberto Gabos nun insgesamt drei Gaststätten. Neben dem „Fass“ in der Dettinger Straße in Kirchheim gehört auch das „Ristorante al Campo“ am Golfplatz in Ohmden dazu. „Dort haben wir ein paar Monate nach dem Brand mit einem Kellner und einem Koch angefangen“, erinnert sich Samer Firas. Längst ist das Restaurant kein Geheimtipp mehr. Inzwischen kümmern sich zwölf Mitarbeiter um die Gäste. Das Konzept in allen drei Häusern ist dasselbe: Montags bis freitags gibt es jeweils von 11.30 bis 14 Uhr einen wechselnden Mittagstisch mit drei Gerichten, und neben der normalen Speise- eine Tageskarte. Dazu leckere Weine aus verschiedenen Region Italiens.
Während im „Fass“ nach wie vor Pizzen angeboten werden, kommt in Ohmden und im „Incanto“ Pinsa auf den Tisch. Zu den Zutaten gehören neben Weizenmehl auch Soja- und Reismehl sowie Sauerteig. Der Teig für die Fladen muss 72 Stunden gehen. „Sie haben weniger Fett, Kohlenhydrate und Kalorien und kommen einfach gut an“, sagt Samer Firas. Neben einem Pinsabäcker arbeiten in der Küche im „Incanto“ zwei Köche und ein Angestellter, der nur für die Antipasti zuständig ist. Auch Pasta wie Ravioli oder Tagliatelle wird in den Restaurants frisch zubereitet. Samer Firas, der schon früher im „Incanto“ im Service tätig war und immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat, ist überwältigt von der Euphorie der Gäste: „Die Leute freuen sich“, sagt er und zeigt auf mitgebrachte Blumen, die den Weg ins Obergeschoss säumen. Schon seit Mai gab es immer wieder Events in der Kornstraße 1. Viele Leute hätten gefragt, „wann machen Sie auf?“, erzählt der 23-Jährige. Seit einer Woche ist es soweit. Und wie immer ist viel Betrieb. Wer also einen Tisch ergattern möchte, sollte vorher reservieren.