Kirchheim
Im Wohngebiet Aichelbergstraße/Altvaterweg ist immer wieder frieren angesagt 

Nahwärme Im Wohngebiet Aichelbergstraße/Altvaterweg fällt aktuell immer wieder die Heizung aus. Das spricht nicht gegen Nahwärmenetze, aber auch sie brauchen immer wieder Erneuerung. Von Peter Dietrich

Manchmal kommt eben alles zusammen. „Wir hatten drei Baustellen auf einmal“, sagt Stephan Schmitzer, Technischer Vorstand der Kreisbaugenossenschaft Kirchheim-Plochingen. Eine Pumpe war ausgefallen, nach einem Rohrbruch musste gegraben werden und ein Plattenwärmetauscher war auszuwechseln. Manchmal fiel deshalb im Wohngebiet Aichelbergstraße/Altvaterweg die Heizung aus, manchmal die Warmwasserversorgung, manchmal auch beides. Nicht jeder Bewohner konnte umgehend informiert werden, denn manche veraltete E-Mail-Adresse oder Telefonnummer stellte sich erst in einem solchen Krisenfall heraus. Und eine große Pumpe für ein Nahwärmenetz mit 75 Reihenhäusern und 64 Zweifamilienhäusern ist kein Standardteil, sie hat eine längere Lieferzeit. Am Mittwoch wurden die Arbeiten nun abgeschlossen, nur das neue Pflaster an der Aufgrabungsstelle wird erst im neuen Jahr verlegt. Schmitzer ist voll des Lobes für die Sanitärfirma Hans Klein aus Schlierbach: Sie habe mehrmals bis tief in die Nacht hinein an der Instandsetzung gearbeitet. Während der Leckage wurde die Grundversorgung durch ein mobiles „Hotmobil“ sichergestellt, es wurde direkt an den Strang zu den Häusern angeklammert.

Auch wenn die Störungen nun behoben sind, eine Tatsache bleibt: Die Anlage ist prinzipiell veraltet. Sie wurde 1964 in Betrieb genommen und 1984 modernisiert. Den nächsten Modernisierungsvorschlag hatte die Kreisbau der Eigentümergemeinschaft (WEG) im Jahr 2000 vorgelegt, er wurde von dieser abgelehnt. Denn die Kreisbau ist nur der Betreiber der Anlage, gehören tut sie den Wohnungseigentümern. Diese lehnten im März 2011, bei einer Versammlung in der Kirchheimer Stadthalle, auch den nächsten Modernisierungsvorschlag ab. Das bedeutet, dass die Nahwärmeversorgung, von einzelnen Reparaturen abgesehen, auf dem grundlegenden Stand von 1984 ist. Wer eine eigene Heizung im Keller hat, die so lange durchgehalten hat, kann sich glücklich schätzen.

Für den Nahwärmeexperten Dietrich Schmidt, Abteilungsleiter Thermische Energiesystemtechnik bei Fraunhofer IEE in Kassel, ist der Vergleich völlig eindeutig: Ein professionell gewartetes Nahwärmenetz sei deutlich weniger störanfällig als der eigene Gaskessel im Keller. Es sei auch im Betrieb günstiger – besser eine große Wartung als viele kleine einzelne Wartungen in jedem Haus.

Aber auch so ein Netz, so sinnvoll es prinzipiell ist, braucht immer wieder eine Erneuerung. Ab Januar, sagt Schmitzer, werde die Kreisbau nun erneut ein Modernisierungskonzept erarbeiten. Dies sei auch dann nötig, wenn die Anlage nun wieder funktioniere, weil sich die gesetzlichen Bestimmungen – Stichwort erneuerbare Energien – verändern. Eine Modernisierung könnte dann im Sommer 2024 stattfinden. Erleichtert wird die Entscheidung durch die Veränderungen beim WEG-Recht. Als bis vor ein paar Jahren noch die Einstimmigkeit gefordert war, konnte ein einzelner Eigentümer – von 100 oder 200 – einen nötigen Beschluss verhindern. Beim Mehrheitsprinzip geht das nun nicht mehr.

Eine mögliche Sonderumlage mag weh tun. Aber eine eigene Heizung im Keller, darauf weist die Kreisbau hin, hätte in den vergangenen Jahrzehnten ebenfalls immer wieder Investitionen erfordert. Ob es für eine Modernisierung Zuschüsse gibt, lasse sich aktuell nicht sagen, die aktuelle Lage des Bundeshaushalts mit plötzlich gestoppten Förderungen spreche eher dagegen. Aber die Kreisbau schöpfe alles aus, was möglich sei.

Was die nun hoffentlich beendeten Ausfälle betrifft, gibt es noch eine beruhigende Nachricht: Der städtische Aichelberg-Kindergarten liegt zwar mitten im Wohngebiet, war aber nicht betroffen. Er hat seine eigene Heizung.