Sie ist bekannt wie ein bunter Hund: Monique Kranz-Janssen steht auf dem Postplatz, grüßt nach links, winkt nach rechts. Zwei Jahrzehnte Arbeit mit ehrenamtlich Tätigen in Kirchheim, der Großteil davon beim Aufbau und in der Leitung des Vereins „Buefet“, das hinterlässt Spuren. Heute ist Buefet längst nicht mehr wegzudenken aus der Teckstadt. Eingebunden ins Haus der Sozialen Dienste, kooperiert der Verein nicht nur mit der Stadt, sondern auch mit kirchlichen, freien und privaten Trägern. Das Ziel ist klar: Allen Menschen soll möglichst lange ein selbstständiges Leben zu Hause ermöglicht werden.
Wichtigstes Standbein des Vereins sind Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren. Gut 60 Frauen und Männer arbeiten momentan mit großer Überzeugung im Rahmen von sechs Unterstützungsangeboten mit. Für sie
vor dem Alter gelernt.
haben Monique Kranz-Janssen und ihre Nachfolgerin Gabriele Eichler stets ein offenes Ohr. Dass es ohne eine hauptamtliche „Kümmerin“ auch hier nicht gehen würde, war dem Gründungsteam von Buefet im Jahr 2002 schnell klar. 13 Menschen, die irgendwo im Sozialbereich in Kirchheim aktiv waren, taten sich damals zusammen. Sie waren bemüht, Strukturen zu schaffen für Menschen, die Unterstützung und Zuspruch für ihr Leben zu Hause brauchten. Angesiedelt war diese erste Beratungseinrichtung damals beim Krankenhaus, denn dort treten Probleme bei der Entlassung nach einer Behandlung am deutlichsten zutage.
Kirchheims langjähriger Sozialamtsleiter Roland Böhringer, war derjenige, der Monique Kranz-Janssen, die im Bürgerbüro in der Erwerbslosenberatung aushalf, fragte, ob sie nicht „Betreutes Wohnen zu Hause“ in Kirchheim mit aufbauen wollte. Und sie wollte: „Ich konnte auf die Expertise von 13 Fachleuten im Verein zurückgreifen“, erinnert sie sich an einen „tollen Start“.
Ab 2006 war sie die Hauptamtliche bei Buefet, also diejenige, die Ehrenamtliche betreut und anwirbt, aber auch zu jenen Vertrauen aufbaut, die diese Unterstützung zu Hause überhaupt zuzulassen bereit sind. „Meine Sache war es, auf beiden Seiten Vertrauensvorschüsse zu erarbeiten“, beschreibt sie. – Eine Aufgabe, die ihr lag. Menschlich habe sie selbst auch sehr viel profitiert und wahrgenommen, was alte Menschen in ihrem Leben geleistet haben: „Ich habe vor allem Demut vor dem Alter gelernt“, meint sie nachdenklich. – Eine Tugend, die ihr jetzt auch privat zugute kommt, denn sie zieht sich vor allem deshalb aus der Geschäftsführung von Buefet zurück, um mehr Zeit für ihre Eltern zu haben. Sie wohnen zwar nicht weit weg, können aber in ihrem Heimatkreis nicht auf Strukturen zurückgreifen, wie Buefet sie bietet.
Die Existenz von Buefet ist für alle, die die Angebote nutzen, ein Segen: „Die Welt ist schöner dadurch, dass es uns gibt, sie bricht aber ohne uns auch nicht zusammen“, betont Monique Kranz-Janssen, dass Buefet selbst keine Dienste anbietet und man dort nichts bestellen kann. Buefet ist eher eine Plattform, durch die Menschen miteinander in Kontakt kommen.
Corona stellte eine Bewährungsprobe dar: Damals sind aus Besuchen Anrufe geworden – besser als nichts. Besonders in dieser Phase ist allen Beteiligten vor Augen geführt worden, wie wichtig ein Netzwerk ist, und dass man es in guten Zeiten stricken muss.
In der Anfangszeit hatte Buefet für viele Regionen Modellcharakter und war ein Vorzeigeverein im Land, 2010 wurde daraus einer der Pflegestützpunkte im Kreis. „Wir sind wohl der einzige Verein, der sich um Dritte kümmert“, schmunzelt Kranz-Janssen. Und dieses Konzept bewährt sich. Zumindest bis vor kurzem. „Die heutigen Baby-Boomer, die jetzt in den Ruhestand gehen, engagieren sich viel weniger vor Ort als die Nachkriegsgeneration“, haben Monique Kranz-Janssen und Gabriele Eichler beobachtet. Wer einigermaßen wohlhabend sei, wolle oft sein Leben auskosten und etwa mit dem Wohnmobil um die Welt reisen. Wer hingegen weniger betucht sei, suche einen Job, der ihm noch etwas Geld bringe. „Wir werden uns der Monetarisierung des Ehrenamts stellen müssen“, sehen die beiden Geschäftsführerinnen Änderungen voraus. Bisher arbeiten alle Helfer und Helferinnen kostenfrei mit.
Dass sich Buefet eines Tages erübrigen könnte, ist nicht zu erwarten. Im Gegenteil: „Einrichtungen wie diese werden immer wichtiger“, ist Monique Kranz-Janssen überzeugt. In der globalisierten Welt sind Familienmitglieder vor Ort eine Seltenheit.
Wer Kontakt zu Buefet aufnehmen möchte, sei es, um ein Angebot wahrzunehmen, um ehrenamtliche Mitarbeit anzubieten oder um den Verein finanziell zu unterstützen, der ist richtig bei Gabriele Eichler unter der Nummer
0 70 21/5 02-334.
Ziel von Buefet ist beizutragen zum Erhalt von individueller Lebensqualität im Alter, beziehungsweise bei Unterstützungsbedarf oder bei Behinderung.Mit einem umfangreichen Informations- Beratungs- und Begleitungsangebot unterstützt Buefet ein selbständiges Leben in den eigenen vier Wänden.
Zu den festen Angeboten zählt Betreutes Wohnen zu Hause, das Begleitmobil, die Beste Genesung zu Hause, B.U.S. – Bewegung, Unterhaltung, Spaß, Pflegebegleitung, Wohnberatung und das Treffen russischsprachiger Seniorinnen. All dies findet man auch auf www.buefet.de.
In Kooperationen beziehungsweisen Projekten verankert ist Buefet mit der Rikscha Kirchheim, die für „ein Recht auf Wind im Haar“ wirbt, mit der Rettung aus der Dose, damit im Notfall wichtige Infos schnell zur Hand sind und mit der Veranstaltungsreihe „Was Männer bewegt“.
Von Beginn an vorbildlich
Ein Kommentar zur Arbeit und zum Wandel von Buefet. Von Irene Strifler
Längst haben Studien bestätigt, was früher allenfalls ein Gefühl war: In Gesellschaft altert es sich besser. Je gesünder und geselliger Menschen über 75 Jahre leben, desto zufriedener sind sie. Das hat beispielsweise eine Forsa-Umfrage im Jahr 2021 ergeben, die im Auftrag der Malteser, gefördert durch das Bundesseniorenministerium, erstellt wurde.
Genau auf dieser Erkenntnis basiert die Arbeit von Buefet in Kirchheim seit 20 Jahren. Wer regelmäßig Gesellschaft hat, wer Besuch zum Kaffee oder zum Kartenspielen bekommt, wer liebevoll zum Arzt begleitet wird und vieles andere mehr, der fühlt sich wohl in seiner Haut. Wohl fühlt sich aber auch jemand, der all dies durch eigenen Einsatz ermöglicht. Er oder sie setzt sich auch automatisch mit dem eigenen Altern auseinander und lässt später vielleicht leichter Kontakt zu zunächst Außenstehenden zu. Eine echte Winwin-Situation.
In Kirchheim ist man da schon sehr weit. Beim Verein Buefet, den es seit gut zwei Jahrzehnten gibt, arbeiten viele seit den Anfängen mit, längst ist aber auch schon die zweite Generation an Ehrenamtlichen dabei – die erste ist vielfach auf die Seite der Besuchsempfängerinnen und -empfänger gewechselt. Auch in diesem Automatismus liegt der Charme von Buefet.
Dennoch muss man derlei Vereine landes- und bundesweit suchen wie die Nadel im Heuhaufen. Schließlich sind echte Hilfsdienste zunächst das wichtigere Gut. Klar: Der Besuch der Diakoniestation oder die Lieferung von Essen auf Rädern machen Pflege zuhause möglich. Das hat man landauf, landab erkannt und dafür Strukturen geschaffen. Auch die stoßen allerdings durch die Masse der alternden Babyboomer auf der einen und die fehlenden Fachkräfte auf der anderen Seite längst an ihre Grenzen.
Ein Besuchsdienst ist etwas anderes, ist vielleicht Luxus auf den ersten Blick – und doch existenziell. Denn wie es die AOK formuliert: „Einsamkeit und soziale Isolation sind ein Gesundheitsrisiko“. Menschen, die sich einsam fühlen oder allein leben, haben ein um bis zu einem Drittel erhöhtes Sterblichkeitsrisiko im Vergleich zu anderen.
Wichtig ist aber auch, dass Hilfe angenommen wird. „Sich helfen zu lassen, muss ein inneres Bedürfnis sein“, fassen es die Buefet-Fachfrauen zusammen. Dafür braucht es eine Vertrauensbasis, die durch hauptamtliche „Kümmerinnen“ geschaffen wird. Sie bricht auch dann nicht weg, wenn eine Mitarbeit beendet wird. Kontinuität ist gefragt und ein langer Atem, das hat man bei Buefet erkannt, und so ist es geglückt, die Verantwortung nahtlos weiterzugeben. – Wieder einmal vorbildlich.