Schulessen
In den Mensen der Gymnasien stehen Eltern und Großeltern am Herd

Am Kirchheimer Ludwig-Uhland-Gymnasium und am Schlossgymnasium sorgen zahlreiche Ehrenamtliche täglich für ein gesundes Mittagessen. 

In der Lugeria, der Mensa am Kirchheimer Ludwig-Uhland-Gymnasium, kochen seit rund 25 Jahren ehrenamtlich Eltern und Großeltern. Foto: Carsten Riedl

In der „Lugeria“ des Kirchheimer Ludwig-Uhland-Gymnasiums (LUG) blubbert die Brokkoli-Cremesuppe im großen Topf vor sich hin. Auf dem Speiseplan stehen an diesem Tag außerdem als Hauptgericht Rindergeschnetzeltes mit Champignoncremesauce und Spätzle – wahlweise in der vegetarischen Variante –, Salat und zum Abschluss ein Himbeernachtisch. Seit 8 Uhr ist das Kochteam des Tages in der Mensaküche fleißig bei der Arbeit. Im Schnitt gehen pro Tag zwischen 300 und 350 Essen über die Theke der Lugeria. In der „essbar“ des Schlossgymnasiums sind es etwa 200. In beiden Mensen stehen ehrenamtlich Eltern und teils sogar Großeltern von Schülerinnen und Schülern am Herd, um täglich für ein selbst gekochtes Mittagessen aus vorwiegend regionalen Produkten zu sorgen. An beiden Kirchheimer Gymnasien hat das seit rund 20 bis 25 Jahren Tradition. Nur in deren Mensen wird selbst gekocht. 

 

Es gibt nichts, was hier in der Mensa nicht schmeckt.

Paula Stetter, Zehntklässlerin am LUG Kirchheim

 

„In der Lugeria haben wir insgesamt 160 ehrenamtliche Köchinnen und Köche und zusätzlich 110 Kuchenbäckerinnen und -bäcker. Jedes Kochteam besteht aus sechs bis acht Personen und ist in der Regel einmal pro Monat an der Reihe“, erklärt Donatella Zoellner, Erste Vorsitzende des gemeinnützigen Mensavereins, der diese im Auftrag der Stadt betreibt, ebenso wie jener am Schlossgymnasium. In Teilzeit angestellt sind am LUG eine Springerkraft sowie zwei Mitarbeiterinnen. Eine davon ist Hauswirtschaftsmeisterin Petra Latzel, die federführend die Speisepläne und Einkäufe plant: „Im letzten Schuljahr haben wir insgesamt 30.000 Essen ausgegeben. Bei den Produkten sind kurze Wege wichtig.“ In beiden Mensen stehen die Qualität des Essens, die frischen, regionalen Zutaten und das Kochen vor Ort im Fokus. „Die Schülerinnen und Schüler und das Lehrerkollegium verbringen viel Zeit an der Schule. Da braucht es eine gescheite Mahlzeit am Tag“, sagt Donatella Zoellner. „Dazu lernen die Kinder immer wieder Neues kennen“, ergänzt Dagmar Köber, gemeinsam mit Martina Burkhardt als Hauptamtliche im Mensateam des Schlossgymnasiums. Die kochenden Eltern nehmen laut Lucia Heffner, Schulleiterin am Schlossgymnasium, oft einen Tag Urlaub, wenn sie an der Reihe sind. Je nach Möglichkeit seien die Kochenden von 8 bis etwa 15 Uhr oder eben in der Früh- oder Spätschicht vor Ort. „Was die Ehrenamtlichen hier machen, ist eine tolle Leistung“, betont Heffner.

Auch in der Mensa des Schlossgymnasiums wird täglich von Ehrenamtlichen frisch gekocht. Foto: Carsten Riedl

Mensa als Ort der Gemeinschaft

In der Mensa gehe es nicht nur ums Sattwerden, vielmehr sei sie ein fest in die Schulgemeinschaft integrierter Treffpunkt, erklärt LUG-Schulleiter Martin Roll. „Bei uns kochen auch mal unsere Sprachlehrer italienisch oder spanisch, bei den Projekttagen wird ebenso in der Mensa gemeinsam gekocht“, nennt er Beispiele aus dem Schulalltag. Freitags kochen Neunt- und Zehntklässler. Die Preise für das Mittagessen am LUG und am Schlossgymnasium legen die beiden Mensavereine mit den Schulen selbst fest. An den beiden größten Kirchheimer Schulen sind diese für ein vollwertiges, selbst gekochtes Menü sehr moderat. Seitens des Gemeinderats wünschen sich Martin Roll und Donatella Zoellner „etwas mehr Wertschätzung für die ehrenamtliche Leistung und entsprechend höhere Investitionen in das Schulessen anstelle von Preis­erhöhungen“. In der „essbar“ zahlen Schüler laut Lucia Heffner 3,20 Euro, Lehrkräfte 5,20 Euro. „Einmal im Schuljahr kochen als Dank für die Ehrenamtlichen die Lehrer für die Kochteams“, berichtet die Schulleiterin, die an diesem Abend traditionell das Bedienen übernimmt. 

Spaß am gemeinsamen Kochen

Kerstin Friedrich gehört seit acht Jahren zu den ehrenamtlichen Köchen der Lugeria. Ein Kind hat die Schule bereits abgeschlossen, das zweite besucht die 12. Klasse. „Ich möchte mich engagieren und finde es toll, dass die Kinder ein frisch gekochtes Essen bekommen. Ich arbeite in Vollzeit, kann mir den einen Kochtag im Monat aber gut einteilen." Charlotte und Paula besuchen beide die zehnte Klasse am LUG, essen regelmäßig in der Lugeria und kochen dort freitags öfter selbst. „Das Essen ist abwechslungsreich und es gibt nichts, was hier in der Mensa nicht schmeckt“, lobt Paula.

Im Schlossgymnasium ist die „essbar“ am Mittag proppenvoll. Ein Anbau mit 40 weiteren Plätzen zu den derzeit 90 sowie eine Küchenerweiterung samt zweiter Essensausgabe seien geplant, so Schulleiterin Lucia Heffner. Gut 140 ehrenamtliche Köchinnen und Köche sind es am Schlossgymnasium, dazu kommen die Bäckerinnen und Bäcker. Heike Schröter hat an diesem Tag viel Gemüse fürs indische Curry geschnippelt. Das Fladenbrot dazu ist selbst gebacken. „Meine Tochter ist hier Lehrerin. Seit vier Jahren geht meine Enkelin auf die Schule, seither koche ich“, erzählt Schröter, die selbst pensionierte Lehrerin ist. Monika Frodl ist das fünfte Jahr dabei und hat zwei Kinder am Schlossgymnasium. „Mir ist es wichtig, dass sie ein gutes Mittagessen bekommen und ich finde es schön, mich ins Schulleben einbringen zu können. Das ist hier eine gute Truppe und eine runde Sache. Auf das monatliche Koch-Treffen freue ich mich immer“, sagt die Mutter. 

Abiturient Tim und Zehntklässlerin Franziska essen regelmäßig in der „essbar“, ihre Mütter zählen zu den Köchinnen. „Es würde zu viel Zeit kosten, in die Stadt zu laufen, und es ist teurer, dort etwas zu essen. In der Umgebung sind alternativ nur Supermärkte. Bei uns schmeckt es besser“, so Franziska.