Im Zentrum der Bühne beugt sich Sebastian Gramss über seinen Kontrabass, dem man es ansieht, dass er in seinem langen Leben schon manches mitgemacht hat. Gramss eröffnet den Abend mit ersten Kostproben seiner gediegenen instrumentalen Fähigkeiten, bevor die Mitspieler Philip Zoubek und Hayden Chisholm die „Baßballade“ zum Entfalten bringen. Als Trio „Slowfox“ haben die Vollblutmusiker das Publikum in der Bastion begeistert.
Chisholm bläst das Altsaxofon mit seinem unverkennbaren Klang wunderbar weich und einschmeichelnd. Zoubek komplettiert das Trio am Piano mit glasklarerem Anschlag. Der parallel zum Piano „mit links“ gespielte Synthesizer wird äußerst sparsam und geschmackvoll eingesetzt, um etwa Melodie-Linien des Saxofons beinahe unmerklich zu harmonisieren und neue Klangfarben beizusteuern.
Stücke wie Landschaften
Die Balladen ziehen sich durch den ganzen Abend, ein langsam schreitender, gewissermaßen atmender Puls prägt vielfach die Musik des Trios. Es geht aber auch anders: mit einem treibend swingenden Bass und perlenden Klavierläufen. Beim aufmerksamen Hören entdecken die Zuhörer immer wieder eingestreute musikalische Stolperfallen, Taktwechsel oder harmonische Verschiebungen. Ganz vereinzelt tauchen phasenweise Anklänge an bekannte Standards auf, etwa an Jazz-Kontrabassist Charles Mingus oder Trompeter-Legende Miles Davis. Doch die Stücke verändern und entwickeln sich im Laufe des Konzerts wie Landschaften im wechselnden Licht.
Man fragt sich: Was denkt sich die Band beim Titel „Seroton“ – Musik als Glückshormon? Der Titel steht beispielhaft für das, was Sebastian Gramss mit dem Projekt „Slowfox“ anstrebt: Eine Musik, die für den Hörer ansprechend und zugänglich ist, die dabei aber auch anspruchsvoll bleibt, in der aber auch viel passieren soll, vor allem Unerwartetes. Es ist eine Musik, die eingängig und anspruchsvoll zugleich ist.
Drei Platten hat das Trio seit 2014 veröffentlicht, an diesem Abend in Kirchheim spielen sie eine Auswahl aus diesen Werken. Sebastian Gramss ist schon seit etwa 30 Jahren auf der Szene aktiv, und war auch in Kirchheim immer wieder als musikalischer Kopf der spektakulären Gruppe Underkarl in der Bastion zu erleben. Der gebürtige Neuseeländer Hayden Chisholm ist annähernd so lange in Deutschland und weltweit unterwegs und hat seine Werke auf vielen Platten dokumentiert.
Auf Elektroakustik verzichtet
Auch der in Österreich aufgewachsene Komponist und Pianist Philip Zoubek hat sich seit langem mit anspruchsvollen Projekten profiliert. Die Musiker verzichten im Club Bastion weitgehend auf elektroakustische Verstärkung, lediglich für Bass und Synthesizer kommt die Verstärkeranlage zum Einsatz.
Für alle, die gekommen waren, ist es ein eindrucksvolles musikalisches Erlebnis gewesen, das eine deutlich größere Zuhörerschar verdient gehabt hätte. Trotzdem ist die Band froh, dass der Club Bastion das Konzert überhaupt ermöglicht hat. Gerne haben die Besucherinnen und Besucher sicherlich die Worte Hayden Chisholms mit nach Hause genommen: „Es ist sehr schön, dass wir hier spielen konnten. Musik als Maultaschen für die Seele.“