Kirchheim
In der Kulturszene über Kirchheim hinaus bekannt

Literaturbeirat Dr. Roswitha Alpers, Sprecherin der ersten Stunde, erzählt von den Anfängen vor über 30 Jahren.

Eine der zahlreichen Veranstaltungen des Literaturbeirats in der Stadtbibliothek: Susann Pinneau liest aus ihrem Gedichtband „Das Gleichgewicht der Stille“. Volker Heuken begleitet die Lesung musikalisch auf dem Vibraphon. Foto: Tobias Tropper

Kirchheim. „Kann ein Museum lebendig sein?“, so lautete die zugespitzte Frage bei der Gründung des Literarischen Museums, erzählte Dr. Roswitha Alpers. Um die literarische Gedenkstätte dauerhalt attrakiv zu halten, ist die Idee entstanden, dass für das Museum ein Beirat begründet wird. Er habe das Ziel zu verfolgen, das Museum durch Veranstaltungen mit Leben zu erfüllen, parallel zu dem damals schon existierenden Kunstbeirat. „Mir ist es schon wichtig zu sagen, dass die Stadt einen großzügigen Beitrag zur Unterstützung leistete“, betont die damalige Sprecherin.

Hervorgegangen war das Museum aus einer Arbeit des Heimatforschers Thilo Dinkel zu Kirchheimer Autoren und der Kooperation des damaligen Museumsleiters, Rainer Laskowski, und Dr. Scheuffelen vom Schiller-National-Museum. Dr. Roswitha Alpers, die an der Universität Tübingen in klassischer Philologie promovierte, erinnert sich an die ersten Aktivitäten des zehnköpfigen Literaturbeirats, der im Dachgeschoss des Max-Eyth-Hauses tagte.

Zunächst kreierte dieser ein Design mit dem Künstler Hartmut Landauer, der die Farbgebung des Ateliers Hoch im Museum aufnahm. Bis heute gelte dies als Erkennungsmerkmal, freut sich die langjährige Beirätin. „Wir wollten die Autoren, die im Museum präsentiert werden, hör- und erlebbar machen. Außerdem förderten wir regionale, zeitgenössische Literatur mit Vorträgen und Lesungen. Der regionale Bezug wurde bald auf die Literaturszene ganz Baden-Württembergs geöffnet“, schaut Alpers zurück. „Unser Programm war anspruchsvoll und lief, wie meine Nachfolgerin Renate Treuherz sagte, gegen oberflächlichen Eventcharakter.“

Erster Gast im Max-Eyth-Haus war dann der Nürtinger Autor Peter Härtling. Er erzählte, dass er sich als Schüler seine Literatur in der Kirchheimer Stadtbücherei besorgte und extra zu Fuß hergelaufen sei. Ein Augenmerk galt der Lyrik. „Wir haben Peter Baumhauer in einer Veranstaltung gebracht und die zeitgenössische Lyrik mit Andreas Pradler und Timo Brunke gefördert.“

Die Bibliothek mit ihren antiquarischen Raritäten von Kirchheimer Autoren suche ihresgleichen, sagt sie. Richtig stolz sei sie, E. D. Sattler, den Herausgeber der 20-bändigen historisch-kritischen Hölderlin-Ausgabe, zu einer Lesung bewogen zu haben. Er habe von den „Hölderlin’schen Teck-Gesängen“ gesprochen und diese frei rezitiert. Wichtig sind der Literaturvermittlerin zwei feste Größen im Kirchheimer Veranstaltungskalender. Zum einen richtet der Literaturbeirat jedes Jahr eine Gedenkveranstaltung zur Bücherverbrennung 1933 mit bedeutenden Autoren und Autorinnen aus. Höhepunkt sei die Ausstellung „verbrannt, verboten, verfolgt“ mit Klaus Zwick 2011 gewesen.

Zum anderen setzt er mit seinem literarischen Weihnachtsmarkt im Max-Eyth-Haus einen Kontrapunkt zum kommerziellen Weihnachtsgeschehen. Die ehemalige Sprecherin des Literaturbeirats ist überzeugt: „Die Stadt kann dem Literaturbeirat dankbar sein, denn er hat ihre Kulturlandschaft belebt und ist über die Stadt hinaus bekannt.“ Renate Schattel