Kirchheim
In Kirchheims Tiefgaragen ergänzt „Parkster“ Kassenautomaten

Mobilität In den Kirchheimer Tiefgaragen ist weniger los als in der Vor-Corona-Zeit – und das, obwohl Parken dort nie einfacher war. Aufs ticketlose Parken setzt die Stadt nächstes Jahr noch einen drauf. Von Antje Dörr

Woran es liegt, dass im Jahr 2023 weniger in den beiden Kirchheimer Tiefgaragen geparkt worden ist als in der Vor-Corona-Zeit, darüber kann Martin Zimmert nur spekulieren. „Vielleicht liegt es an der Inflation, vielleicht haben sich die Menschen ans Onlineeinkaufen gewöhnt“, sagt der Geschäftsführer der Kirchheimer Stadtwerke achselzuckend. 580 Stellplätze gibt es in den zwei Kirchheimer Tiefgaragen am Schweinemarkt und Krautmarkt, 360 davon liegen im größeren Schweinemarkt. Insgesamt ist der Umsatz im Jahr 2023 zehn Prozent geringer als im Jahr vor der Pandemie. „Das klingt erst Mal nicht viel, aber es sind Weniger-Einnahmen von 100 000 Euro“, sagt Wolfgang Doster, der bei den Stadtwerken für Finanzen und Controlling zuständig ist. 

Parktarife steigen

Hinzugekommen sind hohe Investitionskosten, unter anderem für die Einführung des ticketlosen Parkens oder die Einrichtung von Ladestationen für Elektrofahrzeuge, die das Ergebnis des sogenannten Betriebszweigs Parkierung verschlechtert haben. „Eine Tiefgarage ist ja ein Stück weit Wirtschaftsförderung. Wir müssen damit keinen Gewinn machen“, sagt Martin Zimmert. Rote Zahlen darf man auf Dauer aber auch nicht schreiben. Mit der Gebührenerhöhung, die der Gemeinderat im Oktober beschlossen hat, komme der Tiefgaragen-Bereich nun immerhin auf eine Null, sagt Wolfgang Doster. Der Kurzparktarif wird zum 1. Januar auf 60 Cent pro angefangene 20 Minuten erhöht. Aktuell sind es 50 Cent. Die letzte Anpassung war im Jahr 2019, also vor fünf Jahren. 

Um mehr Erlöse zu generieren und die Auslastung zu erhöhen, wurden außerdem mehr Dauerparker zugelassen als bisher. Insgesamt gibt es im Schweinemarkt nun 150 Menschen mit einer Dauerberechtigung, die ihre Pkw jedoch nicht auf festen Stellplätzen abstellen, sondern flexibel parken können. „Feste Parkplätze würden keinen Sinn machen, weil ja nie 150 gleichzeitig da sind“, erklärt Zimmert. 2024 steigen erstmals seit 2006 die Kosten fürs Dauerparken: Statt 70 zahlen Nutzer künftig 90 Euro im Monat. Nach 17 Jahren die Gebühren zu erhöhen, ist ein Schritt, den die meisten Kunden offenbar mitgetragen haben. „Es gab nur eine Kündigung“, sagt Zimmert. Überhaupt sei die Nachfrage nach Dauerparkplätzen weit größer als das Angebot.

Das ticketlose Parken, das im Frühjahr 2022 eingeführt worden ist, ist in beiden Tiefgaragen mittlerweile ein Selbstläufer. „Anfangs gab es schon viel Aufklärungsbedarf, auch an den Automaten“, sagt Martin Zimmert. Allerdings hätten sich die Nutzerinnen und Nutzer schnell an das neue System gewöhnt. Laut seinem Betriebsleiter gebe es noch ein oder zwei Menschen am Tag, die Unterstützung benötigten. Auch technische Probleme kämen immer wieder vor. Martin Zimmert weint den Tickets dennoch keine Träne nach. „Verlorene Tickets, klemmende Tickets, nasse Tickets“, all das gehöre der Vergangenheit an. Man müsse sich nur sein Autokennzeichen merken und es korrekt am Automat eingeben. 

Seit der Umstellung auf ticketloses Parken kann an den Parkscheinautomaten auch mit EC-Karte gezahlt werden, was aber laut Wolfgang Doster nur in 20 Prozent der Fälle passiert. 2024 führen die Stadtwerke Kirchheim ein System ein, das es ermöglicht, ohne Bargeld oder EC-Karte zu bezahlen: „Parkster“. Wer sich dort registriert, kann in die Tiefgaragen Kraut- und Schweinemarkt ein- und ausfahren, ohne am Automaten zu bezahlen. Der Betrag wird monatlich von „Parkster“ abgebucht. Beim oberirdischen Parken ist das jetzt schon möglich. Aktuell wird eine Schnittstelle entwickelt zwischen dem Parkierungssystem der Tiefgaragen und der „Parkster“-App, damit das Kassensystem an die Software angeschlossen werden kann. Wolfgang Doster stellt den Start für das erste Quartal 2024 in Aussicht.