Kirchheim
In schwierigen Zeiten dauert Bauen länger und kostet mehr

Kosten Personen aus der Landespolitik und dem Wohnungsverband diskutierten über bezahlbaren Wohnraum.

Kirchheim. Das Problem ist bekannt, auch in und um Kirchheim: Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum steigt seit Jahren, das Angebot dagegen nicht – obwohl gebaut wird. Auch die Rahmenbedingungen für Bauunternehmen und Vermieter wie die Kreisbau sind nicht gerade förderlich, sondern erschweren die Umsetzung. Was aber tun, um aus dem „Teufelskreis“ herauszukommen? Über Aufgaben und Denkansätze tauschten sich jetzt Dr. Iris Beuerle, Direktorin des Verbandes der Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Andreas Schwarz, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Landtag, sowie Bernd Weiler, Vorstandssprecher der Kreisbaugenossenschaft Kirchheim-Plochingen, aus.

„Per 31. Dezember 2022 wurden von unserer Genossenschaft über 1,77 Millionen Euro in Instandhaltung, fast 900 000 Euro in Modernisierung und mehr als 5,44 Millionen Euro in Neubau des Bestandes investiert“, gab zu Beginn Kreisbau-Vorstand Bernd Weiler einen Einblick und nennt unter anderem die Quartiersentwicklung Badwiesen in Kirchheim oder den Boschweg in Weilheim als Beispiele von Neubauprojekten. „Sie sind als Beitrag geplant, um das Wohnungsproblem im Kreis zu entspannen.“ Insgesamt sehe der Plan der Kreisbau für den Zeitraum 2020 bis 2030 vor, 606 Wohnungen neu zu bauen oder zu modernisieren und dafür rund 169 Millionen Euro zu investieren. 

„Die Kreisbau baut auch in den schwierigen Zeiten weiter. Aber: Es ist bei den Rahmenbedingungen des Bundes lokal teilweise schwierig, wir müssen die Projekte zeitlich strecken“, sagt Weiler und führt als Beispiel die Innenentwicklung Brachgelände Paradiesstraße in Kirchheim an. Die Kreisbau wollte dort 19 Wohnungen realisieren. Durch Nachjustierungen und Umplanungen gingen drei Jahre ins Land. Die Rahmenbedingungen haben sich drastisch verändert. In der Folge sind die Baukosten bei rund 6000 Euro je Quadratmeter angelangt. „Das hieße: 20 Euro Miete pro Quadratmeter wären notwendig, um das Projekt wirtschaftlich darzustellen.“

Einen Ausweg aus diesem wirtschaftlichen Dilemma haben auch die beiden Gesprächspartner nicht parat. Iris Beuerle verdeutlicht dennoch, wie wichtig es ist, dass insbesondere die Kommunen und deren Entscheidungsträger von der Bundes- und Landespolitik mitgenommen werden. Zudem plädiert sie für eine „Entrümpelung der LBO-Verordnungen.“

Einig war sie sich mit Andreas Schwarz, dass es dringend größerer Förderkulissen bedürfe. Hier seien möglicherweise auch Sondervermögen für die Wohnungswirtschaft zu prüfen. „Denn“, so Weiler, „Neubau versus Klimaneutralität bei aktuellem Förderstopp – diesen Spagat hält kein Unternehmen aus. Das ist weder finanzierbar noch umsetzbar.“ pm