Überall fehlt es an Personal. Das gilt auch für die Integrationskurse der Kirchheimer Volkshochschule. Dabei würde genau dieser Kurs, der bis zu neun Monate dauert, dafür sorgen, dass die Personalnot andernorts gelindert werden kann. „Die Kurse führen normalerweise zum Sprachniveau A 2, oft sogar zu B 1.
Damit sind unsere Absolventen sprachlich auf jeden Fall in der Lage, eine Tätigkeit aufzunehmen“, sagt Volkshochschulleiterin Iris-Patricia Laudacher.
Jürgen Briem, der stellvertretende Vereinsvorsitzende, ergänzt: „Wenn Menschen zu uns kommen, die unsere Sprache nicht sprechen, ist das ein großes Hindernis. Die Volkshochschulkurse können diese Barriere überwinden, und das ist wichtig, weil wir qualifizierte Menschen für unseren Arbeitsmarkt brauchen.“ Die Sprache sei – unabhängig von der sonstigen beruflichen Ausbildung – immer die Grundqualifikation.
Allerdings hat die Volkshochschule nur begrenzte Aufnahmekapazitäten. In allen sieben Modulen, die parallel nebeneinander laufen, lernen insgesamt 155 Personen Deutsch oder erhalten im Orientierungskurs eine Art von Gemeinschaftskundeunterricht. Der Bedarf ist deutlich höher. Friederike Leisener, Managerin für Querschnittsaufgaben und Qualitätsentwicklung bei der vhs Kirchheim, beschreibt das Dilemma: „Es kommen sehr viele Menschen zu uns, die nach Kursen fragen – viel mehr als wir unterbringen können. Also haben wir diese Menschen auf Wartelisten gesetzt.“
Zehn Monate Wartezeit
Vor dem eigentlichen Kurs kommt der Einstufungstest, um die einzelnen Klassen auf möglichst gleichen Niveaustufen unterrichten zu können – je nach Vorkenntnissen. Das Problem: Selbst für den Einstufungstest gab es irgendwann einmal Wartelisten. Die Situation war für alle Beteiligten nicht zufriedenstellend: „Wer bei uns auf der Warteliste ist, denkt ja, dass er angemeldet ist und dass es irgendwie weitergeht.“ Aktuell lasse sich aber frühestens ein Kurstermin für nächstes Jahr nach den Sommerferien anbieten.
Der Anmeldestopp, den die vhs jetzt verhängt hat, löst das Problem aber nicht: „Die Leute kommen trotzdem und fragen nach Kursen. Sie sind sehr betroffen, wenn wir sie unverrichteter Dinge wieder fortschicken müssen.“
Räumlichkeiten und Organisation sind nicht die große Schwierigkeit. „Das wäre zwar eine große Herausforderung, aber die ließe sich meistern“, sagt der Vereinsvorsitzende Klaus Buck. „Aber an einem Punkt fehlt es uns eben: an Lehrkräften, die den Unterricht übernehmen können.“
Die Volkshochschule wäre auf jeden Fall bereit, flexible Lösungen zu erarbeiten. Schon jetzt sind häufig Teams eingesetzt. Die Lehrkräfte können sich also von Tag zu Tag abwechseln. Wer auch nur einen Vormittag in der Woche unterrichten kann, wäre bereits hochwillkommen. „Wer zu uns kommt, verpflichtet sich dadurch nicht gleich auf neun Monate für fünf Tage in der Woche“, nimmt Friederike Leisener bereits Befürchtungen auf, die qualifizierte Kräfte davon abhalten könnten, sich zu melden.
Zwei bis drei Mal die Woche, von 8.30 bis 11.30 Uhr, würde vollauf genügen, um weitere Module parallel anbieten zu können. „Bislang sind unsere Kurse vorrangig am Vormittag. Wenn wir aber Personal finden, das eher nachmittags oder abends unterrichten könnte, bieten wir unsere Kurse auch zu anderen Zeiten an.“ Jeder Einsatz sei „individuell planbar“. Hilfreich seien auch Personen, die sich bereiterklären, kurzfristig als „Springer“ auszuhelfen.
Qualifizierung der Kursleiter
Die Kurse erfüllen die Vorgaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Entsprechend braucht es für die Qualifikation einen Bachelor in Germanistik oder einen vergleichbaren Abschluss. Das BAMF bietet auch eigene Kurse zur Ausbildung an. In bis zu 140 Unterrichtseinheiten können sich Interessierte zu Kursleitern fortbilden lassen. Ein Problem dabei nennt vhs-Leiterin Laudacher: „Diese Qualifizierung muss man selbst bezahlen, weil es sich bei unseren Kursleitern um Honorarkräfte handelt und nicht um festangestellte Mitarbeiter.“
Fremdsprachenkenntnisse mögen hilfreich sein, sind aber nicht wirklich nötig: „Ungefähr zwei Drittel der Kursteilnehmer kommen aus der Ukraine, ein Drittel aus vielen anderen Ländern. Die einzige gemeinsame Sprache ist also Deutsch.“ Wer sich vorstellen kann, in Integrationskursen zu unterrichten – eventuell auch als pensionierter Lehrer –, kann sich unverbindlich bei der Volkshochschule unter der E-Mail-Adresse info@vhskirchheim.de melden.