Kirchheim
Israelische Band spielt in Kirchheim

Schüleraustausch Jazz-Rhythmen aus Israel ertönen in der Region: Die seit 1983 bestehende Partnerschaft zwischen dem Landkreis Esslingen und der Stadt Givatayim macht es möglich. Von Debora Schreiber

Bei den Konzerten der Band der ‚Thelma Yellin High School for the Arts‘ bleibt kein Auge trocken“, verrät Bernhard Sigel, Lehrer an der Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule. „Viele denken, dass der ­Auftritt einer Schülerband ganz okay ist, aber nicht, dass so hochkarätige Musiker dabei sind“, erzählt er. Dass das renommierte Jazz-Department mit seinen zehn ausgewählten Musikerinnen und Musikern nach Kirchheim kommt, macht ihn daher besonders stolz. Kern des Projekts: Vorurteile abbauen und den Jugendlichen den internationalen Austausch ermöglichen, erläutert Lehrerin Anna Oeffling. Über eine Woche leben Jugendliche, die aus verschiedenen Teilen der Welt stammen, zusammen.

 

In acht Tagen können Freundschaften fürs Leben entstehen.
Anna Oeffling
Die Lehrerin freut sich über die Erfolge
der Partnerschaft mit Givatayim

 

Da gibt es am Anfang schon die einen oder anderen Bedenken – wie: Was soll ich kochen? Schweinefleisch geht ja nicht. Was ist überhaupt alles koscher? Aber schon am zweiten Tag ist das kein Thema mehr und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer liegen sich in den Armen, erzählen die beiden Lehrer. „In acht Tagen können Freundschaften fürs Leben entstehen“, erzählt Anna Oeffling.

Rührende Geschichten gibt es immer wieder: Erst vor Kurzem wurde eine ehemalige Schülerin zur Hochzeit ihres einstigen Austauschpartners nach New York eingeladen – und das 15 Jahre nach dem Kennenlernen. Über Instagram falle das Kontakthalten gar nicht schwer.

Kontakt mithilfe von Videos

Während der Pandemie war der Austausch nicht leicht: Es musste umgedacht werden. Mit kurzen Videos hielten sich die Schülerinnen und Schüler aus Israel und Deutschland auf dem Laufenden. „Wir sind sehr froh, dass wir den Austausch, der schon seit 2008 mit der ‚Thelma Yellin High School for the Arts‘ besteht, aufrechterhalten konnten“, verrät Bernhard Sigel. Für die Jugendlichen ein riesen Gewinn: Die Beteiligten der Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule, die für die Organisation rund um die Auftritte der Band verantwortlich sind, sammeln erste praktische Erfahrungen im Marketing – die Bandmitglieder feilen an ihren Bühnenauftritten und erleben hautnah, wie der Jazz in Deutschland wahrgenommen wird. „Die Menschen hier sind per se eher keine Fans – sind sie aber erst einmal vom Jazz angesteckt, kommen sie immer wieder“, erzählt Anna Oeffling schmunzelnd. 

Bevor es für die deutschen Jugendlichen im Herbst nach Givatayim geht, einer Stadt in der Nähe von Tel Aviv, ist es den Schülerinnen und Schülern ein besonderes Anliegen, ihren Gästen eine schöne Zeit zu ermöglichen. Vom Busticket über die Gestaltung der freien Tage bis hin zu den täglichen Mahlzeiten organisieren die deutschen Schülerinnen und Schüler den gesamten Aufenthalt ihres jeweiligen Austauschpartners – das schweißt zusammen und lässt tiefe Freundschaften entstehen. „Für die Verabschiedung am Flughafen müssen wir immer eine Stunde extra einplanen, damit wir den Flug nicht verpassen“, erzählt Bernhard Sigel. Jetzt freuen sich die Lehrer aber erst mal auf die vier Konzerte, die in der Region stattfinden.

Konzerttermine: Am heutigen Freitag, 7. Juli, spielt die Band „Dibraya“ um 19 Uhr im Pub Storm’s am Marktplatz in Kirchheim. Die nächsten Termine sind am Sonntag, 9. Juli, um 11 Uhr im Freilichtmuseum Beuren sowie um 19 Uhr in der Bastion und am Donnerstag, 13. Juli, um 19 Uhr am Dulkhäusle Esslingen.