Kirchheim
Ist Döner der neue Kaviar?

Lebensmittel Auch Imbissbuden müssen ihre Preise anziehen. Die Lieferkosten sind drastisch gestiegen. Fleisch, Gemüse und Mehl sind ebenfalls deutlich teurer. Frittieröl wird zum Luxusgut. Von Katharina Daiss

Wie teuer darf Fast Food sein? Bisher gab es den klassischen Döner im türkischen Imbiss „Teckgrill“ in der Kirchheimer Fußgängerzone für fünf Euro, doch damit ist nun Schluss: „Auch wir müssen leider unsere Preise anpassen. Daher erhöht sich der Preis für jedes Gericht um einen Euro“, steht auf einem Schild an der Ladentheke. Sechs Euro müssen die Kundinnen und Kunden nun für das Fleischgericht im Fladenbrot berappen, Pommes gibt’s zum Preis von vier Euro.

„Warum sind die Preise gestiegen? Habt ihr nicht schon genug Geld verdient?“, fragt ein Mittzwanziger vorwurfsvoll. „Wir versuchen, die gestiegenen Kos­ten für die Zutaten aufzufangen. Du hast doch bestimmt auch schon gemerkt, dass vieles teurer geworden ist“, erklärt ihm Ladeninhaber Sercan Balci. Der Kunde versteht: Nicht nur im Supermarkt sind die Zahlen auf so manchen Preisschildern gestiegen, auch für die Lokale sind die Lebensmittel teurer geworden.

 

Früher haben zehn Liter Öl zwölf Euro gekostet,
jetzt kostet dieselbe Menge 46 Euro.
Sercan Balci

 

„Die Stammkunden verstehen unser Dilemma. Viele geben uns sogar Trinkgeld, um uns zu unterstützen.“ Sorgen macht ihm vor allem die Laufkundschaft, die den Laden beim Anblick der neuen Preise gar nicht erst betritt. Es gibt auch Kunden, die den Euro mehr für Döner, Yufka oder Pide an anderer Stelle einsparen: „Viele kaufen zwar noch das Essen, lassen dafür aber das Getränk weg“, hat Sercan Balci beobachtet.

Sercan Balci führt seit Februar 2021 den „Teckgrill“. Foto: Markus Brändli

Dabei sieht die Realität noch düsterer aus, als der Aufpreis vermuten lässt: „Eigentlich müsste ich 7,30 Euro für den Döner verlangen. Das Fleisch kostet beispielsweise drei Euro mehr je Kilo, der Salat ist pro Kopf um 50 Prozent teurer geworden“, erklärt Sercan Balci. Mit dem Verkauf von Lahmacun und Pide soll das Minus, das der Döner hinterlässt, ausgeglichen werden. Den Klassiker noch teurer zu verkaufen, traut sich Sercan Balci nicht. „Wenn es bei der Konkurrenz günstiger ist, wandern die Kunden ab“, fürchtet er.

Besonders dramatisch ist die Situation beim Öl: „Früher haben zehn Liter zwölf Euro gekostet, jetzt kostet die gleiche Menge 46 Euro“, sagt Sercan Balci. Doch der Familienbetrieb kann schon froh sein, wenn überhaupt genug Öl im Haus ist: „Wir fragen den Lieferanten vor jeder Bestellung, ob noch was da ist. Mittlerweile hat sich die Lage wieder etwas beruhigt. Doch vor drei Wochen hatten wir für einen Tag kein Öl mehr“, berichtet Sercan Balcis Bruder Serkan. „Die Fritteuse stand an diesem Tag still. Es gab weder Pommes noch Falafel“, erinnert sich Serkan Balci.

Döner der Klassiker in der Imbissbude. Foto: Markus Brändli

„Schon während der Pandemie sind die Preise leicht gestiegen, aber exakt eine Woche nachdem der Krieg in der gesamten Ukraine losging, sind die Preise rapide gestiegen“, berichten die Gebrüder Balci. Mit den Spritpreisen schossen auch die Preise für die Lebensmittel in die Höhe. „Zutaten, Gas und Strom, alles ist teurer geworden. Dazu kommt noch die hohe Miete in der Innenstadt“, schildert Sercan Balci die prekäre Lage.

Neben ihm und seinem Bruder Serkan arbeiten noch ihre Eltern in dem Imbiss. Die Familie hat Angst, dass die Preise noch weiter steigen: „Bisher haben wir es verkraften können. Aber wenn alles noch teurer wird, geht es um unsere Existenz. Wie soll das nur weitergehen?“, fragt Sercan Balci verzweifelt. Gleichzeitig verstehen die Brüder, dass ihre Kunden die steigenden Preise nicht unbegrenzt tragen können: „Die Kosten wachsen, doch die Löhne bleiben gleich.“