Künstliche Intelligenz
Ist die KI im Klassenzimmer angekommen?

Jugendliche diskutieren mit der Studentin Annika Nassal über Nutzen, Möglichkeiten und Herausforderungen, die KI mit sich bringt.

Annika Nassal hält interaktiven Vortrag über KI an der Schöllkopfschule. Foto: Markus Brändli

Zum Lernen, um Hausaufgaben zu machen, beim Arzt, um Tiktoks zu erstellen – dabei nutzen die Schülerinnen und Schüler der Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule in Kirchheim künstliche Intelligenz im Alltag. Annika Nassal, Informatikstudentin am Karlsruher Institut für Technologie, nimmt die Jugendlichen während ihres Vortrags zur KI mit in eine Welt der Zahlen, Computerspiele und Roboter. Auf die Fragen der 21-Jährigen antworten die Jugendlichen nicht etwa mündlich, sie tippen sie – ganz im Zeichen des Fortschritts und der Technik – in ihre Smartphones ein. Mit einem QR-Code geht das ganz schnell: Einmal einscannen und schon sind die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die interaktive Präsentation eingeloggt.

 

Superintelligente KI – ist superweit entfernt.
Annika Nassal, Die Informatikstudentin gibt eine Einschätzung zur Entwicklung von KI.

 

 

Risiken im Auge behalten

Schulleiter Jens Kaiser sieht KI-Technologien als Chance – hält aber auch ein Auge auf die Risiken gerichtet. „Ein großes Problem gibt es beim Datenschutz von Software aus den USA und China.“ Ein weiteres Problem sieht er in der Anwendung: „Gerade bei ChatGPT ist die Gefahr groß, auf Falschinformationen hereinzufallen.“ Zunächst klingt alles, was die künstliche Intelligenz schreibt, ganz einleuchtend, aber oft sei es trotzdem falsch. Dem Schulleiter ist es daher wichtig, aufzuklären: Der richtige Umgang soll gelernt werden. Obwohl die Schule den technischen Fortschritt fördert, kommt KI im Unterricht kaum zum Einsatz: „Geeignete Programme für den Schulalltag fehlen noch. Bei ChatGPT kann man zum Beispiel keinen Schüleraccount erstellen“, sagt Jens Kaiser.

Übungsaufsätze erzeugen

Über Datenschutz machen sich die Jugendlichen eher wenige Gedanken: „Ich denke, dass ungefähr die Hälfte, vielleicht ein bisschen mehr, KI aktiv nutzt“, sagt einer der Schüler. „Es wird aber nicht darüber gesprochen, man macht es einfach.“ Niemand, der auf KI-basierte Programme zurückgreife, würde damit prahlen. Es sei eher so, dass die Schülerinnen und Schüler sie zu Hilfe nehmen, um beispielsweise Gruppenarbeiten gut zu erledigen. 

Annika Nassal. Foto: Markus Brändli

Ein anderer Schüler meint: „Man kann schreiben, was man weiß, und es von der KI ergänzen lassen.“ Mit dem Material könne man sich dann auf Klausuren vorbereiten. Oder man kann sich Aufsätze erstellen lassen –  dadurch ist die Auswahl an Beispielaufsätzen größer und individueller, als man sie in der Schule bekommt, ergänzt er. Künstliche Intelligenz könne auch zum Lernen verschiedener Sprachen geeignet sein, weil man dort sehe, wie es richtig geht.

Was darf künstliche Intelligenz?

Die Studentin Annika Nassal packt das Thema KI mit ihrer lockeren Art an: „Was ist KI eigentlich?“ Es gibt schwache, starke und superintelligente KI. „Superintelligente KI – ist superweit entfernt. Sie ist komplett eigenständig wie in Blockbustern: Von einer bösen Intelligenz, die über Stromleitungen die Herrschaft ergreift – davon sind wir noch mindestens 100 Jahre entfernt“, sagt die Studentin.

Ein Fallbeispiel regt zum Nachdenken an: „Wie würdet ihr es finden, wenn im öffentlichen Raum Kameras angebracht wären und eine KI an eurem Gang erkennt, ob ihr krank seid? Wenn sie euch als krank einstuft, werdet ihr nach Hause gebracht, müsst dort bleiben und die Schule wird automatisch benachrichtigt, dass ihr krank seid. Was haltet ihr davon?“, will die Studentin wissen. Die Abstimmung zeigt: 57 Jugendliche halten das für keine gute Idee. Im gemeinsamen Dialog zeigt sich: KI muss Grenzen kennen, muss Empathie haben, moralisch handeln, im Alltag helfen, den Datenschutz beachten, darf nicht rassistisch sein oder die Menschheit auslöschen – und darf außerdem keine Fake-Rap-Songs generieren.

So können sich die Jugendlichen engagieren

Während der Schule können interessierte Schülerinnen und Schüler, die sich einbringen möchten, an Online-Kursen zum Programmieren oder zur KI teilnehmen oder am Bundeswettbewerb über KI mitmachen.
Eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Daten- und Prozessanalyse, Digitale Vernetzung, Anwendungsentwicklung oder zur Systemintegration ist nach der Schule möglich, verrät Annika Nassal.

Ein Studium mit verschiedenen Spezialisierungen wie der Informatik, Wirtschaftsinformatik, Data Science, Künstliche Intelligenz ist möglich. Mathematik könne dabei jedoch nicht wegignoriert werden, sagt Annika Nassal. ds