Sterbebegleitung - ein Wort, das nicht wenige erschreckt. Sterben klingt so endgültig, man kann doch nichts dagegen tun, kann nicht mal, wie bei einem Unfallopfer, erste Hilfe leisten. Weiß man über den Anfang des Lebens viel, schieben die meisten den Gedanken über das Ende weit von sich und sehen die Sterbebegleitung als undenkbare Aufgabe. Nicht so Inge Kodera und Doris Schwohl. Beide haben an einer Schulung teilgenommen, die sie dazu befähigt.
Schwerstkranke oder Sterbende zu begleiten ist Herzenssache, doch es gehört auch ein Rüstzeug dazu, um sensibel zu werden für die Bedürfnisse der Menschen, die ihre letzten Stunden täglich vor Augen haben. Selbsterfahrung, Biografiearbeit, Kommunikation, Lebens- und Sterbemeditation, Trauer, Achtsamkeit, Demenz und Sterbephasen, sind nur einige Themen, die im Ausbildungskurs zur Sprache kommen. Derzeit gebe es 33 ehrenamtliche Sterbebegleiterinnen und zwei Sterbebegleiter, berichtet Sandra Beck, die gemeinsam mit Ulrike Graf, als hauptamtliche Koordinatorin des ambulanten Hospizdienstes fungiert.
Wie sieht so eine Sterbebegleitung zu Hause oder im Hospiz aus? „Ganz wichtig ist uns, zu wissen, von wem der Wunsch kommt, zu erspüren, was wird gebraucht. Jede Begleitung ist anders und auch mal sehr akut“, weiß Sandra Beck aus Erfahrung. Seit nunmehr 17 Jahren begleitet Inge Kodera Sterbende und kann sich diesen Worten nur anschließen. „Es gilt, die Schwere, die da ist, mit auszuhalten. Wer sich um den Tod kümmert, kann auch leben“, betont die 76-Jährige. Miteinander schweigen, sprechen oder die Lieblingsmusik hören, Erinnerungen analysieren, Gedichte und Geschichten vorlesen oder kleine Hilfestellungen beim Trinken geben: „Jeder Wunsch wird erfüllt.“ Erst seit 2015 dabei ist Doris Schwohl. „Als ich in den Ruhestand kam, war mir klar, ich muss was machen. Der Infoabend gab mir die Antwort“, erzählt die Sterbebegleiterin, die zwanzig Jahre in der Pflege arbeitete. „Die Ausbildung hat viel Positives gebracht, man sortiert sich völlig neu“, betont die 66-Jährige und dem kann sich Inge Kodera zu hundert Prozent anschließen. Beide Sterbebegleiterinnen bringen zudem die Voraussetzungen einer regelmäßigen und verlässlichen Mitarbeit mit, sind verschwiegen und haben die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit sich selbst.
Info Die Infoabende zu dem nächsten Schulungszyklus finden am Donnerstag, 12. Oktober, und am Mittwoch, 25. Oktober, jeweils um 19 Uhr im Café Eckpunkt in der Hindenburgstraße 4 in Kirchheim statt. Anmeldungen nimmt Sandra Beck unter der Telefonnummer 0 70 21/9 20 92 27 entgegen.