Kirchheim
Jesinger Schützenverein: Die nächsten 100 Jahre im Visier

Jubiläum Der Jesinger Schützenverein blickt auf eine lange Tradtion zurück und feiert sein 100-jähriges Bestehen. Beim Festakt mit vielen Gästen aus Sport und Politik gab es auch nachdenkliche Stimmen. Von Markus Reschl

Pulverdampf und Vorderlader – mancher Schützenverein in Deutschland blickt auf eine Tradtion zurück, die bis ins Mittelalter reicht. Ganz so alt ist der Jesinger Schützenverein zwar noch nicht, aber immerhin hat der Verein mit derzeit 80 Mitgliedern und circa 25 aktiven Schützen stolze 100 Jahre auf dem Buckel. Am Samstag fand im Jesinger Schützenhaus der offizielle Jubiläumsabend mit Mitgliedern und geladenen Ehrengästen statt, die vom zweiten Vorstandsvorsitzenden Andreas Kromer in der festlich geschmückten Luftgewehrhalle begrüßt wurden.

Der erste Vorstandsvorsitzende und Oberschützenmeister Michael Osswald ging anschließend in seiner Eröffnungsansprache auf die Historie des Jesinger Schützenvereins ein. Er verschwieg dabei nicht, dass man in all den Jahren viele gute, aber auch schlechte Zeiten erlebte. Da es im Gründungsjahr 1923 noch keine Schießanlage gab, wurde teilweise im Garten von Gottlob Schemp, eines der zwölf Gründungsmitglieder, oder in der leerstehenden Kegelbahn im Gasthaus Stern geschossen. Erst 1927 wurde mit dem Bau einer Kleinkaliber-Schießanlage begonnen, die 1928 eingeweiht werden konnte. Nach dem Krieg wurde der Verein wegen Kontrollratsbestimmungen aufgelöst. Erst 1951 wurde von den Besatzungsmächten der Schießsport mit Luftgewehren wieder genehmigt. 1952 wurde dann vom Ehrenvorstand Gottlob Schemp der Verein neu gegründet unter dem neuen Namen „Schützenverein Jesingen-Teck e.V.“ Zu Beginn musste der Verein zuerst wieder auf Säle in Gasthäusern ausweichen. Erst 1958 wurde dann die heute bestehende Schießanlage im Oberhof eingeweiht, die dann im Laufe der Jahre immer wieder umgebaut und modernisiert wurde. Heute besitzt das Schützenhaus acht Zehn-Meter-Bahnen, die für Luftdruckwaffen aller Art zugelassen und mit elektronischer Treffer-
anzeige ausgestattet sind. Außerdem befindet sich im Keller eine Kleinkaliberanlage, bestehend aus fünf 50-Meter-Bahnen.

Vielfalt des Sports erhalten

Anschließend ergriff Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader das Wort. Er lobte den Verein mit all den Aktivitäten, die im Jubiläumsjahr bereits stattgefunden haben und betonte die Wichtigkeit des Erhalts vielfältiger Sportarten rund um Kirchheim. Er verwies dabei darauf, dass die benötigte Lüftungsanlage im Kleinkaliberschießstand durch die Stadt mit bezuschusst wurde und sagte dem Verein für die Zukunft weiterhin seine Unterstützung zu. Etwas humorvoll fügte er dann noch hinzu, dass er selbst schon Schützenkönig gewesen sei, wenn auch nur im Eisstockschießen.

Ortsvorsteherin Gabriele Armbruster lobte den Jesinger Schützenverein als wichtige Begegnungsstätte in Jesingen für Jung und Alt. Sie umriss den Verein mit vier Schlagworten – (Z)usammenhalt, (I)nteresse, (E)ngagement und (L)ust. Um den Worten dann auch noch Taten folgen zu lassen, überreichte sie gemeinsam mit Pascal Bader einen „Jubiläumsgroschen von 700 Euro“.

Kreisoberschützenmeister Oliver Raisch, der in seiner Rede die gute Organisation im Verein und die ehrenamtlichen Mitarbeiter lobte, konnte sich in Richtung Kommune einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. So werde der Schießsport immer noch als Randsportart angesehen, obwohl der Deutsche Schützenbund nach Fußball, Turnen und Tennis der viertgrößte Sportverband in Deutschland sei. Natürlich habe das Image in den vergangenen Jahren gelitten und man werde als Schütze schnell in eine Schublade gesteckt, doch zu Unrecht. Sportschießen sei eine Sportart wie alle anderen auch. Wichtig sei deshalb auch, auf die sportlichen Erfolge des Vereins zu verweisen – 2015/2016 schaffte die erste Luftgewehrmannschaft den Aufstieg in die Landesliga und 2016/2017 in die Verbandsliga. Am Ende seiner Rede überreichte er dem Vereinsvorstand einen Geldbetrag in Höhe von 750 Euro, nicht ohne Augenzwinkern, denn schließlich wären es 50 Euro mehr als von der Stadt.

Im Anschluss an die Reden wurde dann noch die Ehrung der Vereinsmitglieder vorgenommen. Danach folgte das gesellige Zusammensein mit musikalischer Unterhaltung durch das Duo Vocal Affair. Wer Lust hatte, konnte nach dem offiziellen Teil noch in den Keller, um den Kleinkaliber-Schießstand zu besichtigen. Oberbürgermeister Bader nutzte die Gelegenheit, um selbst Probe zu liegen, um zu erahnen, wie schwierig es ist, auf 50 Meter Entfernung das kleine schwarze Ziel anzuvisieren. Geschossen wurde an diesem Abend aber nicht.

Alle Anwesenden waren sich an diesem Abend aber über eine Tatsache einig: Damit der Verein auch die nächsten hundert Jahre feiern kann, ist es wichtig, neue Mitglieder im Nachwuchsbereich zu gewinnen.

 

Info Wer zwölf Jahre oder älter ist und Lust hat, sich im Schießsport auszuprobieren, kann einfach mal mittwochs beim Jugendtraining vorbei schauen.

 

Ehrungen der Vereinsmitglieder

Brigitte Stolz (48 Jahre Vereinsmitglied) wurde das Verdienstehrenzeichen in Silber und Karl-Heinz Renz (48 Jahre Vereinsmitglied) das ­Verdienstehrenzeichen in Gold vom Schützenkreis Gau Teck verliehen.
Michael Osswald (24 Jahre Vereinsmitglied) und Manuel Osswald (20 Jahre Vereinsmitglied) erhielten das Verdienstehrenzeichen in Silber und Andreas Kromer (39 Jahre Vereinsmitglied) sowie Peter Stolz (60 Jahre Vereinsmitglied) das Verdienstehrenzeichen in Gold vom Württembergischen Schützenverband verliehen. mr