Außen hui - innen pfui. Ganz so schlimm ist es bei der Kirchheimer Martinskirche nicht. Aber die Redewendung zeigt doch die Richtung an, in die es geht: Nachdem die Kirche seit 2013 ein neues Dach und eine sanierte Außenhülle - „Martins Mantel“ - erhalten hat, steht jetzt mit der Innensanierung der dritte und letzte Bauabschnitt an. Wieder einmal geht es ums Geld: Die Kosten sind mit 2,25 Millionen Euro veranschlagt. Rund 1,3 Millionen Euro müssen Stadt- und Gesamtkirchengemeinde als Eigenmittel aufbringen.
Die Pfarrer Jochen Maier und Axel Rickelt sind seit Anfang 2017 im zuständigen Bauausschuss tätig. Jochen Maier nennt ein Grundsatzproblem dieser Arbeit: „Wir brauchen die Hälfte der Mittel, bevor wir überhaupt einen Architekten beauftragen dürfen.“ Das ist schon schwer genug. Noch schwerer aber ist es, unter diesen Umständen die Mittel einzuwerben. Schließlich kann man möglichen Spendern keine konkreten Pläne vorlegen: „Wir müssen jetzt also Geld sammeln, ohne dass die Leute wirklich wissen, wofür.“
Andererseits weiß Axel Rickelt ganz genau, wofür gespendet werden soll: für das „Herzstück“ der Martinskirche, für das innerste. Dabei will die Kirche aber nicht nur Gemeindemitglieder und regelmäßige Gottesdienstbesucher ansprechen. Die Martinskirche soll eine Kirche für alle sein - auch für diejenigen, die fernab von großen Veranstaltungen einfach einen Ort der Stille suchen. Für alle Kirchheimer soll die Kirche im Zentrum der Stadt ein Stück Heimat darstellen, für Konzert- und Vortragsbesucher oder auch für diejenigen, die sich für die Geschichte des Gebäudes und die Kunstdenkmäler interessieren.
Den Großteil des Sanierungsbudgets dürften aber reine „Notwendigkeiten“ verschlingen. Jochen Maier nennt hier Heizung, Elektrik, Akustik und Beleuchtung. Alles ist seit dem letzten großen Umbau von 1964 deutlich in die Jahre gekommen. Die veraltete Elektrik ist sogar schon zu einem Risikofaktor geworden.
Die zweite Kategorie bezeichnet Jochen Maier als „gestalterische Erfordernisse“. Dazu zählt er eine große Leinwand, die man von der Decke herunterlassen kann, eine stille Ecke, „etwas für Kinder“ sowie die „Umgestaltung der Banksituation“. Ziel ist ein flexiblerer Umgang mit dem großen Kirchenraum, sodass er für viele unterschiedliche Veranstaltungen besser genutzt werden kann. Möglichen Befürchtungen tritt er aber gleich entgegen: „Das bedeutet nicht zwingend, dass man alle Bänke rausreißt.“ Axel Rickelt ergänzt: „Wie es genau wird, kann man jetzt noch nicht sagen.“
Das gilt auch für die dritte Kategorie: „Wünschenswertes“. Axel Rickelt denkt hier an ein Foyer, vielleicht sogar mit Garderobe, und an eine behindertengerechte Toilette in der Kirche. Jochen Maier spricht von einer Kaffeetheke, die sich geschickt verbergen lasse, oder von der Möglichkeit, die Sakristei mit ihrem alten gotischen Gewölbe wieder als Kapelle öffentlich zugänglich zu machen. Auch bessere Lagermöglichkeiten wären wünschenswert. Klar ist beiden Pfarrern, dass gerade diese dritte Kategorie die größte Wirkung haben wird: „Das kann am Ende Begeisterung auslösen, wenn es da pfiffige Lösungen gibt.“
Zukunftsfähig soll die Martinskirche nach der Sanierung sein. Die Umgestaltung soll trotzdem der sakralen Bedeutung des Kirchenraums gerecht werden. Angestrebt ist auch eine „klare Wiedererkennbarkeit“. Bis es so weit ist, muss aber noch viel Geld gesammelt werden: Vor dem tatsächlichen Baubeginn müssen schon zwei Drittel des Budgets aufgebracht sein. Deswegen hoffen die beiden Pfarrer, Mitte 2020, spätestens aber Anfang 2021 beginnen zu können. Zur Dauer der Arbeiten sagen sie: „Minimum ein Jahr.“ Der Rest wird sich weisen.