Furios legte das Joscho-Stephan-Trio mit dem „Hot Club Swing“ los – und sofort war Stimmung im Kirchheimer Club Bastion. Mit ihrem lebendigen Gypsy-Jazz, instrumentalen Hexenmeistereien und einem perfekt abgestimmten Bandsound zog das bestens aufgelegte Trio die Zuhörerinnen und Zuhörer in seinen Bann. Konzentriert lauschte das Publikum der von technischer Brillanz und rhythmischer Finesse bestimmten Musik: Für die fulminanten Soli gab es Zwischenapplaus, und am Schluss löste sich die Spannung in frenetischem Beifall und Bravorufen.
Charmanter Gitarrenmeister
Das Joscho-Stephan-Trio zelebrierte einen modernen Gypsy-Jazz, der mit Spielwitz und Improvisationslust eine Brücke zur Pop- und Latinmusik schlug. Am Bass sorgte Volker Kamps mit energischer Zupfarbeit für den stringenten Drive, trefflich unterstützt vom kurzfristig für einen erkrankten Kollegen eingesprungenen Rhythmusgitarristen Paul Schneider. Auf solch zuverlässiges Fundament stützte sich Joscho Stephans grandiose Gitarrenkunst. Wie er in rasender Geschwindigkeit mit den Fingern über das Griffbrett flitzte, mit welcher Präzision sein Plektrum die Saiten anriss, und die schillernden Klangspiele, die er aus seiner akustischen Gitarre zauberte – all das ließ das Publikum staunen.
„Es ist unglaublich, was der Gitarrenmeister aus seinem Instrument herausholt“, äußerte sich ein Zuhörer begeistert. Doch der aus Mönchengladbach stammende Gitarrist ist nicht nur ein begnadeter Musiker, er entpuppte sich auch als charmanter Plauderer, der das Publikum bestens unterhielt. Stephan führte humorig in die Titel ein – und erwies sich zudem als Verkaufsgenie: Als er das Publikum auf die Präsentation seiner CDs in der Pause einstimmte, bot er eine Verkaufsshow allererster Güte.
Weiter ging die musikalische Reise mit einer modernen Version des „Minor Blues“ von Django Reinhardt, dann leitete eine rasante Samba über zur Ballade „Clair de Lune“. Ruhige Akkordgänge und verspielte Melodiestränge sorgten inmitten der Swing-Gewitter für ein ruhigeres Fahrwasser. Doch die Ruhe währte nicht lange: Mit dem swingenden „Honeysuckle Rose“ ging die Post wieder richtig ab. Die Läufe brausten ungestüm, Gitarre und Bass spielten sich im dialogischen Wechsel die Melodien zu, und ein gewaltiger Groove trieb die Musik rastlos vorwärts. Man spürte: Die Akteure hatten riesigen Spaß an ihrer Bühnenshow.
Diese unbändige Musizierlust traf den Nerv der Zuhörerinnen und Zuhörer, die vom Schwung der authentischen Interpretationen mitgerissen wurden. Von Titel zu Titel steigerte sich das Joscho-Stephan-Trio in einen wahren Klangrausch hinein: Instrumentales Können und stilistisches Feeling verbanden sich zur gelungenen Symbiose. Immer wieder öffnete Joscho Stephan seinen Mitstreitern Räume zur Entfaltung, die Volker Kamps und Paul Scheider mit inspirierten Chorussen füllten. Doch Chef im Ring blieb der Leadgitarrist: Er zog die Fäden, drehte in seinen Soli gewaltig auf und sorgte ein ums andere Mal für atemberaubende Klang-eskapaden.
Von den gitarristischen Prunkstücken und der zündenden Musik konnte das Publikum nicht genug bekommen. Als das Programm mit dem durch die Rocklegende Jimi Hendrix bekannt gewordenen „Hey Joe“ dem Ende zuging, gab es stürmische Ovationen. Natürlich durfte das Joscho-Stephan-Trio nicht ohne Zugaben von der Bühne gehen.