Musik im Herzen“: Das Motto der Musikschule Kirchheim zog sich wie ein roter Faden durch den Festakt zum 50-jährigen Jubiläum der Schule. In der Stadthalle gab es viel gute Musik, und Festredner würdigten die verdienstvolle musikerzieherische Arbeit. Auch ein Novum gilt es zu vermelden: Die Musikschule Kirchheim hat neuerdings eine eigene Hymne, komponiert vom ehemaligen stellvertretenden Schulleiter Bertram Schattel
Eine eigene Hymne
Mit den im zeitgemäßen Stil gesetzten Tönen dieser Hymne eröffneten die Kinder von Vor-, Haupt- und Jugendchor den Festabend. Die jungen Choristen eroberten unter der Leitung von Florence Awotula mit ihren hellen Stimmen die Herzen der Zuhörerinnen und Zuhörer, und als sie „Was ist das Leben ohne Musik?“ sangen, stimmte das Auditorium begeistert zu.
Eingebunden in ihre begrüßenden Worte gab Musikschulleiterin Daniela Rathay einen Rückblick auf 50 Jahre Musikschule Kirchheim. Sie dankte den zahlreichen engagierten Weggenossen, die den Erfolg ermöglichten und tatkräftig mitgeholfen haben, das Schiff Musikschule über ein halbes Jahrhundert auf Kurs zu halten.
Ins gleiche Horn stieß Achim Hierl, der Vorsitzende des Kuratoriums. Er sprach allen Mitarbeitenden Dank und Anerkennung aus und würdigte die zahlreichen Kooperationen mit den allgemeinbildenden Schulen und anderen Institutionen. „Mit 50 Jahren ist die Musikschule im besten Alter“, betonte Hierl. Die Schule würde zwar immer älter, aber durch den ständigen Zustrom junger Schülerinnen und Schüler niemals alt.
Dies unterstrichen eindrucksvoll die Querflötenklassen. In Wil Offermans „Jungle Dance“ wurde das Publikum mit allerlei Flötentönen, Vogelgezwitscher und dem ostinaten Rhythmus eines Cajons in den Urwald entführt. Dabei zeigte das von Sabine Märkle geführte Querflötenensemble, dass es nicht zwingend eines Instruments bedarf: Als besonderer Gag entlockten die Flötistinnen und Flötisten diversen Trinkflaschen urige Töne.
Für einen exquisiten Hörgenuss sorgte Leni Göser: Die vielfach preisgekrönte Blockflötistin brachte auf dem Sopranino das Publikum mit einem Feuerwerk an technischen Kabinettstücken zum Staunen: Brillant ließ sie in Antonio Vivaldis Concerto C-Dur – adäquat begleitet von einem Lehrerensemble – das virtuose Laufwerk perlen. Es gab nicht nur viel Beifall für diese zirzensischen Tonspiele, auch der mit wunderschöner Phrasierung ausgespielte langsame Satz wurde heftig beklatscht.
Oberbürgermeister Pascal Bader überbrachte die Glückwünsche der Stadt und würdigte die Kooperation mit der Stadt Weilheim, in der die Musikschule eine Außenstelle unterhält. Der Verwaltungschef hatte nicht nur lobende Worte im Gepäck, er überreichte Daniela Rathay auch einen Scheck. Eine besondere Überraschung hatte der OB überdies parat: Er übergab eine Collage, in der mit einer Violine geschmückte historische Gemeinderatsprotokolle aus dem 16. Jahrhundert kunstvoll verarbeitet wurden.
Nach einem vom sinfonisch besetzten Jubiläumsorchester klangvoll intonierten Medley aus dem Soundtrack zum Film „Herr der Ringe“ betonte Ministerin Marion Gentges, dass die Musikschule ihr Motto „Im Herzen Musik“ aktiv lebe. Mit ihrem breiten Fächerkanon, den zahlreichen Kooperationen und ihrem Inklusions-Angebot sei die Musikschule Kirchheim eines der Aushängeschilder im Landesverband.
Fulminantes Klangereignis
Mit einer Bearbeitung des Schlusssatzes aus Peter Iljitsch Tschaikowskys fünfter Sinfonie läutete das aus Schülern, Eltern, Lehrern und Gästen bestehende Jubiläumsorchester das klangvolle Finale ein. Unter dem Dirigat von Andres Ruiz-Sara wuchsen die Instrumentalisten über sich hinaus. Der Orchesterklang war homogen, die Intonation über weite Strecken sauber, und der Notentext wurde gekonnt umgesetzt. Besonders begeisterte die Spielfreude: Man hörte eine glutvolle Wiedergabe, die Tschaikowskys Musik in all ihren Facetten erstrahlen ließ. Nicht minder beeindruckend war das großartige Finale mit Georg Friedrich Händels berühmtem „Hallelujah“ aus dem Oratorium „Der Messias“. Das Jubiläumsorchester und der Projektchor, in dem sich ehemalige Schülerinnen und Schüler der Musikschule zusammengefunden hatten, steigerten sich zu einem fulminanten Klangereignis. Als das gewaltige Hallelujah der Schlusstakte verklungen war, gab es tosenden Beifall. Der beindruckende Festakt war ein gelungener Start ins Musikschul-Jubiläumsjahr.
Die Musikschule Kirchheim in Fakten und Zahlen
Historie Auf der Basis einer Denkschrift von Ernst Leuze wird die Musikschule 1974 unter der Trägerschaft des Volksbildungswerks ins Leben gerufen. 1984 gründet sich ein Förderverein und es formiert sich eine erste Elternvertretung. 1989 spaltet sich die Musikschule von der VHS ab und wird eine eigenständige Einrichtung. Im selben Jahr bekommt die Schule im historischen „Schlössle“ ein eigenes Domizil. 1996 wird die Musikschule ein eingetragener Verein. Aktuell unterrichten 50 Lehrkräfte 1650 Musikschülerinnen und Musikschüler.
Schulleitung Nach der Gründung übernimmt 1974 Dr. Peter Klöcker die Geschäftsführung, die musikalische Leitung liegt in den Händen von Astrid Steinbrenner. 1981 übernimmt Thomas Arnold, der bisher als Klavierlehrer tätig war, die Leitung. 1984 übergibt Dr. Peter Klöcker die Geschäftsführung an Thomas Arnold. Nach 25-jähriger Leitungstätigkeit gibt Thomas Arnold 2009 den Stab weiter an Urs Läpple. Von 2015 bis 2022 leitet Hans-Peter Weyhmüller die Schule, und 2022 wird Daniela Rathay auf den Chefposten berufen.
Veranstaltungen Im Jubiläumsjahr präsentiert die Musikschule ihr Angebot in einem Kanon von Konzerten. Neben einem Lehrerkonzert gibt es Schülervorspiele, und im November stellen sich in einem Candlelight-Konzert die Klavierklassen vor. Es gibt ein Erzählkonzert ehemaliger Lehrer, ein Klappstuhl-Konzert in Weilheim, und im Juli einen „Tag voller Musik“ rund ums Schlössle. Mit festlicher Musik endet das Jubiläumsjahr: Der Erlös des Weihnachtskonzerts im Dezember fließt der Weihnachtsaktion des Teckboten zu. kell