Bernhard Sigel und Anna Oeffling, die beiden Lehrer, die mit ihren Schülerinnen und Schülern in Israel festsaßen, haben alles gegeben, um ihre Gruppe sicher nach Hause zu bringen. Mit Erfolg: In der Nacht von Montag auf den heutigen Dienstag, 10. Oktober, sind sie in Rom gelandet.
Bis dahin waren die Nerven angespannt – ein ständiges Hoffen und Bangen, Planen und Organisieren ohne zu wissen, wie die
Chancen stehen. Wie ein kleiner Strohhalm muss der letztlich rettende Weg aus dem Kriegsgebiet auf Bernhard Sigel und Anna Oeffling gewirkt haben. Im Luftschutzbunker ihres Hotels haben die beiden Lehrkräfte Isländer kennengelernt, die mit ihrer Regierung Kontakt aufnehmen konnten. Die Isländische Regierung hat es gewagt und beschlossen ein Evakuierungsflugzeug zu schicken. „Unsere Lehrer haben alles gegeben und sofort versucht für die Schülerinnen und Schüler einen Platz in der Maschine zu bekommen“, sagt Jens Kaiser, der Schulleiter der Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule in Kirchheim, „zum Glück gab es in dem Flugzeug noch ein paar freie Plätze und es konnte mit der Isländischen Regierung so organisiert werden, dass unsere Gruppe mitgenommen wird.“ Ursprünglich sollte die Gruppe am Donnerstag, 12. Oktober, wieder zuhause ankommen. Seit die Angriffe der radikal-islamischen Hamas auf Israel begonnen haben, war jedoch ungewiss, ob sie überhaupt einen Flug bekommen würden.
Mit dem Bus nach Jordanien
Das Evakuierungsflugzeug sollte jedoch in Amman, der Hauptstadt Jordaniens, landen. Den Weg dorthin musste die Gruppe natürlich irgendwie bewerkstelligen. „Auch hier haben unsere Lehrkräfte vollen Einsatz gezeigt und trotz der ganzen Schwierigkeiten vor Ort einen Minibus organisiert.“
„Es war ein ständiges Abwegen, ob wir sie rausholen können oder nicht“, sagt Jens Kaiser. „Wir wussten nicht, ob es gefährlicher ist zu bleiben oder zu fahren und wann sich eine andere Gelegenheit bieten würde.“ Das war eine sehr schwierige Situation, aber die Schule und die Verantwortlichen in Deutschland standen in ständigem Kontakt mit der Partnerstadt Givatayim, die sich schlussendlich auch für die Fahrt mit dem Bus ausgesprochen und für sicher befunden hat.
Von Island rausgeholt
Also ging es für die Gruppe mit dem Bus nach Amman, wo sie in die Isländische Evakuierungsmaschine steigen konnten und das Gebiet sicher verlassen konnten. „Wir sind sehr froh, dass unser Schülerinnen und Schüler sowie Bernhard Sigel und Anna Oeffling in Sicherheit sind“, sagt Jens Kaiser. Einen ersten Zwischenstopp gab es in Rom. Erleichtert meldete sich die Gruppe beim Teckboten und gab Entwarnung. „Uns geht’s gut.“ lautete die lang ersehnte Nachricht. „Mittlerweile ist unsere Gruppe in Reykjavík, der Hauptstadt Islands gelandet. Und im Laufe des Tags wird sie in Stuttgart ankommen, wo die Schüler endlich von ihren Eltern in die Arme geschlossen werden können“, sagt Jens Kaiser.
Markus Grübel übt Kritik
Der CDU Bundestagsabgeordnete, Markus Grübel, kritisiert die Untätigkeit der Bundesregierung. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern würde es die deutsche Bundesregierung nicht für angebracht halten, Evakuierungsflüge für deutsche Staatsbürger zu organisieren. Die Lufthansa habe die Flüge von und nach Israel eingestellt. „Das ist nicht akzeptabel“, kritisiert der Esslinger Bundestagsabgeordnete Markus Grübel, Mitglied des Verteidigungsausschusses. „Es kann nicht sein, dass die Bundesregierung deutsche Staatsbürger in diesen kriegsähnlichen Zuständen sich selbst überlässt. Eine Evakuierung durch die Deutsche Luftwaffe muss schnellstmöglich erfolgen. Der Fall der Schülergruppe aus Kirchheim darf sich nicht wiederholen.“