Wettbewerb
Jugendliche debattieren um den Sieg

Am Robert-Bosch-Gymnasium Wendlingen fand das Regionalfinale von „Jugend debattiert“ statt. Acht Schülerinnen und Schüler gaben alles, um die Jury mit ihren Argumenten zu überzeugen.

Die Finalisten der ersten Runde (von links): Jan Kelnberger, Falk Daunderer, Toni Pfisterer und Moritz Heilmann. Foto: Marilen Lutz

Es herrscht Hochbetrieb am Robert-Bosch-Gymnasium in Wendlingen. Das Foyer ähnelt fast einem Fernsehstudio: Am Ende des Raums stehen Podien, davor ein langer Tisch, an dem später die Jury sitzen wird, der Rest des Foyers ist mit tratschenden, gut gelaunten Gästen gefüllt. Auch einige bekannte Gesichter haben sich eingefunden, darunter etwa die Landtagsabgeordneten Andreas Kenner und Dennis Birnstock, Landrat Marcel Musolf und Wendlings Bürgermeister Steffen Weigel.

Um kurz vor zwei kehrt Ruhe ein, das Publikum begibt sich auf die Plätze, und es kann losgehen. Regionalkoordinatorin Caroline Ulmer tritt nach vorn und begrüßt die Anwesenden zum diesjährigen Regionalwettbewerb von „Jugend debattiert“, der traditionell an der Schule stattfindet.

Für die acht Kandidatinnen und Kandidaten, die heute gegeneinander antreten, ist es nicht der erste Schlagabtausch an diesem Tag. In der Vorrunde, die am Morgen stattgefunden hat, konnten sie überzeugen und ins Finale einziehen. Eine von regionalen Bundestagsabgeordneten gesponserte Reise nach Berlin und ein Essen im Landtag haben alle acht sicher, doch nur vier können sich für den Landeswettbewerb qualifizieren.

Los geht es mit der Altersklasse eins, das sind die Acht- und Neuntklässler. Sie beschäftigen sich heute mit einer „brennend heißen“ Frage: Sollte das Rauchen an öffentlichen Orten verboten werden?

Raucherzonen: eine längst überfällige Maßnahme?

Für die Idee plädieren Jan Kelnberger vom Robert-Bosch-Gymnasium und Falk Daunderer vom Freihof-Gymnasium Göppingen. Die Gegenseite vertreten Toni Pfisterer vom Schlossgymnasium Kirchheim und Moritz Heilmann vom Hölderlin-Gymnasium in Nürtingen.

Jan Kelnberger eröffnet die Runde mit einer Anekdote von einer Reise nach Singapur – eine Stadt, die ihn vor allem durch ihre Sauberkeit beeindruckt hat. Der Vorschlag der beiden: Ab dem 1. Januar 2026 soll das Rauchen in der Öffentlichkeit ausschließlich in Raucherzonen gestattet sein.

In den darauffolgenden 25 Minuten hagelt es spannende Argumente von beiden Seiten: Eine „Einschränkung der freiheitlichen Rechte“, nennt Toni Pfisterer den Vorschlag und stellt die Effektivität eines solchen Gesetzes infrage. Weiter argumentiert die Contra-Seite unter anderem mit hohem Aufwand und einer schwierigen Umsetzung.

Falk Daunderer und Jan Kelnmann richten den Fokus ihres Plädoyers in erster Linie auf die Umwelt, die Kosteneinsparungen und die enormen gesundheitlichen Vorteile, die das Gesetz mit sich bringen würde – auch für die vielen Menschen, die unter den Folgen des Passivrauchens leiden.

Während sich die Jury über ihre Sieger berät, wird das Publikum eingeladen, sich mit Kaffee und Kuchen zu stärken. In einigen Grüppchen wird bereits angeregt über das Thema und die Leistung der Teilnehmer diskutiert.

Wenig später haben die Jurorinnen und Juroren einen Entschluss gefasst. Die Spannung knistert in der Luft. Nach einem kurzen individuellen Feedback an alle Teilnehmer wird das Ergebnis verkündet: Den vierten Platz der Altersgruppe eins belegt Moritz Heilmann, Drittplatzierter ist Kirchheims Kandidat vom Schlossgymnasium, Toni Pfisterer. Die ersten beiden Plätze und damit eine Qualifizierung für den Landeswettbewerb erkämpft haben sich Jan Kelnberger und Falk Daunderer. Einen tobenden Applaus gibt es aber für alle vier.

Keine Bühne für Extreme

Und schon fällt der Startschuss für die nächste Runde, in der sich die Debattierenden der Frage widmen, ob extreme Parteien von Diskussionsrunden ausgeschlossen werden sollten. Ja, sagen Jan Herrmann vom Schlossgymnasium und ­Anastasia Wirsing vom Robert-Bosch-Gymnasium. Ihre Konkurrenz: Daniel Heinz vom Max-Planck-Gymnasium Nürtingen und Therese Pfann vom Hölderlin-Gymnasium.

„Das Problem von Weimar ist gewesen, dass die Freiheit mit Mitteln der Freiheit abgeschafft wurde“, beginnt Jan Herrmann seinen Einstiegsmonolog. Man müsse gegen die Verbreitung extremer Ansicht vorgehen. Deshalb schlage die Pro-Seite vor, für extrem erklärte Parteien ab dem 1. Januar 2026 aus Diskussionsrunden im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auszuschließen. 

Man dürfe Hass und Desinformation keine Bühne bieten – insbesondere in den öffentlich-rechtlichen, staatlich finanzierten Medien mit derartiger Reichwerte, so Herrmann und Wirsing. Die reine Präsenz dieser Ansichten vergifte Debatten.

Heinz und Pfann argumentieren unter anderem mit der Wichtigkeit eines Diskurses, der alle Meinungen involviert. Effektiv sei die Maßnahme laut der Contra-Seite nicht: Ein Ausschluss extremer Parteien führe lediglich zu einer Verschiebung des Diskurses in andere Räume, was die Spaltung und Radikalisierung noch verstärken könne.

Während sich die Jury auf ihre Favoriten einigt, hält das Moderatoren-Team aus Mark Wendt und Lara Kern das Publikum bei Laune. Dann geht es auch schon an die Siegerehrung. Platz vier und drei gehen an Anastasia Wirsing und Therese Pfann. Auf den ersten beiden Stufen des Siegertreppchens stehen Jan Herrmann und Daniel Heinz.

Für Jan Herrmann ist es schon das zweite Mal im Regionalfinale. Er freut sich über seine Platzierung und findet, „es hat wieder echt viel Spaß gemacht“.

Auch Toni Pfisterer geht mit einem guten Gefühl nach Hause. Das Debattieren, das er eigentlich mehr spaßeshalber begonnen hat, möchte er sehr gerne weiterverfolgen, und auch auf seine Berlinreise freut er sich schon. Für ihn wird es das erste Mal in der Hauptstadt sein. „Ich glaube, das wird eine wirklich tolle Erfahrung.“