Die anfängliche Euphorie und Vorfreude sind längst verflogen. Ein Gruppe von Austauschschülerinnen und -schülern der Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule in Kirchheim musste sich am vergangenen Wochenende in einem Albtraum wiederfinden: Sie sind zusammen mit ihren Lehrern Bernhard Sigel und Anna Oeffling in der israelischen Stadt Givatayim ganz in der Nähe von Tel Aviv. Am Samstag hat der Angriff der radikal-islamischen Hamas auf Israel begonnen. Laut Medienberichten wurden bislang hunderte Menschen getötet, unzählige Personen verletzt und verschleppt.
Ein Rückflug wird organisiert
Noch am Freitag, 6. Oktober, schrieben die beiden Lehrer und schickten Fotos von der tollen Zeit. Nur wenig später begannen die Angriffe. „Wir hoffen, dass wir unsere Schülerinnen und Schüler sowie unsere Lehrer so schnell wie möglich da rausbekommen“, sagt Jens Kaiser, der Schulleiter der Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule. „Es geht ihnen soweit gut.“ Genauso wie beim Besuch der israelischen Schüler im Juli kommt jeder Schüler in eine separate Familie. „Wir konnten es so umorganisieren, dass alle Schüler auf die Familien verteilt wurden, die besonders gute Sicherheitseinrichtungen haben.“
Auch mit dem Landratsamt Esslingen stünde die Schule in ständigem Austausch und versuche alles zu tun, um einen Rückflug zu organisieren. „Das Auswärtige Amt konnte uns bis jetzt nicht besonders weiterhelfen, laut deren Aussage sind derzeit keine Evakuierungsflüge geplant, wir versuchen trotzdem alles“, sagt Jens Kaiser.
Noch im Juli war die Schülerband „Dibraya“ im Wege des Austausches in Kirchheim – zahlreiche Menschen lauschten bei den Auftritten in Kirchheim, Beuren und Esslingen den jazzigen Rythmen der Musiker. Seit 1983 besteht die Partnerschaft zwischen dem Landkreis Esslingen und der Stadt Givatayim. „Wir sind sehr stolz, dass der Austausch mit dem renommierten Jazz-Department der ‚Thelma Yellin High School for the Arts‘ im Jahr 2008 zustande gekommen ist. Jetzt kommen zehn Schüler zu uns und im Herbst gehen wir mit zehn Schülerinnen und Schülern nach Givatayim“, erzählte Bernhard Sigel in einem Interview im Juli.
Erster Besuch nach Corona
Während Corona fiel jedoch Austausch um Austausch mit der Partnerstadt Givatayim ins Wasser. „Wir sind sehr froh, dass wir den Schüleraustausch aufrecht erhalten konnten“, sagte Bernhard Sigel. Mit kurzen Videos hielten sich die Schülerinnen und Schüler aus Israel und Deutschland gegenseitig auf dem Laufenden. Umso größer war die Freude, dass es jetzt im Herbst endlich nach Givatayim ging. Am Mittwoch, 4. Oktober, ist die Gruppe ins Flugzeug gestiegen und sollte am Donnerstag, 12. Oktober, wieder sicher in Kirchheim ankommen.
Kern des Projektes: Vorurteile abbauen und den Jugendlichen den internationalen Austausch ermöglichen, erläuterte Lehrerin Anna Oeffling. Mehr als eine Woche leben die Jugendlichen aus Deutschland und Israel zusammen. Da machen sich die Jugendlichen eigentlich Gedanken darüber, was es zu essen gibt und wie die Verständigung funktioniert. Am Ende würden sich die jungen Menschen immer in den Armen liegen, erzählten die beiden Lehrer. „In acht Tagen können Freundschaften fürs Leben entstehen“, sagte Anna Oeffling.