Kirchheim
Junge Mütter und ihre Babys erhalten „Willkommenshilfe“

Unterstützung Mit Freiwilligen bestreitet das Projekt „Wellcome“ in Kirchheim moderne Nachbarschaftshilfe für Familien. Jetzt wurde Fünfjähriges gefeiert. Von Thomas Zapp

Eine Sache liegt Tina Allin besonders am Herzen: „Wir sind ein allgemeines Angebot, nicht nur für sozial Benachteiligte. Voraussetzung für eine Betreuung ist lediglich, dass die Mutter mindestens ein Kind im Alter von unter einem Jahr hat“, betont die Koordinatorin des Wellcome-Projekts. Seit fünf Jahren gibt es „Wellcome“, das Hilfsangebot für junge Mütter, auch in Kirchheim. Grund genug für eine kleine Feierstunde im Vogthaus. Unter dem Dach der Familien-Bildungsstätte ist auch das Projektbüro beheimatet.

Elf Frauen arbeiten aktuell ehrenamtlich mit, um jungen Müttern den Start mit ihren Neugeborenen zu erleichtern. Das kann die Unterstützung im Haushalt sein, sich mit dem eifersüchtigen Geschwisterkind zu beschäftigen oder einfach mal draußen mit dem Kinderwagen spazieren gehen, damit die Mutter einmal Zeit für sich hat. „Damit aus kleinen Sorgen keine großen Probleme werden“, erklärt Tina Allin. Sie ist stolz darauf, dass in den fünf Jahren umgerechnet jeden Tag eine freiwillige Stunde in Kirchheim geleistet wurde, 1 825 Stunden insgesamt.

Katharina Lenarcic gehört zu den Freiwilligen, die einer Mutter geholfen haben. In ihrem Fall hat eine Frau Zwillinge bekommen und fühlte sich überlastet. „Ich habe selbst drei Kinder und konnte mich gut in diese Frau einfühlen“, erzählt die Pilotin. „Für mich war das die Hauptmotivation, bei diesem Projekt mitzuarbeiten: Etwas von dem weitergeben zu können, was ich selbst erlebt habe“, sagt sie. Sie selbst hatte vier Geschwister, die den Eltern mitgeholfen hatten. Heute sind es oftmals aber nicht mehr Geschwister oder Großeltern, die helfen können. Die Gesellschaft ist mobiler geworden, traditionelle Familienstrukturen werden mehr und mehr aufgelöst, die Kernfamilie ist oft weit weg.

Drei bis sechs Monate dauert so eine praktische „Willkommenshilfe“ nach der Geburt, je nach Bedarf. Katharina Lenarcic hat in dieser Zeit einmal die Woche die Zwillinge der von ihr betreuten Mutter für einige Stunden im Kinderwagen gefahren, damit die Frau Zeit für sich hatte. „Was einen sehr berührt, ist die Dankbarkeit und Zufriedenheit der Mütter“, sagt sie. Sie strahlen richtiggehend Glück aus. So etwas erlebe man im normalen Berufsalltag nicht. „Das macht diese Tätigkeit so besonders“, sagt sie.

Wer an diesem Nachmittag fehlt, sind die Mütter selbst. „Ich wollte niemanden mit einer Einladung in die Bredouille bringen“, sagt Tina Allin. Viele fühlten Scham, weil sie Hilfe in Anspruch nähmen. Das bräuchten sie gar nicht, findet Gabriele Schäfer. Sie hat die Wellcome-Gruppe Kirchheim vor fünf Jahren gegründet. „Ich habe selbst drei Kinder und hätte mich damals über so eine Hilfe gefreut“, sagt sie. Von dem Freiwilligen-Dienst hätten beide Seiten etwas. „Es gibt Mütter, die möchten die Zeit mit einem Kleinkind gerne noch einmal erleben“, sagt sie. Es geht aber auch um Vernetzung und weitere Angebote. „Mütter freuen sich nach viel Zeit allein zu Hause, wieder einen Termin zu haben“, weiß Gabriele Schäfer.