Kirchheim
Junge Menschen feiern das Bauhaus

Nachwuchskünstler Schüler unterschiedlicher Klassenstufen aus dem Landkreis Esslingen haben sich von den Ideen der Kunstschule inspirieren lassen. Die Werke sind bis zum 30. Januar im Kornhaus zu sehen. Von Helga Single

Das Schulkunst-Programm des Landes Baden- Württemberg nimmt das Thema „100 Jahre Bauhaus, Form und Funktion“ zum Anlass, Schülerarbeiten von 23 Schulen aus dem Landkreis Esslingen im Kornhaus auszustellen. Seit 35 Jahren gibt es das Schulkunstprogramm. In 25 regionalen Ausstellungen pro Jahr, von denen eine davon jetzt in Kirchheim Station macht, werden die Ergebnisse künstlerischer Rezeption präsentiert.

Dabei geht es nicht um Wettbewerb, sondern um die Kreativität und Schaffenskraft von Jugendlichen aller Altersstufen und aller Schultypen. Und was da entstanden ist, kann sich sehen lassen. Mit den unterschiedlichsten Materialen, Herangehensweisen und Denkansätzen haben sich die Schüler mit dem Bauhaus beschäftigt. Das Bauhaus, das im Jubiläumsjahr unter viel Beachtung der Öffentlichkeit gefeiert wurde, steht für Klarheit und Schlichtheit im Ausdruck. Ein Design, das Gebrauchsgegenstände beeinflusste und diese plötzlich erschwinglich für jedermann machte. Der Slogan „Form follows function“, steht für die Reduktion im Bauhausstil.

Von der Malerei zum Objekt

Über 200 Objekte sind so entstanden. Die Entwürfe der Schüler sind überraschend aktuell und originell. Da gibt es neue Ideen zu Wohn- und Lebensformen in den Architekturentwürfen, die unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeit, ökologische Ansätze verarbeiten. Wohnen im leeren Milchkarton als Beispiel des neuen Bauens für die Zukunft. Etwas, was jeden „Tiny- Haus“-Designer interessieren könnte. Darüber hinaus gibt es raffiniert durchdachte Taschen aus Papier für jede Gelegenheit, neue Stuhldesignvorschläge in Anlehnung an den Holzstuhl von Rietveld, dem Wassily Chair von Marcel Breuer oder einem Stahlrohrstuhl von Mies van der Rohe.

Was die Grundschüler mit den Formen Kreis, Dreieck und Viereck in den Primärfarben aufs Papier bringen, verarbeiten die höheren Klassen zum raumgreifenden Mobile. Collagen des Treppenhauses 1932 von Oskar Schlemmer sind zu sehen, die in den Schülerarbeiten einen Effekt von M. C. Escher aufweisen und Figürchen aus dem Triadischen Ballett. Und immer wieder Kandinsky: Der russische Künstler, der Lehrer in den Wirkungsstätten des Bauhauses, Berlin, Weimar, Dessau war und als Vater der abstrakten Kunst gilt, ist Vorbild für zweidimensionale Arbeiten des Leistungskurses Kunst.

Hier verlagern die Schüler die Zweidimensionalität in Dreidimensionalität und gehen somit den Schritt von der Malerei zum Objekt. Durch Falten bekommt die Fläche architektonischen Charakter. Mondrians Flächen der Primärfarben, abgetrennt durch schwarze horizontale und vertikale Linien, tauchen auf. Er ist zwar kein Bauhauskünstler, aber hat einen hohen Wiedererkennungswert. Die Materialien reichen von Papier, Acryl, Schiefer, Kunststoff, Wolle, Metall bis Holz. Die Verfahren von Hochdruckkunst bis zur Malerei sind ganz der Handwerkerstatt und der Druckwerkstatt im Bauhaus nachempfunden. Allein Videoinstallationen haben keinen Eingang gefunden.

Die Ausstellung wurde von Kirchheims Bürgermeister Günter Riemer und Dr. Corina Schimitzek, Leiterin des Schulamts Nürtingen, eröffnet, musikalisch begleitet von der Band der Realschule Lenningen unter Leitung von Matthias Bender. Zu sehen sind die Stücke noch bis Donnerstag, 30. Januar 2020.