Kita
Jurten-Kindergarten in Kirchheim ist gestartet

Im neuen Naturkindergarten auf dem Schafhof spielen seit dieser Woche die ersten Kinder. Der Jurten-Kindergarten punktet mit gemütlichen Räumen, einem naturpädagogischen Konzept und freien Plätzen. 

Im Inneren der Jurten dominiert Holz. Foto: Markus Brändli

Ihren Lieblingsort haben die fünf Kinder, die seit dieser Woche den Jurten-Kindergarten auf dem Schafhof einweihen dürfen, sofort auserkoren. Es ist nicht die heimelige, nach Holz duftende Jurte mit den sorgfältig ausgewählten Spielsachen und Bilderbüchern in den Regalen, sondern der große Dreckberg direkt davor. Durch die großen Fenster der Jurte kann man dabei zusehen, wie der Bagger ihn vorsichtig modelliert. „Die Kinder wollten den Berg gerne steiler haben, und das wird jetzt umgesetzt“, erklärt Siomara Peinecke, die Leiterin des Jurten-Kindergartens, lächelnd.

Foto: Markus Brändli

Während eine Jurte bereits fertig ist und von den ersten Eingewöhnungskindern genutzt wird, befinden sich drei weitere noch im Ausbaustadium. Auch an den Außenanlagen wird gearbeitet. Die Stadt Kirchheim hat dennoch schon mal zum Rundgang durch den Jurten-Kindergarten eingeladen, der im Jahr 2022 gemeinsam mit der Firma Living Circles auf den Weg gebracht worden ist. Das Ziel: ein Naturkindergarten, in dem Kinder lernen, im Einklang mit der Natur zu leben. 5,6 Millionen Euro lässt sich die Stadt das Projekt kosten.

Sind stolz auf die neue Kita: Bürgermeister Achim Rapp, Christoph Kerner, Eberhard Müller, Anne-Kathrin Schmid, Christine Kullen, Siomara Peinecke und Pascal Bader. Foto: Markus Brändli

Der Jurten-Kindergarten hat zwar eine Betriebserlaubnis als Naturkindergarten, ist aber eine Hybrid-Form aus Haus- und Naturkindergarten. Anders als in klassischen Naturkindergärten, die meist nur mit einer Schutzhütte ausgestattet sind, soll sich das Leben hier auch drinnen abspielen. Die Jurten sind mit Pellet-Öfen, auf denen teilweise gekocht werden kann, Garderoben, Toiletten, Büros, Schlafräumen und einer Großküche ausgestattet. Das ist nötig, denn hier findet auch Ganztagsbetreuung statt. Und während klassische Natur- oder Waldkindergärten in der Regel ein- bis zweigruppig sind, ist der Jurten-Kindergarten auf dem Schafhof vier Gruppen stark. Eine davon – auch das ist ungewöhnlich – ist für Zwei- bis Dreijährige reserviert. Platz ist für 72 Kinder.

Foto: Markus Brändli

Allerdings spiele die Natur eine große Rolle, wie Leiterin Siomara Peinecke betont. Das Gelände ist umgeben von Wiesen, nicht weit entfernt beginnt der Wald. Je nach Alter sind längere oder kürzere Ausflüge in die Natur geplant. Und auch die Außenanlagen nebst Dreckberg werden keine Wünsche offen lassen – auch wenn keine klassische Spielplatzausstattung mit Schaukel und Rutsche vorgesehen ist. „Es ist bewusst reduziert gehalten“, sagt Siomara Peinecke. Kinder bräuchten gar nicht so viel, betont sie. Der Dreckberg, haufenweise Stöcke, dazu Sandkästen, Obstbäume und Beete, die die Kinder mit bewirtschaften, ein kleines Biotop und ein „Mikado“ aus Baumstämmen, auf dem geklettert werden darf – das werden die Attraktionen im Außenbereich des Jurten-Kindergartens sein. Sägen und Schnitzmesser, die die Kinder nach dem Absolvieren eines „Führerscheins“ benutzen dürfen, gehören natürlich mit dazu.

Schlafraum in einer der Jurten. Foto: Markus Brändli

Das Thema Nachhaltigkeit zieht sich quer durch den Jurten-Kindergarten. Es beginnt bei der Bauweise der Jurten, die aus Holz gefertigt und mit zertifizierter Schafwolle gedämmt sind. Auch innen ist (fast) alles aus Holz, die Räume wirken warm und gemütlich. Die gesamte Ausstattung ist modular, lässt sich verstellen, verschieben und den Bedürfnissen der Kinder anpassen. In den Regalen liegen Waldorf-Puppen, Holzspielsachen, Stifte. „Ich habe bei der Ausstattung darauf geachtet, dass alles reizarm und minimalistisch ist“, sagt Siomara Peinecke, die schon einmal in einer Pickler-Kita gearbeitet hat. Knallige Farben oder Plastik sucht man vergebens.

Oberbürgermeister Pascal Bader, Christoph Kerner und Siomara Peinecke begutachten die pädagogischen Handwaschbecken. Foto: Markus Brändli

Auch bei täglichen Vorgängen wie dem Händewaschen sollen die Kinder lernen, dass ihr Ressourcenverbrauch nicht ohne Folgen bleibt. Das Wasser kommt aus großen Gläsern, die die Kinder mit den Erzieherinnen immer wieder nachfüllen. Das gebrauchte Wasser fließt durch die Handwaschbecken hindurch in große Milchkannen, die – wenn sie voll sind – in die Pflanzenkläranlage gekippt werden müssen. Auch die Pellets für die Öfen der Jurten werden von Kindern und Erzieherinnen gemeinsam aus dem Vorratslager geholt.

Viele der Spielsachen erinnern an Waldorf-Kindergärten. Foto: Markus Brändli

Siomara Peinecke, Oberbürgermeister Pascal Bader, die Bürgermeis­ter Christine Kullen und ­Achim Rapp sowie alle anderen aus der Stadtverwaltung sind sichtlich stolz auf ihre neue Kita, die nur einen Schönheitsfehler hat: Aktuell wird noch Personal gesucht. Sieben Erzieherinnen sind schon im Einsatz, fünf weitere werden gebraucht. Siomara Peinecke ist die Begeisterung für ihren neuen Job dennoch anzusehen. „Die Kinder und Eltern wollen hier gar nicht mehr weg. Wir fühlen uns alle schon sehr wohl“, sagt sie.

Ein "Mikado" aus Baumstämmen ist eines der wenigen Spielgeräte im Außenbereich. Foto: Markus Brändli

Infos zum neuen Kindergarten

Der Jurten-Kindergarten auf dem Schafhof in Kirchheim hat noch Plätze frei. 72 Kinder können in der Einrichtung insgesamt betreut werden. Für über Dreijährige stehen eine Ganztagsgruppe (an zwei Tagen bis 16.30 Uhr, an einem Tag bis 15.30 Uhr) und zwei Gruppen mit verlängerten Öffnungszeiten (bis 13.30 Uhr) zur Verfügung. Für zwei- bis dreijährige Kinder gibt es eine Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten. Anmelden kann man sich auf der Homepage der Stadt über das Vormerksystem. Fragen beantwortet das Amt für Bildung.