Kirchheim
Kässpätzle toppen „Tea Time“

Lebenstraum Emma Wilding ist im englischen Bath geboren und aufgewachsen. Jetzt lebt sie seit einiger Zeit in Nabern. Hier soll sich ein großer Traum für sie erfüllen. Von Celia Veygel

Ihr bisheriges Leben hat Emma Wilding im berühmten englischen Bath verbracht. Dort wurde sie geboren,  ging zur Schule und hatte all ihre Freunde. Jetzt lebt sie bei ihren Großeltern Erika und Helmut Kapp in Nabern. Was bringt eine 19-Jährige dazu, alles hinter sich zu lassen und in ein fremdes Land zu ziehen?

Für Emma ist Deutschland kein wildfremdes Land. Als Kind einer deutschen Mutter ist sie zweisprachig aufgewachsen und spricht heute akzentfrei deutsch. In den Ferien war sie oft bei den deutschen Großeltern im Ländle zu Besuch. „In meiner Klasse waren vier Mädchen, die – so wie ich – deutsch gesprochen haben“, erzählt sie. Nach ihrem Abschluss wollte die junge Frau nicht nur deutsch sprechen, sondern auch in Deutschland wohnen.

 

Das FSJ im Krankenhaus war die
beste Entscheidung meines Lebens.
Emma Wilding 

 

Gründe hat das mehrere, erklärt Emma Wilding. Zum einen sei sie – so wie viele andere junge Menschen – sehr unglücklich mit der politischen Situation in England. Der Brexit und der „Party-Gate“ sind da nur zwei Anlässe für ihren Unmut über die britische Regierung. „Der Bezirk Bath hat zwar relativ liberal gewählt, aber das war nicht überall so“, erklärt die 19-Jährige.

Das Gesundheitssystem gab letztlich den Ausschlag, die Insel zu verlassen. Ihrer Meinung nach hat die englische Regierung für das Gesundheitssystem nicht genug Geld übrig. In einer Serie hat die 19-Jährige neulich sogar gehört, dass jede dritte Woche in England ein Arzt Selbstmord beginge. – Kein Wunder, dass dieser Missstand Emma Wilding sehr betroffen macht. Sie hat nämlich einen großen Traum: Sie möchte Ärztin werden.

Diesem Traum ist sie nun ein Stück näher gekommen. Im Kirchheimer Krankenhaus absolviert sie aktuell ein Freiwilliges Soziales Jahr. Die angehende Studentin ist davon mehr als begeistert: „Das FSJ war die beste Entscheidung meines Lebens!“ So eine Möglichkeit hätte es für sie in England nicht gegeben. Besonders die vielen praktischen Erfahrungen, die sie schon jetzt sammeln konnte, haben es ihr angetan. Bei sehr vielen Behandlungen durfte sie bereits zuschauen. Doch das reicht ihr noch lange nicht: „Ich möchte alle Krankheitsbilder kennenlernen!“ Festlegen, in welchem medizinischen Bereich sie später mal arbeitet, kann sie sich noch nicht. Bis jetzt findet sie die Rheumatologie und die Gynäkologie sehr spannend. Einmal mehr bestätigt sich, dass es die richtige Entscheidung war, nach Deutschland zu ziehen. Denn es sind Erfahrungen, die sie in ihrem Heimatland nicht hätte machen können: „In England benötigt man dafür eine Ausbildung.“

Selbstverständlich hat es auch viele Vorteile, in England aufgewachsen zu sein. Die Britin hat festgestellt, dass ihr der englische Abschluss einen kleinen Wissensvorsprung verschafft haben könnte. Fächer wie zum Beispiel Biologie oder Chemie werden dort nämlich intensiver unterrichtet. Klar wurde ihr das, als sie deutsche Studierende um Hilfe fragten und sie deren Aufgaben ohne Probleme lösen konnte. Sie schätzt es auch als sehr positiv ein, dass sie Englisch und Deutsch perfekt beherrscht.

Nicht immer ist es schön, so weit weg von zu Hause zu sein: „Ich telefoniere jeden Abend mit meiner Mutter. Oftmals ist es hart, nicht mehr bei der Familie zu sein. Von meinen Freunden sind ohnehin viele im Ausland.“

Allen Schwierigkeiten zum Trotz: Emma bleibt dabei, dass es die richtige Entscheidung war, nach Deutschland zu kommen. Nicht zuletzt liegt das auch an ihrer Leibspeise. „Ich esse gerne schwäbische Gerichte, vor allem Kässpätzle“, verrät sie. „Das liegt aber bestimmt daran, dass meine Mutter Simone so gut deutsches Essen kochen kann.“