Im Kunstraum des Kirchheimer Schlossgymnasiums wird es an diesem Nachmittag bunt: Auf dem Tisch vor Sarah Werla (14), Emma Kerner (14) und Amelie Lehnert (15) stehen und liegen Farbtuben, Pinsel und Papier bereit. Damit demonstrieren die Mädels, wie sie ihr Sieger-Werbeplakat für den Kreativwettbewerb der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) mit Sitz in Köln gestaltet haben. Auf deren Internetseite „www.rauch-frei.info“ können sich Jugendliche rund um das Thema Rauchen und Nichtrauchen informieren. Jährlich wird über die Homepage zu einem Kreativwettbewerb mit einem vorgegebenen Thema aufgerufen, bei dem die Siegerbeiträge durch eine Jury der BZgA sowie ein Online-Voting ermittelt werden.
Einsatz als Multiplikatorinnen
Bei der letzten Runde 2024 zählte von insgesamt 55 Beiträgen, die zur Abstimmung standen, jener der drei Kirchheimer Neuntklässlerinnen zu den beiden Gewinnern. Ihr leuchtend buntes Motiv auf schwarzem Hintergrund zeigt ein rauchendes Mädchen, dessen Zigarette durchgestrichen ist. Der Titel des Plakats lautet „Rauchfrei in die Zukunft“. In der Bildbeschreibung heißt es: „Rauchen und Zukunft passen gar nicht zusammen! Deshalb bleib smart und geh ohne an den Start!“
„Es ging darum, ein Plakat zum Thema ‚Die Wahrheit – Werbetricks rund um Vapes und Co.‘ zu gestalten“, erklärt Ann-Kathrin Tausch, die am Schlossgymnasium Biologie und Französisch unterrichtet und zudem für die Suchtprävention zuständig ist. Bei Vapes handelt es sich um E-Zigaretten. Sarah, Emma und Amelie engagieren sich an der Schule als Schülermultiplikatorinnen in Sachen Suchtprävention, die, so Ann-Kathrin Tausch, im Biologie-Unterricht der 7. Klasse auf dem Lehrplan stehe. „Wir gehen in die siebten Klassen und sprechen mit ihnen über Sucht im Allgemeinen. Also wie rutscht man in eine rein und wie kann man es vermeiden“, erläutert Sarah. „Diejenigen, die zum Beispiel das Rauchen ausprobieren, werden immer jünger. Das bekommt man selbst mit“, ergänzt Emma. „Manche fühlen sich damit cool unter den Freunden. Aber je früher man anfängt, umso schneller kann man abhängig werden“, sagt die 14-Jährige, „darüber muss man aufklären.“
Das die älteren Schüler mit den jüngeren über Themen wie Alkohol, Drogen oder das Rauchen und die Folgen sprechen, sei eine gute Ergänzung zum Unterricht. „Da ist die Hemmschwelle geringer“, weiß Ann-Kathrin Tausch. Die Suchtprävention sei am Schlossgymnasium auf mehrere Säulen aufgebaut: Neben dem Unterricht, den Schülermultiplikatoren und dem Wettbewerb der BZgA gebe es für die Klassenstufe sieben zudem das Theaterprojekt „Future for all“ der Wilden Bühne Stuttgart. Dabei handelt es sich um ein Projekt der Suchtprävention zur Sensibilisierung der Selbstverantwortung und zur Stärkung von Selbstwirksamkeit. „Ein Teil davon ist die persönliche Sucht-Erfahrung einer der Darsteller oder Darstellerinnen“, so Tausch. Dadurch werde das Thema für die Schülerinnen und Schüler greifbarer. Im Juli finde voraussichtlich das nächste Theaterprojekt statt.
Die Online-Abstimmung zum „Rauchfrei“-Wettbewerb sei spannend gewesen, erzählen Sarah, Emma und Amelie. „Von unserer Schule haben viele abgestimmt und am Ende gab es ein Stechen zwischen unserem und einem anderen Plakat.“ Als Preisgeld bekamen die Mädels 100 Euro, einen Teil davon spendeten sie dem Aktionskreis „Starkes Kirchheim – Allen Kindern eine Chance“. Der nächste bundesweite Kreativwettbewerb, an dem das Trio teilnehmen möchte, ist „Bunt statt blau“ der DAK Gesundheit, bei dem bis 31. März künstlerische Plakat-Beiträge gegen das Rauschtrinken gefragt sind. „Wir sind sonst eigentlich eher sportlich aktiv statt kreativ, aber es macht Spaß, zusammen was Neues auszuprobieren“, sind sich die Freundinnen einig.