Kommentar Das kennt man nicht nur aus der Arzneimittelbranche: Um immer billiger liefern zu können, werden immer mehr Produkte in China und Indien hergestellt. Kommt es dort zu Ausfällen, ist das bis zur Teck spürbar, in Form von Kostensteigerungen oder aber Lieferengpässen. Die sind zum Glück nicht unbedingt mit Versorgungsengpässen gleichzusetzen. Wenn‘s um Arzneimittel geht, ist meist der Wechsel auf ein anderes Präparat möglich. - So gesehen handelt es sich bei Lieferengpässen in einem Land mit medizinischer Versorgung auf höchstem Niveau um ein Luxusproblem. Dennoch: Lieferengpässe bedeuten Leid und Verdruss für Kranke.
Zuverlässigkeit und Versorgungssicherheit haben nun mal ihren Preis. Den sollte gerade ein medizinisches Hightech-Land wie Deutschland zu zahlen bereit sein. Schließlich sind nicht nur ein paar seltene Medikamente betroffen. Die Liste nicht lieferbarer Arzneien liegt längst im dreistelligen Bereich. Sie umfasst alle Sparten: simple Schmerz- und Entzündungshemmer wie Ibuprofen ebenso wie sündhaft teure Krebsmittel oder Epilepsie-Medikamente, die in ihrer Dosierung schwer einzustellen sind. Alte Menschen mit naturgemäß höherem Arzneibedarf sind genauso unter den Leidtragenden wie Kinder - man denke beispielsweise an Impfstoffe.
Es ist also richtig und höchste Zeit, dass sich die Politik einmischt. Es ist ihre Aufgabe, die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung auf derzeitigem Niveau zu sichern. Auf dem Arzneimittelsektor herrscht seit Jahren ein fataler Kreislauf: Ein funktionierendes System wird kaputtgespart, nur um kurzfristig höchstmöglichen Gewinn einzustreichen.
Das kennt man leider auch aus anderen Branchen zu Genüge. Die Politik muss nun aber dringend das schwächste Glied der Kette schützen: den kranken Menschen. Irene Strifler