Kirchheim
Keine Angst über Kirchheims Dächern

Brandschutz Fachleute halten eine Feuerkatastrophe ähnlichen Ausmaßes wie im Londoner Grenfell Tower in der Teckstadt für ausgeschlossen. Von Bernd Köble

Die Bilder haben schockiert. Das Feuer-Inferno im Londoner Grenfell Tower vor drei Wochen ist der Albtraum aller Hochhausbewohner. Zu sehen waren Flammen, die sich in Windeseile durch die Außenfassade fraßen und das 24-geschossige Wohngebäude binnen Minuten in eine monströse Fackel verwandelten. Mindestens 80 Menschen starben. Die genaue Zahl der Opfer steht noch immer nicht fest. Als Reaktion auf die Katastrophe haben die Bundesländer auch hierzulande angekündigt, Hochhäuser in Sachen Brandschutz genauer unter die Lupe zu nehmen. Spätestens nachdem am Montag vergangener Woche ein Hochhaus vorsorglich evakuiert worden ist, stellt sich auch in Kirchheim die Frage: Kann das auch hier passieren?

Kann es nicht. Das zumindest behauptet Kirchheims Baubürgermeister Günter Riemer. Bei den vier Gebäuden der Stadt, die höher sind als 22 Meter und damit unter die sogenannte „Hochhausrichtlinie“ fallen, handelt es sich um reine Betonbauten ohne Fassadendämmung. Das gilt für das Hochhaus an der Aichelbergstraße wie auch für das Schwestern-Wohnheim und die beiden Hochhäuser in der Saarstraße.

Nachholbedarf beim Brandschutz

„Mir liegen keine Informationen vor“, sagt Günter Riemer, „dass wir hier irgendein Gefahrenrisiko zu tragen hätten.“ Bei den vorgeschriebenen Brandverhütungsschauen, die alle fünf Jahre stattfinden, würden zudem sämtliche Hochhäuser und öffentliche Gebäude ab einer Höhe von sieben Metern auf ihren Brandschutz untersucht. Dennoch sagt Riemer: „Beim Brandschutz in öffentlichen Gebäuden haben wir mancherorts Nachholbedarf.“ Das Thema bestimmt derzeit die Tagesordnung in den Gemeinderatssitzungen. Es muss investiert werden. Dabei geht es vor allem um den Einbau von Brandmeldern und Brandschutztüren in Schulgebäuden.

Eine Tragödie wie in England fürchtet hier dennoch niemand. Auch diejenigen nicht, die direkt betroffen wären. Karsten Schulz ist Architekt und wohnt im zehnten Stock im Hochhaus an der Aichelbergstraße. Vom Balkon seiner Wohnung reicht der Blick bis hinauf ins Lenninger Tal. Unverbaubar, ungestört. Ein mulmiges Gefühl hat ihn noch nie beschlichen, auch nicht, als er die Bilder vom lodernden Wohnsilo in Kensington sah. „Unsere Fassade besteht aus einer zweischaligen Betonwand ohne Dämmung“, sagt der 57-Jährige. „Angst vor einer ähnlichen Situation wäre daher völlig unbegründet.“

Fassadenverkleidungen wie am Grenfell Tower, die in England an 75 weiteren Gebäuden festgestellt und inzwischen vom Markt genommen wurden, gibt es im Kreis Esslingen tatsächlich nirgends. „Mir wäre zumindest kein Gebäude bekannt“, sagt Kreisbrandmeister Bernhard Dittrich, der einen europaweiten Standard beim Brandschutz vermisst. „Wir bräuchten eine anständige Regelung, an der sich alle orientieren können“, meint der Fachmann. Stattdessen ist Brandschutz hierzulande Ländersache, regeln und kontrollieren die Baubehörden entsprechende Vorschriften.