Kirchheim
Keine Lehrlingsflaute: 13 Azubis auf einen Streich

Lehrlinge Allerorten herrscht Mangel an Auszubildenden. Doch es geht auch anders: Unternehmen aus der Region packen das Problem an und bekämpfen die Krise. – Ein Beispiel ist die Firma Klein. Von Debora Schreiber

Wo sind die ganzen Azubis geblieben? Oder besser gefragt: „Was kann man tun, um junge Menschen für ein Unternehmen zu begeistern?“ Die Sanitärfirma Hans Klein aus Schlierbach scheint zu den Betrieben zu gehören, die hinter das Geheimnis gekommen sind. Dem Familienunternehmen ist es gelungen, gleich 13 neue Azubis zu akquirieren – und das in Zeiten, in denen es überall an Auszubildenden und Fachkräften fehlt. Bei Klein werden ab sofort elf der jungen Leute den Beruf des Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik erlernen und zwei den Beruf des Kaufmanns für Büromanagement.

Bildungspartnerschaften

Im Gespräch mit Geschäftsführer Christoph Klein und Ausbildungsleiterin Lena Schnabel wird schnell klar: Eine einfache Lösung gibt es nicht. Das junge Team hat das Problem auf vielen Ebenen angepackt. Bildungspartnerschaften mit der Alleenschule in Kirchheim und der Albert-Schweitzer-Schule in Albershausen waren nur der Anfang. Mittlerweile übernehmen vier Ausbildungsbotschafter, die von der Handelskammer und der IHK geschult wurden, die Vorstellung des Unternehmens in den Schulen. „Es kommt ganz anders rüber, wenn der Beruf von einem jungen Menschen erklärt wird“, betont Christoph Klein. Die Beteiligung an regionalen Ausbildungsmessen sowie eine groß angelegte Werbekampagne mit aktiver Recruiting-Suche online und offline seien ebenso wichtig.

Was war letztlich erfolgreich? Das verraten die Auszubildenden: Luke Wittrich wurde das erste Mal im Schulunterricht auf das Unternehmen aufmerksam, als es von den Ausbildungsbotschaftern vorgestellt wurde. Nach einem Praktikum stand für ihn fest: Dort möchte er seine Ausbildung machen.

Die Firmenfahrzeuge sind einem weiteren Azubi, Paul Gießler, ins Auge gestochen. Nach einer Internetrecherche hat er sich bei dem Familienunternehmen mit 93 Mitarbeitern beworben. Mario Campo war zwei Tage arbeiten auf Probe. Dabei hat er so sehr von sich überzeugen können, dass der Ausbildungsvertrag schon vorbereitet wurde, bevor er seine Unterlagen überhaupt eingereicht hatte.

Und welche Inhalte überzeugen die jungen Leute? Als wichtigsten Motivationsfaktor nennt Lena Schnabel die Begeisterung der eigenen Mitarbeiter für das Unternehmen. Bei Hans Klein und vielen anderen Betrieben wird deshalb mindestens ein Tag zur Probe gearbeitet. Die potentiellen Bewerber haben also reichlich Gelegenheit, sich mit den erfahrenen Monteuren über die Arbeit auszutauschen. 80 Prozent der neuen Auszubildenden konnten es nicht erwarten loszulegen und überbrückten die Zeit bis zum Ausbildungsstart mit einem Ferienjob im Unternehmen. 

Jeden Abend ein Ergebnis

„Bei uns ist der Spaß bei der Arbeit einfach gegeben, und außerdem sieht man abends, was man geleistet hat“, klärt Christoph Klein auf. Darin sieht er einen großen Unterschied zu vielen Industriejobs. Das Ergebnis am Abend sporne die jungen Menschen an und wecke ihren Ehrgeiz, weiter am Ball zu bleiben. 

Lena Schnabel ergänzt: „Außerdem fühlt sich bei uns jeder als Mitglied der Familie.“ Dafür spricht auch die Absicht des Unternehmens, grundsätzlich jeden Azubi nach der Ausbildung zu übernehmen, wie es seit der Gründung 1968 gehandhabt wird. Einen gewissen Anreiz dürfte auch der firmeneigenen Pool bieten, in dem die Angestellten in der Mittagspause und nach Feierabend ihre Bahnen ziehen dürfen.