Es soll Lust auf mehr machen: In diesen Tagen ist zwischen Ebersbach und Reichenbach mit dem Bau der ersten Meter Radschnellweg durchs Filstal begonnen worden. Das 1,3 Kilometer lange Teilstück soll im September befahrbar sein. Bis die Radler-Autobahn das Neckartal erreicht, wo sie irgendwann in Richtung Landeshauptstadt führen soll, wird es allerdings noch Jahre dauern. Nicht nur, weil der Bau des 60 Millionen Euro teuren Pilotprojekts der Landesregierung aufwändig ist, sondern auch, weil sich in Städten wie Plochingen und Esslingen Widerstand gegen die Ideallinie entlang des Neckars regt.
Die Magistrale durchs staugeplagte Neckartal ist vielleicht der ehrgeizigste Beitrag auf dem steinigen Weg zur Mobilitätswende, aber längst nicht der einzige. Am Donnerstag hat sich der Umweltausschuss des Esslinger Kreistags
„Poller, Schotter, Bordsteinkanten.
Günter Riemer
Kirchheims radelnder Bürgermeister zu den Hindernissen
auf dem Weg über die Filder
mit weiteren Plänen befasst. Aufwand und Nutzen einer Direktverbindung von Kirchheim über die Filder ins Stuttgarter Zentrum wollen Land und Kreis gemeinsam prüfen. Die Machbarkeitsstudie zur 20 Kilometer langen Trasse über Köngen, Denkendorf und Ostfildern nach Sillenbuch soll im Mai kommenden Jahres vorliegen. Der Landkreis beteiligt sich mit 20 Prozent an den geschätzten Kosten der Voruntersuchung in Höhe von 83 000 Euro.
Rückenwind erhalten die Radler schon mal aus Kirchheim. Wer im Alltag mehr Menschen aufs Rad bringen wolle, müsse nicht nur direkte Wege anbieten, sondern auch solche, die Spaß machen, sagt Bürgermeister Günter Riemer, der für die Freien Wähler im Kreistag sitzt. Riemer war dereinst immerhin schon mal Präsident des Württembergischen Radsportverbands und sieht sich als Wasserträger im Rennen um mehr Radwegkilometer. Wenn er sich in seiner Freizeit in den Sattel schwingt, gerät ihm der Spaß allerdings schon mal zwischen die Speichen. Etwa beim Selbstversuch, über Wendlingen und die Filder nach Stuttgart zu kommen. Auf einem Hindernis-Parcours, den der radelnde Schultes in drei knappen Worten beschreibt: „Poller, Schotter, Bordsteinkanten.“ In der SPD-Kreisrätin Angelika Matt-Heidecker findet Riemer – um im Jargon zu bleiben – eine Edelhelferin. „Von Kirchheim ohne Stopps bis an die Stadtgrenze Stuttgarts – das hat schon was,“ kann sich auch Kirchheims ehemalige Oberbürgermeisterin dem Charme einer Zweirad-Direttissima von der Teckstadt in die Landesmetropole nicht erwehren.
Der politische Wille ist da. Die Chancen stehen gut. Schon allein deshalb, weil nicht wenige Verkehrsexperten der Überzeugung sind, dass in der Trasse über die Filder sogar mehr Potenzial steckt als in der Strecke durchs Neckartal. Der Grund liegt auf der Hand: Im Abschnitt zwischen Denkendorf, Scharnhauser Park und Stuttgart liegt nicht nur ein beträchtlicher Teil der Arbeitsplätze im Landkreis, sondern auch zahlreiche Schulen und Bildungseinrichtungen. Der größte Hemmschuh für Radler ist überdies auch keiner mehr: Der Anstieg von Köngen hinauf auf die Filderebene ist mit dem E-Bike schließlich ein Klacks.
Zwei sinnvolle Querverbindungen
Mit den Teilstücken von Köngen nach Plochingen mit Anschluss ans Neckartal und von Denkendorf in Richtung Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen werden auch zwei sinnvolle Querspangen für den Radverkehr untersucht. Die Ost-West-Verbindung in Richtung Flughafen ist vor allem für Berufspendler interessant Der Stuttgarter Airport mit seinen rund 11 000 Mitarbeitern ist größter Arbeitgeber im Landkreis Esslingen. bk