Aufgeregt rennen drei Jungs den Waldweg entlang. Unter dem schützenden Blätterdach des Naberner Waldes ist es angenehm kühl, die Luft ist frisch. Ziel der kleinen Bande ist Luzie. Die Hündin ist der heimliche Star beim Ferienprogramm „Mit dem Jäger im Revier“. „Dürfen wir Luzie halten?“, fragen sie Thomas Doll, wie nur Kinder das können. Dem Naberner Jäger huscht ein Lächeln übers Gesicht. Er kennt das schon: Sobald er mit den Grundschülerinnen und Grundschülern als Teil des Naberner Sommerferienprogramms auf Entdeckungstour geht, wollen alle die kleine Hündin an der Lederleine führen. Thomas Doll überreicht ihnen den kleinen Dackel. „Aber gut festhalten“, mahnt er.
Wenige Meter vom Trimm-Dich-Pfad entfernt legt der Jäger den ersten Stopp ein. Zwischen einem riesigen Ahornbaum und einer dicken Eiche startet er ein Baum-Quiz. Welche Baumarten hierzulande am häufigsten wachsen, lernen die Kinder erst an diesem Tag, aber auf die Frage, wie man Tanne und Fichte auseinanderhalten kann, kennt Patricia die Antwort. Björn kann sagen, welches Land das Ahornblatt im Wappen hat – und dass Nabern das Eichenblatt im Wappen hat, wissen natürlich alle.
Auf der Pirsch nach einem Reh
„Ihr müsst jetzt ganz leise sein“, schärf Thomas Doll den Jungen und Mädchen ein, bevor sie ihren Streifzug fortsetzen. Mucksmäuschenstill schleichen die Kinder dem Jäger hinterher. Als einer der Jungs in Lachen ausbricht, dreht sich sein Vordermann um. „Schscht!“, zischt er. Thomas Doll führt die kleine Gruppe an eine Lichtung, wo er, so hofft der Jäger, einen Rehbock anlocken kann. „Die Rehe sind gerade in der Paarungszeit. Mit dem Rehlocker, den ich in der Hand halte, kann ich den Ruf der Rehgeiß nachahmen“, erklärt er leise und führt ein trillerpfeifenähnliches Gerät an die Lippen. Mehrmals stößt er einen klagenden Laut aus, doch auf der Lichtung will sich an diesem Tag kein Reh zeigen. Von Enttäuschung ist bei den Kindern keine Spur, und so marschiert die Gruppe gut gelaunt über die Lichtung. Nils hält Luzies Leine extra fest. Es könnte ja sein, dass sich doch noch ein Bock zeigt. Thomas Doll führt die acht Jungs und zwei Mädels über eine kleine Brücke. Unter der fließt eigentlich der Windbach, der an dieser Stelle noch Sairbach heißt. Doch der ist ausgetrocknet, die Erde ist rissig. „Der Bach trocknet immer öfter aus. Wenn nicht mal mehr eine kleine Pfütze übrig bleibt, ist das fatal für Tiere, wie Bachflohkrebse und Libellen“, erklärt Thomas Doll. Mit einem kurzen Zwischenstopp an der Benjeshecke und der Blühbrache, die die Jäger angelegt haben, um Rehen, Hasen und Vögeln Rückzugsmöglichkeiten zu schaffen, marschiert die Gruppe gut gelaunt zur Jagdhütte, wo die Jäger Martin Doll und Wilfried Daiss warteten.
„Schade, dass es schon vorbei ist“, sagt Grundschülerin Rachel, doch die Jäger haben noch mehr geplant: Kettenbasteln aus Rehgehörnen, die die Böcke im Herbst abwerfen, ist nun angesagt. Dazu sägen die Jungen und Mädchen ein Stück des Gehörns ab, bohren ein Loch – natürlich mithilfe der Erwachsenen – und binden den Schmuck an eine jägergrüne Kordel. Mit den Ketten um die Hälse geht es raus auf die Wiese: Martin Doll und seine Janka wollen den Kids zeigen, was ein Jagdhund kann. Zuerst zieht der Jäger eine „Schleppe“. Das bedeutet: Er nimmt ein Stück Tierfell an einer Schnur und zieht sie hinter sich her. Natürlich dürfen dabei auch einige Haken nicht fehlen – Janka war immerhin Prüfungssiegerin. Mit dem Befehl „Such verloren“ lässt der Jäger die Hündin von der Leine – und der kleine schwarze Dackel wetzt los. In einem Affenzahl rast Janka die Spur sauber ab und bringt Martin Doll das am Ende abgelegte Fell.
Martin Doll, der mächtig stolz auf seine Janka ist, bringt die Kinder zurück zu seinem Sohn Thomas. Der hat den Schülerinnen und Schülern zum Schluss noch ein echtes Highlight zu bieten: Er hat die Drohne, an die sich vor allem Neven noch gut von seinem Besuch im vergangenen Jahr erinnern kann, mitgebracht. Diesmal dürfen sogar die Kinder die Drohe fliegen. Mutig wagt sich Patricia als erste an die Steuerung. Die Jungs ringsum starren gebannt auf die Drohne und feuern ihre Mitschülerin an. Die fliegt die Drohne nach kürzester Zeit schon wie eine erfahrene Pilotin. Die Kinder fliegen, bis der Akku fast leer ist. Auch der Tag im Revier neigt sich langsam dem Ende zu. Noch eine kleine Stärkung gibt es – schließlich wollen die Jäger ihre Gäste nicht hungrig nach Hause schicken. Dann tritt die kleine Gruppe den Heimweh an, begleitet von Thomas Doll und seiner Luzie.