Kirchheim
Kinder machen Zirkus

Bildung An der Teckschule in Dettingen werden die Kinder jedes Jahr eine Woche lang zu Zirkusartisten. Die Bedeutung dieses Projekts reicht weit über den Tag hinaus, denn in der Manege sind alle Kinder gleich. Von Antje Dörr

Im Zirkuszelt ist es schwül. Es duftet nach Zuckerwatte und Popcorn. Auf Bierbänken rechts hinter dem roten Vorhang sitzen zappelige Artistinnen, Turnerinnen, Löwen, Trapezkünstler und Clowns und winken aufgeregt ihren Eltern zu. An drei Nachmittagen haben sie geprobt, gleich ist der große Moment da. Die Bänke und Stühle füllen sich allmählich mit Eltern, Großeltern, Geschwistern und anderen Schaulustigen. Kommen darf jeder. Der Eintritt ist frei.

Dann öffnet sich der schwere rote Vorhang, und heraus kommen zwei Zirkusdirektorinnen. Nein, eigentlich ist nur Tanja Sperlich Zirkusdirektorin, doch auch die Rektorin der Teckschule, Kerstin Schmid, trägt heute ein Direktorinnen-Kostüm. Sie begrüßt die Kinder, das Publikum, die Lehrkräfte und besonders auch den ehemalige Kolleginnen wie die einstige Schulsekretärin und den Rektor der Teckschule, Günther Bosch, der den „Zirkus Bonanza“ einst an die Schule geholt hat. Schmids besonderer Dank gilt der Gemeinde Dettingen, die dem Zirkus Jahr für Jahr den Festplatz sowie Strom und Wasser kostenlos zur Verfügung stellt. Dann wendet sie sich an die Zirkusdirektorin Tanja Sperlich. „Liebe Tanja, ihr zaubert mit den Kindern und holt das beste aus ihnen heraus“. Um dafür zu sorgen, dass der Zirkus im kommenden Jahr auch wieder an die Schule kommen kann, werden die Zuschauerinnen und Zuschauer gebeten, die Hüte der Clowns am Ende der Vorstellung mit knisternden Scheinen zu füllen. Die Teilnahme am Projekt ist für alle Kinder kostenlos möglich.

Offenbar schwindelfrei: Schülerinnen und Schüler der Teckschule am Trapez. Foto: Tobias Tropper

Dann beginnt die Zirkusshow. Mädchen in roten Tutus balancieren mit Sperlichs Hilfe hoch konzentriert über ein Drahtseil. Clowns gehen durch die Reihen, um das Publikum mit ihren Staubwedeln ordentlich abzustauben. Vier Jungs jonglieren mit Seidentüchern, Tellern und Bällen, was das Zeug hält. Auch wenn nicht alle Tricks funktionieren, ist es berührend, zu sehen, wie die Kinder über sich hinauswachsen, wie stolz sie sind und wie sehr sie sich über ihren Applaus freuen. Leistung oder Noten spielen in der Manege keine Rolle. Hier sind alle Kinder gleich.

Teamwork ist bei den Bodenturnern gefragt. Foto: Tobias Tropper

Spektakulär und magisch wird es, wenn die Gruppe „Angel“ am weißen Seidentuch atemberaubende Kunststücke in großer Höhe vorführt. Diese Disziplin ist besonders beliebt, allerdings ist sie in den Regel den größeren Mädchen vorbehalten, von denen einige erkennbar bereits Zirkuserfahrung haben. Die Gruppe Lollipopp, verkleidet mit Baströcken und Blumenketten, sorgt mit ihren Hula Hoop-Tricks für Stimmung. Ein Dompteur lässt gefährliche „Löwen“ durch einen Reifen springen, am Luftring verrenken sich die Mädchen der Gruppe „Flying Hearts“. Teamwork ist gefragt, wenn die Bodenturner sich zu Pyramiden formatieren. Am schwingenden Trapez turnt die Gruppe „Relax“, und ganz am Ende hat die Tanz AG der Teckschule ihren Auftritt. Verschwitzt, aber glücklich, verbeugen sich am Ende alle kleinen und großen Artisten vor ihrem begeisterten Publikum und träumen schon von ihrem Auftritt im nächsten Jahr.

Infos Wer Lust bekommen hat, den Mitmach-Zirkus Bonanza auf dem Dettinger Festplatz zu erleben, hat am Samstag um 15 Uhr noch eine Chance. Dann tritt die zweite Hälfte der Teckschülerinnen und Schüler auf. Auf www.teckbote.de finden Interessierte eine Bildergalerie und ein Video.