Kirchheim. 1975 eingeweiht, soll die Hutteninsel nur 42 Jahre später wieder abgerissen werden. Die Sitzungsvorlage des Gemeinderats nennt einen klaren Grund dafür: Der bauliche Zustand sei „inzwischen so schlecht, dass nur noch ein Abbruch in Frage kommt“. Außerdem ist die Freibad-Technik zu sanieren. Die Begründung hierfür liefert der zuständige Kirchheimer Fachbereichsleiter Martin Zimmert – etwas flapsiger zwar, aber nicht weniger deutlich: „Die Wärmepumpe in unserem Freibad ist die letzte ihrer Art in Deutschland.“
Weder der Hutteninsel noch der veralteten Technik werden allzu viele Badegäste nachtrauern, wenn sie ab Mai 2018 betrachten können, was sich in dem halben Jahr Bauzeit nach Saisonschluss 2017 alles geändert hat. Ganz anders sieht es wohl mit dem Bademeisterhäuschen aus: Es ist das einzige Relikt, das an die Pionierzeit des Kirchheimer Freibads erinnert. Von der Anordnung der beiden großen Becken einmal abgesehen, ist es nur noch dieses Häuschen mit seinem Pyramidendach, was die Badegäste der allerersten Saison 90 Jahre später wiedererkennen würden.
Neun Jahrzehnte hat es die Stellung gehalten, mitsamt seiner Wetterfahne auf dem Dach und der transparenten Jahreszahl „1927“. Nun soll es ebenfalls weichen, auch wenn in diesem Fall die Sitzungsvorlage lange nicht so eindeutig ist. „Aufgrund des schlechten Zustandes ist der Abbruch des Aufsichtsgebäudes sinnvoll“, heißt es da lediglich.
Eigentlich sei die Sanierung des Freibads längst überfällig gewesen, stellte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker im Gemeinderat fest. „Wir haben das aber immer verschoben, weil erst eine Entscheidung über das Hallenbad notwendig war.“ Nachdem nun feststeht, dass Kirchheim längerfristig kein Hallenbad mehr baut, wird das Freibad ertüchtigt. Bis zu zwei Millionen Euro will die Stadt dafür in die Hand nehmen.
Heike Klügel vom Uracher Büro Fritz Planung erklärte kurz die einzelnen Varianten. In der Grundvariante würde das Schwimmmeisterhäuschen nicht abgerissen, sondern saniert werden. Dafür gäbe es als Ersatz für die Hutteninsel aber nur Provisorisches: Sowohl zum Umkleiden und Duschen als auch fürs Personal stünden Container zur Verfügung. Als Kiosk-Ersatz wäre vorgesehen, einen Standplatz für einen Imbisswagen anzubieten. Einschließlich Techniksanierung würde diese Variante knapp 1,5 Millionen Euro kosten.
Variante zwei sieht dagegen den Abbruch des Bademeisterhäuschens vor. Statt Containern gäbe es für Badegäste und Personal „nachhaltige Bauten“. Deren Standort wäre aber nicht mehr am Eingang bei der bisherigen Hutteninsel, sondern parallel zum Fuß- und Radweg zwischen Klosterstraße und Jesinger Straße, links vom Ausgang zur Kosterstraße. Zur Aufsicht ist ein neuer Hochsitz vorgesehen, in Beckennähe. Diese Variante, die nicht nur das Planungsbüro empfohlen hat, sondern auch der Technik- und Umweltausschuss des Gemeinderats, würde mit knapp 1,8 Millionen Euro zu Buche schlagen.
Kaum teurer wäre die ideale Variante, bei der das Bademeisterhäuschen zwar auch abgerissen wird, die aber zusätzlich zu den „nachhaltigen Bauten“ noch Lagerräume für Vereine vorsieht und vor allem den Neubau eines Kiosks samt Terrassenplatz bei den neuen Umkleide- und Personalgebäuden. Die Gesamtkosten lägen bei knapp 1,9 Millionen Euro.
Der Eingang bleibt übrigens bei allen drei Varianten an der jetzigen Stelle – ganz neu gestaltet, wenn auch weniger aufwendig. Angedacht ist ein Automat, der das Personal entlasten könnte. Dennoch soll auf Personal am Eingang nicht verzichtet werden, unter Hinweis auf das Sicherheitsbedürfnis der Badegäste. Aus diesem Grund ist auch angedacht, vom nächsten Jahr an die Dauerkarten mit Lichtbildern zu versehen. Was die Verwaltung allerdings rundweg ablehnt, ist ein Nebeneingang an der Klosterstraße. Zu groß ist das befürchtete Verkehrschaos, das dadurch im Klosterviertel entstehen würde.
Mit großer Mehrheit hat sich der Gemeinderat schließlich für Variante drei entschieden. Ein fester Kiosk mit Sitzplätzen davor scheint also kein Luxus zu sein, sondern zur Grundausstattung eines Freibads zu gehören.