Kirchheim
Kirchheim baut ein neues Viertel

Weststadt Auf dem Ficker-Gelände tut sich was: Zumindest der Bebauungsplan hat eine weitere Hürde genommen auf dem Weg zu einem neuen Wohn-, Arbeits- und Freizeitareal. Von Andreas Volz

Wie geht es mit dem Kirchheimer Ficker-Areal weiter? Diese Frage stellt sich seit vielen Jahren. Inzwischen aber stellt sie sich noch drängender als früher, nachdem das Gelände als gewerbliche Produktionsstätte definitiv keine Perspektive mehr hat. Die Planungen laufen schon lange. Ende 2016 gab es bereits eine „Mehrfachbeauftragung“ - also eine Art Wettbewerb, wie sich das Areal städtebaulich gestalten lassen könnte.

„Großes Kino“ ist geplant

Jetzt ist die Sache einen entscheidenden Schritt vorangekommen: Der Technik- und Umweltausschuss des Gemeinderats hat den Auslegungsbeschluss für den Bebauungsplan gefasst. Nötig ist das, weil der aktuell gültige Bebauungsplan ein reines Gewerbegebiet vorsieht. Künftig soll auf dem Gelände aber vor allem gewohnt werden. Hinzu kommen Büros, Gaststätten oder auch Freizeitangebote wie ein großes Kino mit fünf bis sechs Sälen.

Die meisten bestehenden Gebäude im künftigen „Henriettengarten“ werden abgerissen und weichen zahlreichen Neubauten. Im Süden des Areals - bis fast zur Henriettenstraße hin - sieht der Plan Geschosswohnungsbau und eine abschließende Reihe mit Reihenhäusern vor. Im Norden sind zwei würfelförmige Gebäude und zusätzlich das Kino geplant. Ganz im Norden - zur Stuttgarter Straße hin - soll das markante Fabrikgebäude des Architekten Philipp Jakob Manz als Hülle erhalten bleiben. Innen wird es aber komplett umgebaut, um es künftig ganz anders nutzen zu können.

Gernot Pohl, der Leiter der Abteilung Städtebau und Baurecht, sprach nun im Ausschuss davon, dass die beiden „Würfel“ in zweiter Reihe vielleicht nicht unmittelbar gebaut werden sollen, sondern erst einige Zeit später. Die bestehende Fabrikationshalle könnte also noch eine gewisse Zeit lang erhalten bleiben. Auch über eine neue Nutzung während der Übergangszeit gibt es bereits ernsthafte Überlegungen: Die Halle soll zum Boulder-Paradies werden. Sportkletterer könnten dort also ihrem Vergnügen nachgehen - vor, nach oder auch statt dem Kino.

Wann in dem großen Kinogebäude erstmals großes Kino zu erleben ist, darüber lässt sich bis jetzt keine vernünftige Auskunft geben. Bürgermeister Günter Riemer erinnerte an den „langen Weg bis zum Auslegungsbeschluss“. Hinzuzufügen wäre, dass es auch nach diesem Beschluss noch ein langer Weg ist, bevor irgendeines der neuen Gebäude fertiggestellt ist und bezogen werden kann.

Auch die jeweilige Nutzung einzelner Büro- oder Gastronomieräume steht längst noch nicht definitiv fest. Bis dahin kann ja noch viel passieren. Gernot Pohl meint dazu: „Wir wissen nicht, ob jedes Projekt wie geplant umgesetzt wird, aber wir sind im ständigen Kontakt mit den Investoren.“ Konkret will er damit Befürchtungen entgegentreten, dass sich dort auch Dinge entwickeln könnten, die weder der Gemeinderat noch die Stadtverwaltung wollen: „Wir können auf jeden Fall verhindern, dass Nutzungen kommen, die nicht im Interesse der Stadt liegen.“

An einem Punkt ist das „Interesse der Stadt“ noch gar nicht ganz geklärt: Zwischen dem Stammgebäude der Firma Ficker und der Stuttgarter Straße gibt es jetzt schon Stellplätze. Das soll auch so bleiben. Aber über die Zahl der Stellplätze gibt es unterschiedliche Ansichten: Grüne und Frauenliste hätten lieber einen Park als einen Parkplatz für bis zu 120 Autos. Die CDU und Hanns-Karl Schüle als sachkundiger Einwohner für Umweltbelange haben dagegen kein Problem, sollten „an dieser Stelle der Welt“ Fahrzeuge abgestellt werden.