Kirchheim
Kirchheim heizt dem Landkreis ein

Nahwärme Die Stadtwerke bauen eine neue Heizanlage auf dem Gelände des Technischen Zentrums und versorgen damit die Feuerwache, den Baubetriebshof sowie die Berufsschulen auf der anderen Straßenseite. Von Andreas Volz

Es ist eine klassische Win-win-Situation, bei der es keine Verlierer gibt: Die Kirchheimer ­Stadtwerke wollen auf dem Gelände des Technischen Zentrums eine neue Heizanlage bauen. Diese soll sowohl die Feuerwache als auch den städtischen Baubetriebshof mit Wärme versorgen. Hinzu kommt das Berufsschulzentrum des Landkreises Esslingen auf der anderen Straßenseite: Die Stadtwerke wollen künftig auch der Max-Eyth- und der Jakob-Friedrich-Schöllkopfschule einheizen.

In allen vier Fällen geht es darum, alte marode Heizungsanlagen zu erneuern - und dabei nach Möglichkeit auf regenerative Energien zu setzen. 69 Prozent der Wärme sollen durch zwei Pellet-Heizkessel erzeugt werden. Den Rest besorgen ein Blockheizkraftwerk sowie ein Erdgasbrennkessel für die Spitzenlast. „Das ist ein ganz ordentlicher Wert für die Versorgung von Bestandsgebäuden“, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Martin Zimmert, als er das Projekt im Kirchheimer Gemeinderat vorstellte. Es soll dazu führen, jährlich 500 Tonnen CO2 einsparen zu können. „Das entspricht 2,5 Millionen Kilometern in einem Mittelklasse-Benziner.“

Ein weiterer Pluspunkt für die Umwelt: Für die neue Anlage braucht es keine zusätzliche Bodenversiegelung. Ihr Standort liegt vielmehr unter dem Boden - genauer gesagt unter der ­Kalthalle, die die Stadt Kirchheim für die Feuerwehr bauen will. Bislang war für diese Halle keine Unterkellerung vorgesehen. Das wird sich nun ändern: Im Untergeschoss soll die Heizzentrale entstehen. Das hat sich als die beste von mehreren Alternativen herausgestellt, die untersucht worden waren.

Weil die Kalthalle bereits im Lauf dieses Jahres erstellt werden soll, nimmt das Heizungsprojekt von Anfang an Tempo auf, wie Martin Zimmert berichtete: „Der Landkreis hat den Rahmenbedingungen bereits zugestimmt. Der Baustart erfolgt so schnell wie möglich. Die Sanierung des Technischen Zentrums verzögert sich dadurch also nicht. Die Inbetriebnahme der Heizzentrale ist bereits für 2022 vorgesehen.“

Zu den Ausgaben heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt: „Die Investitionskosten zur Erstellung der Heizzentrale und Installation der benötigten Anlagentechnik inklusive Leitungsnetz und Übergabestationen belaufen sich nach aktuellem Stand der Planung auf schätzungsweise zwei Millionen Euro, eine Förderung durch Bundesförderprogramme ist vorgesehen.“ Für die Stadtkasse ergibt sich der weitere Vorteil, dass die Stadtwerke Miete zahlen für die Nutzung des Kellergeschosses an der Henriettenstraße.

Der Gemeinderat stimmte dem Vorhaben einmütig zu. SPD-Stadtrat Stefan Gölz sprach von einem „vorzeigbaren Modellprojekt, das eine weitere verlässliche Einnahmequelle für die Stadtwerke darstellt“. Immerhin wird der Gesamtwärmebedarf, den die ­Anlage abdeckt, mit 2,9 Millionen Kilowattstunden pro Jahr angegeben, wovon wiederum 70 Prozent auf die beiden Berufsschulen entfallen. Die Stadtwerke verkaufen diese Wärme an den Landkreis.

Grünen-Stadtrat Max Blon sorgte sich um die restliche Wärmeenergie, die nicht über Pellets, sondern durch Erdgas erzeugt wird. Er wollte wissen, ob sich auch Biogas verwenden lässt. Das sei keine Frage der Technik, sondern des Preises, antwortete Stadtwerke-Chef Martin Zimmert: „Biogas kostet derzeit drei Mal so viel wie Erdgas.“ Über die CO2-Bepreisung von Erdgas dürfte Biogas künftig aber auch unter ökonomischen Gesichtspunkten interessanter werden, meinte er.

„Die Stadtwerke sind auf dem richtigen Weg, über Nahwärmenetze nachhaltige Energie bereitzustellen“, sagte Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader zum Abschluss der Diskussion. Dieses Geschäftsfeld soll weiter ausgebaut werden. Die Stadträte Stefan Gölz und Max Blon empfahlen, das Modell auch für neue Baugebiete und für vergleichbare Kooperationsprojekte anzuwenden. Verschmitzt ergänzte Ersterer: „Vielleicht können die Stadtwerke durch solche Einnahmen irgendwann auch den Betrieb eines Hallenbads querfinanzieren.“