Kirchheim
Kirchheim ist bei Bushaltestellen im Verzug

Barrierefreiheit Seit Anfang des Jahres hätten alle 121 Bushaltestellen in der Stadt umgebaut sein sollen. 103 fehlen noch. Nun ist geplant, die Arbeiten – die 4,3 Millionen Euro kosten – bis 2029 abzuschließen. Von Andreas Volz

Bei der Barrierefreiheit ihrer Bushaltestellen hinkt die Stadt Kirchheim gewaltig hinterher: Nach Vorschrift hätten die Bushaltestellen seit Neujahr allesamt entsprechend umgestaltet sein sollen. Kirchheims Erster Bürgermeister Günter Riemer musste im Gemeinderat allerdings feststellen: „Außer dem Busbahnhof haben wir in Kirchheim 121 Haltestellen. Die sind teilweise von sehr einfacher und rückständiger Qualität.“ Immerhin aber ist der Handlungsbedarf erkannt.

Barrierefreiheit bezieht sich nicht nur auf Rollstuhlfahrer, sondern auch darauf, dass Menschen mit Einschränkungen beim Sehen oder Hören ebenfalls problemlos an der Bushaltestelle in einen Bus einsteigen können. Günter Riemer ging sogar noch einen Schritt weiter: „Selbst die Lage einer Bushaltestelle kann mit Barrierefreiheit zu tun haben.“

Die Haltestelle „Freibad“ ist verlegt

Deswegen habe die Stadt die Haltestelle „Freibad“ verlegt. Sie liegt nun sehr viel näher am Freibad - und vor allem gleich an der Fußgängerampel zum Freibad. Wer zum Campus Rauner will, profitiert gleichfalls davon, dass diese Bushaltestelle deutlich näher an die dortigen Schulen herangerückt ist. Zusätzlich ist die Haltestelle zu beiden Seiten der Jesinger Straße mit geriffelten weißen Steinen ausgestattet. Wer auf einen Taststock angewiesen ist, kann die Haltestelle somit leicht als solche erkennen.

Günter Riemer nannte noch eine weitere Vorgabe zur Barrierefreiheit: „Busbuchten sind auf Buskaps umzustellen – außer in begründeten Ausnahmefällen.“ Solche Fälle nannte der SPD-Fraktionsvorsitzende Marc Eisenmann in der folgenden Diskussion: „An bestimmten Stellen muss ein Bus auch mal warten können, wenn er seiner Zeit voraus ist. Und auch an Schulen sind weiterhin Busbuchten angesagt, wenn zu bestimmten Zeiten sehr viele Schüler aus- oder einsteigen.“

Von den 121 Kirchheimer Bus­haltestellen seien 103 noch immer nicht umgerüstet. Wenn Kirchheim im bisherigen Tempo weitermache, sei das Ziel 2048 erreicht. Deshalb begrüßte Marc Eisenmann die Pläne der Stadt, etwas mehr Tempo an den Tag zu legen: „Wenn wir dann 2029 fertig sind, ist das immer noch eine stolze Zeit bis dahin. Aber für den Umbau müssen wir ja auch ordentliche Kosten in die Hand nehmen.“ Insgesamt geht es dabei um 4,3 Millionen Euro.

Heinrich Brinker (Linke) verwies darauf, dass auch Informationen über Buslinien und Abfahrtzeiten barrierefrei abrufbar sein müssten. So hätten Menschen mit Sehbehinderung Schwierigkeiten in der Dämmerung oder bei Dunkelheit. Sie sollten die Informationen deshalb auch akustisch abrufen können.

Grünen-Stadtrat Max Blon fragte an dieser Stelle nach, ob nicht auch vom Bus, der sich einer Haltestelle nähert, eine entsprechende Durchsage nach außen ausgehen könne. Die Priorisierung der Haltestellen, die umgebaut werden, wollte er auch von der Umgebung abhängig machen, etwa davon, ob sich in der Nähe ein Altenheim befindet.

Auf Frage von Dieter Franz Hoff nach einer Finanzierung durch Werbung sprach Bürgermeister Riemer von „verbrannter Erde“. Vor Jahren wollte ein großer Werbeträger 30 bis 40 Bushaltestellen pro Jahr umrüsten, wenn er im Gegenzug große Werbetafeln aufstellen dürfe: „Als die Tafeln standen, hat er nach zehn Bushaltestellen gesagt, es lohnt sich nicht.“