Kirchheim. Die volle Teilhabe am Leben sollte möglichst allen zustehen. Deshalb hat der Gemeinderat den Inklusionsplan der Stadt Kirchheim mitsamt den dazugehörigen Aktionsplänen für 2022 und 2023 einstimmig abgesegnet. Es geht dabei um die Bewusstseinsbildung durch Öffentlichkeitsarbeit, um barrierefreies und bezahlbares Wohnen, um Inklusion in Freizeit, Sport und Kultur, in Ausbildung und Arbeit, in der Bildung sowie um barrierefreie Mobilität im öffentlichen Raum.
Christine Bald, zuständige Mitarbeiterin des Sachgebiets Soziale Lebenslagen, sprach von einem Paradigmenwechsel. Es werde nicht mehr so sehr auf einzelne Einrichtungen geschaut, sondern auf die generellen Voraussetzungen, um Gleichberechtigung zu ermöglichen. Als Beispiel führte sie aus: „Wo es einen rollstuhlgerechten Zugang gibt, ist der Rollstuhlfahrer nicht mehr behindert.“
Querschnittsaufgabe für alle
Der 79 Seiten starke Inklusionsplan diene als Orientierungsrahmen. Hinzu kommen 24 Seiten Aktionsplan für die nächsten beiden Jahre. Das übergeordnete Ziel der Pläne nannte Christine Bald ebenfalls: „Es geht darum, Menschen mit Behinderung ganz selbstverständlich mitzudenken – etwa an Bushaltestellen, in Kindergärten und Schulen.“ Oberbürgermeister Pascal Bader verglich das Thema Inklusion deshalb mit dem Klimaschutz: „In beiden Fällen handelt es sich um Querschnittsthemen, die alle Abteilungen innerhalb der Stadtverwaltung betreffen.“
Dass sich Behinderungen bei weitem nicht nur auf die oben genannten Rollstuhlfahrer beschränken, zeigen die Themen der Aktionspläne: Da geht es um die barrierefreie Homepage der Stadt, um Informations- und Vernetzungsveranstaltungen für Selbsthilfegruppen, um Workshops für Vereine, Kooperationsprojekte für gemeinsame Veranstaltungen, um barrierefreie Beschäftigungsangebote, um Inklusion bei der jährlichen Berufsinfomesse, in Kindertagesstätten oder auch in der Kernzeitbetreuung.
Beim Blick auf die absoluten Zahlen zeigt sich außerdem, dass nicht nur ein paar Handvoll Kirchheimer zu den Betroffenen zählen. Rund 3 000 Einwohner der Stadt sind offiziell als schwerbehindert anerkannt, weil der Grad ihrer Behinderung bei mindestens 50 liegt. Bei weiteren 1 000 Einwohnern liegt diese Gradzahl zwischen 20 und 50. Dabei handelt es sich aber nur um diejenigen, deren Behinderung auch amtlich anerkannt ist. Die tatsächlichen Zahlen dürften also weitaus höher liegen. Am häufigsten sind Gehbehinderungen. Danach folgen geistige oder seelische Beeinträchtigungen sowie schwere Seh- oder Hörbehinderungen. Andreas Volz