Kirchheim strebt den großen Wurf an mit einer zukunftsweisenden Online-Plattform im Internet. Was die Stadt plant und woran sie seit drei Jahren im Verbund mit der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt aus Nürtingen, dem BDS und dem City Ring tüftelt, das ist weit mehr als ein lokaler Online-Shop. Es ist eine Art Marktplatz im Netz. „Wir wollen die Stadt authentisch abbilden“, erläuterte Professor Dr. Dirk Funck aus Nürtingen das Ziel, „der Bürger soll etwas davon haben.“ Was ihm geboten werden soll, ist eine Art unverzichtbarer Alltagsbegleiter, der alles beinhaltet: Information, die Möglichkeit zum Austausch miteinander, Neuigkeiten, lokale Nachrichten und Verkehrshinweise und ein Blick auf das örtliche Gewerbe.
„Natürlich ist ein Hintergedanke, den Handel in der Stadt zu stärken“, erläuterte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker in der Sitzung des Gemeinderates. Schließlich habe die Stadt geradezu die Verpflichtung, sich gut aufzustellen. Dabei beschreitet sie neue Wege, wie Dirk Funck zusammenfasste. Das Ziel ist eben nicht, online zu shoppen, sondern den Interessenten mittels Online-Darstellung in die Stadt zu locken. Für Funck stellt eine moderne Online-Plattform ein notwendiges Element der Infrastruktur einer Stadt dar. Die Stärkung der Kaufkraft ist eine willkommene Konsequenz, die ein überzeugender Auftritt im Internet nach sich zieht.
Das alles kostet natürlich Geld. Abgesehen von der Einrichtung des Angebots muss es eine Art „lokalen Kümmerer“ geben, der den Online-Auftritt gestaltet und moderiert. Da Kirchheim schon weit in der Planung ist, macht sich die Stadt Hoffnungen, im Ideenwettbewerb des Landes „Lokaler Online-Marktplatz“ zu punkten. Hier winkt ein Zuschuss von bis zu 200 000 Euro. Damit könnten bis zu 80 Prozent der Projektkosten gestemmt werden. Die Kommune verpflichtet sich im Gegenzug, eine Stelle mit 20 Stunden pro Woche für Aufbau, Pflege und Vermarktung der Online-Plattform zu schaffen.
Alle Fraktionen gehen diesen Weg mit. „Ich möchte nicht, dass Google unsere Stadt abbildet“, riet CDU-Mann Wilfried Veeser dazu, das Heft selbst in die Hand zu nehmen. Einem lebendigen Auftritt im Netz traut er zu, viele Menschen in die Stadt zu bringen. „Die Plattform soll Lust auf Kirchheim machen“, fasste Bettina Schmauder von den Freien Wählern ihre Ziele zusammen. Für sie handelt es sich hier um ein notwendiges Infrastrukturprojekt, das selbstverständlich gestützt werden müsse. Die größte Herausforderung bestehe darin, die Plattform auch wirklich erfolgreich zu betreiben. Dr. Silvia Oberhauser von der Frauenliste schätzt besonders die Tatsache, dass es hier nicht nur um eine wirtschaftliche, sondern um eine politische Idee geht. Als „gut durchdacht“ bezeichnete Manfred Machoczek von den Grünen das Projekt, das nicht einfach Online-Giganten nachahmt: „Wir wollen kein Ersatz-Amazon sein.“ Arne Knoblauch von der SPD begrüßte die ganzheitliche Betrachtung der Stadt und setzt nun auf einen langen Atem.
Abstimmung: Einstimmig hieß der Gemeinderat die Konzeption gut und befürwortete den Ideenwettbewerb.