Über Brücken zu schreiten, kann Spaß machen. Brücken unterhalten zu müssen, ist dagegen meist kein Spaß für eine Stadtverwaltung. In Kirchheim können die Verantwortlichen davon ein Lied singen. Mehr als 100 Brücken gibt es in der Stadt. Viele sind in die Jahre gekommen. Drei davon sollen jetzt umgehend saniert werden. Das wird teuer: „817 000 Euro stehen dafür im Haushalt zur Verfügung“, teilte Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader im zuständigen gemeinderätlichen Ausschuss mit und schob sofort nach: „Das reicht aber nicht.“ Daran tragen vor allem die jüngsten Preissteigerungen Schuld. Eine überplanmäßige Ausgabe in Höhe von 189 000 Euro wurde daher umgehend beantragt.
Gießnaubrücke
Am teuersten wird die Sanierung der Gießnaubrücke in der Bohnau. Sie wird zwar fast nur von Fußgängerinnen und Fußgängern als Brücke wahrgenommen, stellt aber dennoch eine ausgesprochen wichtige Verkehrsverbindung ins Gewerbegebiet dar. Deshalb muss sie auch jede Menge Schwerlastverkehr aushalten. In Betrieb genommen wurde sie vor fast einem halben Jahrhundert, nämlich im Jahr 1976. Das Baujahr bedeutet bei allen Mängeln am Bauwerk auch eine gute Nachricht: „Die Brücke wurde damals schon nach neuer Norm gebaut“, teilte Siegbert Spies vom Ingenieurbüro „infra-teck“ mit. Deswegen handelt es sich bei der jetzt geplanten Sanierung nicht nur um eine temporäre Lösung, sondern um eine langfristige. Das kostet auch immerhin deutlich über eine halbe Million Euro.
Außer etlichen Arbeiten am Bauwerk und einer neuen Oberfläche erhält die marode Brücke auch ein neues Geländer. Das alte entspricht mit einer Höhe von einem Meter nicht mehr den heutigen Vorgaben von 1,30 Metern. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich in den Sommerferien durchgeführt. Die Fahrbahn muss dann jeweils halbseitig gesperrt werden, eine Ampel regelt den Verkehr.
Holzbrücke über die Lauter
Nur gut halb so teuer kommt die Sanierung der hölzernen Rad- und Fußgängerbrücke über die Lauter am Rand der Innenstadt. In der Verlängerung der Ludwigstraße Richtung Plochinger Straße sind nicht nur viele Freihof-Schülerinnen und Schüler unterwegs, die Querung ist auch für das Radwegnetz von Bedeutung. Die Brücke besteht aus einer Holzkonstruktion auf Stahlbetonstreifenfundament. Mit einem Alter von gut 40 Jahren ist sie längst ein dauerhaftes Sorgenkind und wurde bereits saniert. Jetzt muss nach Einschätzung der Fachleute ein Neubau her. Eine neue Stahlbetonbrücke kann auf den bestehenden Widerlagern eingebaut werden. Bei dieser Gelegenheit wird die Brücke verbreitert, damit mehr Platz für Fahrräder und Fußgänger ist. Statt bisher 2,5 Meter wird die lichte Breite zwischen den Geländern künftig 3,2 Meter betragen.
Lauterbrücke in der Jahnstraße
Die dritte im Bunde liegt in der Jahnstraße zwischen Krone-Kreisel und Alleenschule. Hier muss ein neues Geländer her. Seit den Bauarbeiten an den Neubau der Lauterterrassen ist in Schulnähe eine Stelle entstanden, von der Gefahr ausgehen könnte. Bislang dient dort ein Bauzaun als Absicherung. „Da sollte aber eine fachgerechte, sichere Lösung her“, bilanzierte Siegbert Spies. Dieser Meinung waren alle im Gremium, weswegen die Planung einstimmig abgesegnet wurde. „Die Kostensteigerung ist plausibel“, wies CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Natalie Pfau-Weller auf die allgemeine Preisexplosion hin und betonte, man wünsche sich eine kontinuierliche Ertüchtigung. Bürgermeister Günter Riemer blickte nach Esslingen und relativierte die Ausgaben: Dort würden gerade ebenfalls drei Brücken saniert, was die Stadtkasse mit mehr als 100 Millionen belaste.