In Kirchheim fehlen nach wie vor Betreuungsplätze – und das wird sich trotz aller Anstrengungen so schnell nicht ändern. Das ist die Erkenntnis, die der Gemeinderat aus dem Kindergartenbedarfsplan 2024/25 mitnehmen kann.
Für Kinder unter drei Jahren fehlen im kommenden Kindergartenjahr 123 Plätze, für Kinder über drei Jahren sind es 166 Plätze zu wenig, zusammengerechnet also 289. Das ist eine „Hausnummer“, mit der viele „Hausaufgaben“ einhergehen.
Stadtrat Reinhold Ambacher (Freie Wähler) nannte diese Zahlen „schlimmer, als wir erwartet haben,“ und fügte hinzu: „Hinter jedem fehlenden Platz steckt eine Familie, die sich im Stich gelassen fühlt.“ Er bemängelte nicht nur, dass die Kindergartenplätze rein baulich fehlen. Er hatte auch erhebliche Zweifel daran, dass sich die benötigten Betreuungskräfte finden lassen, sollten die Gebäude tatsächlich zur Verfügung stehen.
Er forderte „Lösungsansätze – und zwar zügig und schnell“. Seinerseits nannte er etliche Ansätze: „Containerlösungen zum Beispiel oder die vorübergehende Nutzung leerer Schulräume. Kindergärten lassen sich auch auf einfachste Art erstellen. Wir müssen die freien Träger sofort mit einbinden und auch Möglichkeiten für Betriebskindergärten ausloten.“ Ein „Wir sind dran“ sei ihm zu wenig: „Hier läuft doch gewaltig was schief.“
Oberbürgermeister Pascal Bader wies den heftigeren Teil der Angriffe entschieden zurück: „Das ist so nicht richtig. Wir haben den Naturkindergarten am Galgenberg. Es kommen der Neubau in der Tannenbergstraße und der Jurtenkindergarten auf dem Schafhof.“ Am Südbahnhof plane ein privater Investor neue Wohnungen einschließlich einer Kindertagesstätte. Die Stadtverwaltung sei in vielen Gesprächen – auch mit privaten Betreibern.
An einer Stelle gab er Reinhold Ambacher Recht: „Es reicht immer noch nicht. Es ist zu viel, wenn 289 Plätze fehlen.“ Wenn es mit den Neubauten nicht schnell genug gehe, liege das nicht allein an der Stadt: „Ein Kindergarten wird leider nicht von heute auf morgen gebaut. Selbst bei vorgefertigten Jurten gibt es viele Hindernisse bürokratischer Art.“ Sein erstes Fazit, mit dem er sich schützend vor die Stadtverwaltung stellte: „Wir schlafen nicht.“
Frühzeitige Information gefordert
Für SPD-Stadträtin Marianne Gmelin steht fest: „Die neuen Kindergärten sind bis auf den Galgenberg leider nicht fertig, woran auch immer das liegen mag.“ Sie forderte deshalb, dass die Verwaltung den Gemeinderat früher informieren soll – über die Zeiten und über die Gründe von Verzögerungen. Schließlich seien es häufig auch die Gemeinderatsmitglieder, die in diesem Fall persönlich um Auskünfte gebeten werden.
Wilfried Veeser (CDU) stellte fest: „Eltern brauchen keine Absichten, sie brauchen Plätze für ihre Kinder.“ Trotz fehlender Plätze nehme er aber wahr, dass sich sehr viel tut: „Für uns ist die Kindergartenarbeit ein Riesendampfer, und der ist jetzt immerhin auf den Weg gebracht.“ Trotzdem daure es noch einige Zeit, bis der Dampfer volle Fahrt aufnehme.
Was das Personal betrifft, hatte Oberbürgermeister Bader den „Erprobungsparagrafen“ ins Spiel gebracht, der es beispielsweise erlaube, Nicht-Fachkräfte einzusetzen: „Diese Möglichkeit diskutieren wir.“ Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Manfred Machoczek fragte in diesem Zusammenhang noch einmal explizit nach den zehn spanischen Fachkräften. Das scheine nicht immer ganz so rund zu laufen, zumindest wenn es um deren volle Einsetzbarkeit gehe. Monika Voltmann, die das Sachgebiet Kindertageseinrichtungen leitet, klärte auf, dass in diesem Fall noch gewisse Nachschulungen und Nachprüfungen erforderlich seien – auch was Sprachkurse betrifft: „Deswegen sind die spanischen Fachkräfte im Moment noch nicht voll auf den Personalschlüssel anrechenbar.“ Grundsätzlich gebe es bezüglich der Kräfte aus Spanien „sehr viel positive Resonanz von allen Seiten“.
CIK-Stadtrat Tobias Öhrlich legte Wert auf die Feststellung, dass es sich bei den fehlenden 289 Plätzen nicht ausschließlich im Versäumnisse der letzten zwei Jahre handle, und Heinrich Brinker („Kirchheim.Sozial“) forderte eine Gesamtbetrachtung: „Wir dürfen nicht isoliert auf Schulen, Kitas und Wohnungen schauen.“
„Zu viel Bürokratie“
Der Oberbürgermeister wiederholte mantra-artig: „Wir sind ja dabei, das integriert zu denken. Die Ungeduld teilen wir alle. Es ist klar, dass alles immer viel zu lange dauert. Auch uns in der Verwaltung geht die Hutschnur hoch, wenn zu viel Bürokratie einen Naturkindergarten blockiert.“
Vielleicht läuft es einfach wie beim Rennen zwischen Hase und Igel: Kaum hat die Stadt den Bedarf ansatzweise erfüllt, meldet sich ein viel höherer Bedarf und sagt: „Ich bin schon da.“ Das prophezeit die Sitzungsvorlage: „Der Fehlbedarf wird sich nach heutigem Stand aufgrund verschiedener Faktoren erhöhen.“