Kirchheim
Kirchheim schafft Hauptroutenfür den Radverkehr

Mobilität Immer mehr Menschen sind in Kirchheim mit dem Fahrrad unterwegs. Um bessere Routen planen zu ­können, will die Stadt Kirchheim künftig mehr Verkehrsdaten erheben. Von Antje Dörr

Wer regelmäßig aus südlicher Richtung in die Stadt radelt, kennt ihn: Den Fahrradzähler, der in der Dettinger Straße die Radler registriert, die in die Stadt hinein- und wieder herausfahren, und der der Stadtverwaltung damit wertvolle Daten liefert. Schließlich ist es erklärtes Ziel der Stadt, die bereits zwei Mal als „fahrradfreundliche Kommune“ ausgezeichnet worden ist, noch attraktiver für den Radverkehr zu werden. Im Jahr 2023 radelten im Schnitt 1249 Menschen pro Tag am Fahrradzähler vorbei. Das sei eine Steigerung von 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, sagt Dr. Thomas Ernst, Mobilitätsbeauftragter der Stadt Kirchheim, der die Daten auf Anfrage ausgewertet hat. Der Spitzentag in diesem Jahr war der 6. Juli 2023 mit einem Wert von 2335. Beliebtester Fahrradtag im laufenden Jahr war der Donnerstag.

 

Verkehrsplanung muss auf der Basis von Fakten, nicht von Emotionen gemacht werden.
Günter Riemer, Bürgermeister
 

Wie aussagekräftig diese Zahl ist, darüber lässt sich streiten. Denn durch die Dettinger Straße führt nur eine Route in die Innenstadt, wenn auch eine der wichtigeren. Ein Messpunkt in der Stadt, der noch nicht einmal auf einem der Schulwege platziert ist, sei natürlich nicht ausreichend, sagt auch Bürgermeister Günter Riemer. „Wir müssten an viel mehr Stellen solche Sensoren aufstellen.“ Aus diesem Wunsch soll schon bald Wirklichkeit werden: Laut Thomas Ernst gibt es die Idee, an mehreren Punkten in der Stadt mobile Zählstellen einzurichten, die entweder über kleine Schläuche auf der Straße Fahrräder erkennen oder per Video. „Die Videoaufnahme erkennt keine Menschen, sondern nur Umrisse“, so Ernst. Schließlich sind Videoaufnahmen im öffentlichen Raum in Deutschland aus datenschutzrechtlichen Gründen verboten.

Bulkesweg bald fertig

Verkehrsdaten sollen laut Riemer künftig auch noch stärker städtische Planungen beeinflussen. Beispielsweise, wenn es um die Ausweisung von Fahrradstraßen geht, die in Kirchheim geplant sind. Beinahe fertiggestellt ist die Fahrradstraße Bulkesweg: Dort werden Fahrradfahrer künftig Vorrang haben. Autos dürfen zwar nach wie vor hindurchfahren, müssen sich aber an die Geschwindigkeit der Radler anpassen. Eine deutlich schmälere Fahrbahn von nur noch 4,50 Metern soll dafür sorgen, dass Autofahrer die Straße nicht mehr als Durchfahrtstraße nutzen. Wenn der Bulkesweg Ende des Jahres fertiggestellt ist, wird es für Fahrradfahrer, die vom Lenninger Tal oder aus Wendlingen und Ötlingen Richtung Innenstadt wollen, keinen schnurgeraden, aber immerhin einen durchgängigen Fahrradweg geben. „Es geht darum, eine Hauptroute zu schaffen, sodass der Radverkehr flüssig durchfahren kann“, sagt Günter Riemer. Ziel sei es, Menschen, die bisher aus Sicherheitsgründen nicht Fahrrad fahren würden, umzustimmen. Der Bulkesweg soll nicht die einzige Fahrradstraße bleiben, auch aus den anderen Richtungen sind solche Hauptrouten geplant. 

Dass es beim innerstädtischen Radverkehr eine Steigerung gibt, ist für Günter Riemer trotz unzureichender Verkehrsdaten unstrittig. „Wir sehen es beispielsweise an den Radabstellplätzen in der Innenstadt“, sagt der Bürgermeister. In der Tiefgarage habe man für die städtischen Beschäftigen Gitterboxen auf Autostellplätzen gebaut, „aber die waren auch gleich wieder voll“. Im abendlichen Freizeitverkehr seien viele Menschen mit dem Rad unterwegs und an den Schulen sowieso. Auch beim diesjährigen Stadtradeln hätten deutlich mehr Menschen teilgenommen als im Vorjahr.