Fünf Kirchheimer machen sich am Wochenende auf die Reise nach Berlin, um den Bundespräsidenten zu wählen: die Landtagsabgeordneten Andreas Schwarz (Grüne), Natalie Pfau-Weller (CDU) und Andreas Kenner (SPD) sowie die
Bundestagsabgeordneten Michael Hennrich (CDU) und Renata Alt (FDP). Die beiden anderen Bundestagsmitglieder, die Kirchheim vertreten – Nils Schmid (SPD) und Matthias Gastel (Grüne) – wohnen nicht in Kirchheim. Obwohl der Bundespräsident am Sonntag in geheimer Wahl bestimmt wird, dürften alle fünf Kirchheimer dieselbe Wahl treffen: Zumindest empfehlen ihre Parteien die Wiederwahl Frank-Walter Steinmeiers.
Es dürfte also eine schnelle Angelegenheit für die Bundesversammlung werden, die einzig zu dem Zweck in Berlin zusammenkommt, um das Staatsoberhaupt für die kommenden fünf Jahre zu wählen. Trotzdem betonen die drei Kirchheimer Landtagsabgeordneten unisono, dass sie es als eine große Ehre betrachten, diesem Gremium anzugehören, das zum 17. Mal einberufen wird.
Andreas Schwarz ist da bereits ein „alter Hase“, denn schon 1999 war er dabei, als Johannes Rau gewählt wurde. „Man hat mich damals als Sprecher des Kirchheimer Jugendgemeinderats nominiert, und deshalb will ich auch heute in meiner politischen Arbeit junge Leute unterstützen.“ Als Fraktionsvorsitzender im Landtag hat er das Vorschlagsrecht, wenn es darum geht, wen die baden-württembergischen Grünen in die Bundesversammlung schicken. Neben dem Ministerpräsidenten, der Landtagspräsidentin und dem Fraktionsvorsitzenden zählen dazu auch weitere Abgeordnetenkollegen, außerdem aber auch zahlreiche Prominente. Mit dabei auf dem „Ticket“ der Grünen Baden-Württembergs sind zum Beispiel Schauspielerin Sibel Kekili, Astronaut Alexander Gerst und SCF-Trainer Christian Streich.
Zudem hat Andreas Schwarz – eingedenk seiner eigenen Erfahrung von 1999 und seiner Absicht, junge Leute zu unterstützen – die 19-jährige Clara Jasmin Schweizer, Sprecherin des Jugendrats in Nürtingen, vorgeschlagen: „Das ist eine junge engagierte Frau, die trotz ihrer Jugend schon was geleistet hat. Sie zu fördern ist mir wichtig, das ist mehr als nur Symbolik.“ Eine besondere Auszeichnung in diesem Fall: Gemeinsam mit Andreas Schwarz und Landtagspräsidentin Muhterem Aras fährt die junge Nürtingerin morgen im Zug nach Berlin.
Die Empfänge fallen aus
Andreas Kenner hatte die junge Nürtingerin noch nicht ganz auf dem Schirm, als er voller Stolz feststellte: „Wenn gleich fünf Kirchheimer den Bundespräsidenten wählen, zeigt das die Bedeutung unserer Stadt.“ Schade findet er es, dass das Drumrum mit Empfängen in der Hauptstadt pandemie-bedingt entfällt. Immerhin hätte er es sich nie im Leben träumen lassen, einmal Mitglied der Bundesversammlung zu sein. Er wurde von seiner Fraktion als einer derjenigen nominiert, die zum ersten Mal dabei sind, denn jedem Abgeordneten soll diese Ehre möglichst einmal zuteilwerden. Als besonderes Mitglied der baden-württembergischen SPD-Delegation nennt er Karla Spagerer, „eine Holocaust-Überlebende mit über 90“.
Ersatz steht bereit
Genau wie ihr Kollege Andreas Kenner, ist auch Natalie Pfau-Weller zum ersten Mal Mitglied der Bundesversammlung – in ihrem Fall, weil die jüngeren Mitglieder der CDU-Fraktion diese Chance erhalten sollten. Sie ist vor allem schon darauf gespannt, „wo wir im Paul-Löbe-Haus sitzen werden“. Wegen der Pandemie-Bestimmungen ist ohnehin manches anders als sonst. Selbst die tatsächliche Teilnahme an der Bundesversammlung könnte noch auf der Kippe stehen. Sollte der Corona-Test unmittelbar vorher positiv ausfallen, stehen Ersatz-Delegierte bereit, die kurzfristig einspringen. Nicht für alle gibt es indessen adäquaten Ersatz: Gegen Christian Streich stellt die baden-württembergische CDU immerhin Bundestrainer Hansi Flick auf.