Wie kommt man wieder in Aktion, das ist doch jetzt das Thema“, sagt Martin Wirthensohn, Geschäftsführer der Lebenshilfe Kirchheim im Gespräch mit Kirchheims Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader, das in den Räumen der Lebenshilfe Kirchheim stattgefunden hat. Man könne nicht bei allen Fragen rund um das Thema Menschen mit Behinderung jetzt noch zwei Jahre die Pausetaste drücken, denn Corona werde uns auch in den nächsten Monaten nicht verlassen, so Wirthensohn.
„Zum Beispiel sind inklusive Sportangebote für Menschen mit Behinderung weiterhin ganz arg wichtig“, meint Irmgard Schwend, stellvertretende Vorsitzende und Mutter eines erwachsenen Kindes mit Behinderung. „Die lieben Sport: Fußball, Volleyball, Tischtennis. Aber es gibt keinen Verein, der sie aufnimmt“, so Schwend. Oberbürgermeister Bader sagte zu, das Thema im städtischen Sportverein VfL Kirchheim einzubringen.
Kritisch sieht die Vorstandsvorsitzende Bärbel Kehl-Maurer weiterhin die Inklusion im Krankenhaus. Noch immer gäbe es für Menschen mit Behinderung keine Assistenz im Krankenhaus, was bedeutet, dass immer ein Angehöriger mit muss. Wenn der nicht könne, weil er beruflich eingebunden oder selbst zu alt sei, werde der Krankenhausaufenthalt schnell zur traumatischen Erfahrung. „Die Kommune Kirchheim könnte doch der Motor werden für Inklusion in der Region“, schlägt Kehl-Maurer vor.
Oberbürgermeister Bader sicherte zu, das Fachforum Inklusion schnell wieder zu starten. Dabei handelt es sich um eine eigentlich regelmäßig stattfindende Gesprächsrunde, bestehend aus Gemeinderäten und Vertretern der Vereine und Verbände. Über das Forum könnten die Anliegen der Menschen mit Behinderung besser gehört werden. So könne zum Beispiel auch eine Toilette mit Wickeltisch für Erwachsene für das neue Verwaltungsgebäude geplant werden. „Denn so eine gibt es in ganz Kirchheim nicht“, weiß Kehl-Maurer. Das heiße konkret, dass Eltern mit erwachsenen Wickelkindern nicht einfach mal gemütlich durch die Stadt bummeln könnten.
Außerdem mangele es an vielen Ecken der Stadt an Barrierefreiheit, so die Vorstandsvorsitzende. Viele Wege seien für Menschen mit Behinderung nicht zu bewältigen, die Bordsteine zu hoch, die Busfahrpläne zu kompliziert, die Wege zu schlecht beschildert. „Unsere Bewohner könnten sie doch mal durch die Stadt führen und Ihnen zeigen, was schwierig ist“, schlägt Kehl-Maurer vor. Und da ist Pascal Bader sofort mit Begeisterung dabei: „Ein gemeinsamer Spaziergang, das ist doch super. Das machen wir!“ Der Rathauschef muss zur nächsten Veranstaltung, vier Termine hat er an diesem Abend noch. Er spurtet über den Hof der Lebenshilfe zu seinem Rad. Doch da begegnet er Nico Schwend, einem Wohnheim-Bewohner. „Ich bin Nico und wer bist du?“ - „Ich bin Pascal“, antwortet der OB, und hat dann doch noch ein bisschen Zeit.